Dießen:Prunkvolle Feierlichkeit

Münsterkonzert in Dießen

Effektvoll und feierlich: Stephan Ronkov und Trompeter Franz Tröster bei ihrem Konzert in Dießen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kirchenmusiker Stephan Ronkov und Trompeter Franz Tröster brillieren beim Neujahrskonzert

Von Reinhard Palmer, Dießen

Für den Jahreswechsel lud der Kirchenmusiker am Dießener Marienmünster Stephan Ronkov zwei rumänische Landsleute ein, in den Jahreswechselkonzerten die Trompete zu blasen. Während Johann Konnerth in der Silvesternacht das alte Jahr verabschiedete, begrüßte Franz Tröster 2017 im Neujahrskonzert mit dem gleichen Programm vor zahlreichen Zuhörern. Wegen der Kälte ein Konzert unter erschwerten Bedingungen. Doch wer schon in allen möglichen Musikgenres unterwegs war und gewiss vielen Unwegsamkeiten trotzen musste, wie Tröster, lässt sich davon nicht beirren.

Tröster ist ein überaus vielseitiger Musiker, der neben klassischer Literatur auch Musical, Big-Band-Tanzmusik und Volksmusik im Repertoire mitführt. Letzteres noch aus den 1990er Jahren unter prominentem Label der Egerländer Musikanten von Ernst Mosch. Diese Vielseitigkeit machte sich denn auch in der spieltechnischen Flexibilität, kammermusikalischen Einfühlsamkeit, virtuosen Kraft und rhythmischen Prägnanz bemerkbar. Das ausgewählte Repertoire setzte auf prunkvolle Feierlichkeit, die Ronkov mit reichhaltiger Registrierung schon in der Orgelunterlage strahlen ließ und dabei entsprechend transparent blieb. Solistisch nahm er sich wortwörtlich pompöse Kompositionen vor: Zwei auf die Orgel transkribierte Militärmärsche des Zyklus "Pomp and Circumstance" aus der Feder von Sir Edward Elgar, wovon die Nr. 1 mit dem Text "Land of Hope and Glory" einst die Krönungsfeierlichkeiten von Edward VII. untermalte und heute als zweite englische Hymne gilt. Auch der Marsch Nr. 4 ist im selben Schema angelegt. Den konzertanten straffen Teil, der Anfang und fulminantes Ende bildet, formte Ronkov mit rhythmischer Schärfe in satter Registrierung, während der jeweils melodiöse, bisweilen sinnierend verwobene Teil in festlicher Wärme mäanderte und den feierlich-majestätischen Kontext auf den Plan rief. Eine erhebende Kombination, die dem Anlass entsprechend im Dießener Neujahrskonzert auch den Werken für Orgel und Trompete zugutekam. Mit weniger Pomp, doch dafür mit schönmusikalischer Musizierfreude. Gerade bei den harmonieliebenden Italienern.

Sowohl der Geigenvirtuose Tartini wie auch der Opernkomponist Bellini waren zudem Meister der sinnenfreudig-sanglichen Melodien, die in Ihren Trompetenkonzerten Franz Tröster das adäquate Material an die Hand gaben, im strahlenden Trompetenpart weit gespannte melodische Linien ins Münstergewölbe zu schicken. Tartinis Virtuosität - er war das Vorbild für Paganini - spiegelte sich auch in seiner D-Dur-Komposition in der konzertant-virtuosen Trompete wider. Den beschwingt rhythmisierten Rahmensätzen mit Schmetterblech stellte Tröster aber auch schönmusikalische Besinnlichkeit des Mittelsatzes in himmlischen Höhen gegenüber. In Bellinis zweisätzigem Es-Dur-Konzert fand das Duo ebenso homogen zu einem feierlichen Klangbild zusammen, das nach einem romantischen Kopfsatzgesang im heiteren zweiten Satz weiterhin beherrschend blieb. Die Komposition des Orgelvirtuosen Hans Uwe Hielscher (Jahrgang 1945) war eine Rarität im Konzertprogramm, obgleich der Komponist ein beachtliches Oeuvre vorzuweisen hat. Seine "Fantasia Gregoriana" op. 45 lebte hier von einem Wechsel aus lyrisch-melancholischen Phrasen und rhythmischer Prägnanz, impressionistischer Gefühlswelt und jazziger Beschwingtheit. Diese Komplexität sollte jedoch nicht das Schlusswort sein. Mit Louis Viernes "Carillon de Westminster" aus "Pièces de Fantaisie" op. 54 ließ Ronkov das reiche Kolorit der Dießener Orgel flirren, um die majestätische Melodie des Londoner Westminster-Glockenspiels darin effektvoll einzubetten. Frenetischer Applaus.

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