Sie hat eine bewegte Geschichte, die "Pfeffermühle" in Riederau. Beherbergt das Gebäude doch seit vielen Jahrzehnten nicht nur wechselnde Gaststätten und Restaurants, der Bau diente auch schon als örtliches Schulhaus und Obdachlosenheim. Seit bald einem Jahr ist das Gasthaus jetzt geschlossen und leer. Die Dießener Gemeinderäte haben kürzlich einstimmig dem Umbau und der Umnutzung des Gebäudes als Café und Physiotherapiezentrum zugestimmt.
Stefan Widler bedauert den beabsichtigten Verkauf des ehemaligen Lokals "Pfeffermühle".
(Foto: Franz Xaver Fuchs)Was die Historie des Hauses angeht, weiß der ehrenamtliche Ortschronist Stephan Widler bestens Bescheid. Es ist ein Steckenpferd des 54-jährigen Verkaufsgebietsleiters, alles über die Geschichte des Dießener Ortsteils Riederau und dessen Bauten in Erfahrung zu bringen. "Ich finde es einfach wichtig, dass die Leute wissen, wo sie herkommen", sagt er.
Laut Widler ist das Anwesen in der heutigen Seiboldstraße 23 um 1580 erstmals urkundlich erwähnt: Jörg Seytz war in jener Zeit offensichtlich der Eigentümer des Hauses, das damals noch die Hausnummer zwei trug. Der Hausname lautete beim "Sepp". Im Jahre 1894 hat man das Kleinbauernhaus dann abgebrochen und an seiner Stelle einen Neubau errichtet. Doch das Gebäude stand nicht einmal zehn Jahre, dann wurde es 1903 abgebrochen und stattdessen ein als "Villa" bezeichnetes Gebäude dort errichtet. Vom Jahr 1930 an nutzten die jeweiligen Eigentümer das repräsentative Anwesen in der Hauptsache gastronomisch. Zuerst ist es als "Café-Restaurant Schmachtenberger" und von August 1933 an als "Café Günther" in Riederau bekannt.
Die Postkarte zeigt das Gebäude in den 50er-Jahren.
(Foto: Marktarchiv)Nach Widlers Recherchen beherbergte das Gebäude im Zweiten Weltkrieg von November 1943 an die Riederauer Volksschule. Nicht ganz zwei Jahre später, im Mai 1945, wurde das Haus dann zum Obdachlosenheimumfunktioniert. Erst danach zogen darin wieder gastronomische Betriebe ein. Einmal hieß das jeweilige Lokal "Café Seestern", dann "Susanthas'" und heute ist es als "Pfeffermühle" bekannt. Die bislang letzte Pächterin des Anwesens, das sich in Privatbesitz befindet, war Edith Blazek. Sie hatte das Gasthaus "Zur Pfeffermühle" im vergangenen Frühjahr schließen müssen und das Gebäude Ende April 2021 verlassen. Seither steht das Haus leer.
Aus dem Gemeindearchiv ist zu erfahren, dass der Bau nicht unter Denkmalschutz steht. Archivarin Barbara Blankenburg konnte zudem eine historische Fotografie der Pfeffermühle in den Archivbeständen der Gemeinde finden. Sie stammt von einer Postkarte, von der sie annimmt, sie sei aus den 1950er-Jahren.
Für Leute, die sich für die Riederauer Ortsgeschichte interessieren, hat Widler übrigens einen virtuellen Rundgang auf seiner Homepage (www.riederau.net) konzipiert. Dort hat auch die Pfeffermühle einen Eintrag.