Dießen:Orffs zweite Geburt

Stiftung plant für 2018 eine Neuauflage der Festspiele

Von Gerhard Summer, Dießen

Das Rad der Fortuna könnte sich doch wieder drehen: 2018 soll es nach langer Zwangspause wieder Orff-Festspiele geben, obwohl sich bislang alles gegen einen Neuanfang verschworen zu haben schien. An der Konstellation hat sich offenbar nichts geändert: Für die Organisation soll nach wie vor ein Manager verantwortlich sein, "mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite", sagte Wilfried Hiller, der Vorstandsvorsitzende der Orff-Stiftung, am Mittwoch in einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Herbert Kirsch und anderen Mitgliedern des Kuratoriums: Veranstalter Florian Zwipf-Zaharia, inzwischen Intendant des Festspielhauses Füssen.

Zwipf-Zaharia hatte 2016 Insolvenz für seine Gesellschaft "Cultus Production GmbH" anmelden müssen. Der von ihm geplante Kulturherbst der Stadt Geretsried fiel genauso wie der Kultursommer von Garmisch-Partenkirchen flach. Und aus dem für 2017 terminierten Neustart des Orff-Festivals, dem das Kloster Andechs wegen Differenzen mit der Stiftung 2015 ein jähes Ende gesetzt hatte, wurde nichts.

Wie Hiller sagte, sollen nächstes Jahr das Weihnachts- und Osterspiel des Komponisten erklingen. Spielorte des Festivals könnten der Florianstadel in Andechs, ein Zelt in Dießen und das Prinzregententheater München sein. Und: Er stelle sich eine Kooperation mit dem Festspielhaus Füssen und den Festspielen in Passau vor.

Die Stiftung lässt den berühmten Komponisten schon heuer hochleben: mit einem Fest am 8. Juli und der Enthüllung einer 600 bis 700 Kilogramm schweren Bronze-Statue im Garten des Orffschen Wohn- und Arbeitshauses am Ziegelstadel 1. Das etwa drei Meter hohe Werk der Künstlerin Antje Tesche-Mentzen zeigt das von einem Lebensbaum getragene, achtspeichige Rad der Fortuna, die in den "Carmina Burana" besungen wird. Für Orff hatte das Symbol auch als zehnte Tarockkarte Bedeutung, denn der Komponist habe sich mit dem Spiel seine "Zukunft selbst geweissagt", so Hiller. Ihm zufolge gibt es gleich zwei Anlässe für die Feier mit dem Mendelssohn Vocalensemble, der Gruppe Dramaturgia, Tänzern und Geigern: Orff habe im August 1917 an der Ostfront einen Artilleriebeschuss überlebt - seine "zweite Geburt". Und heuer jähre sich das Datum der Carmina-Uraufführung in Frankfurt zum 80. Mal.

Zugleich will die Stiftung das von Kristine Gerhard geleitete Orff-Museum beleben, etwa mit Workshops für Kinder und dem Spaziergang "Von Orff zu Orff". Und Judith Janowski, die zuletzt für die "Ammerseerenade" arbeitete, tritt die Nachfolge von Ute Hermann an. Sie kümmert sich nun als Generalsekretärin um die Geschäfte. Die Stiftung residiert seit 2014 in dem Orff-Haus, das sie mit eigenen Mitteln für bisher etwa eine Million Euro sanieren und restaurieren ließ. Der Bestand sei gesichert, sagte Bürgermeister Kirsch, bis 2018 soll nun ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. Das Ziel: Die Stiftung will das Anwesen "zu bestimmten Zeiten" öffnen, damit Interessierte sehen können, wie Orff lebte und arbeitete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: