Dießen:Klinikbetrieb wächst langsam

Erstmals 20 Patienten im vormaligen Dießener Kloster

Von Armin Greune, Dießen

Ein gutes halbes Jahr nach der Eröffnung ist die psychosomatische Klinik im vormaligen Kloster Dießen zwar fertiggestellt, aber noch lange nicht ausgebucht. Erstmals hat kürzlich die Zahl der Patienten die 20 überschritten - bei insgesamt 100 Betten eine spärliche Belegung. Chefarzt Bert te Wildt ist mit der Entwicklung dennoch zufrieden: Der Aufbau eines Akutkrankenhauses, in der sich Patienten zur freiwilligen Behandlung einfinden, erfordere einen langen Atem - zumal man noch immer nur Privatpatienten aufnehmen könne. "Für Januar haben wir unheimlich viele Anmeldungen. Ich rechne damit, dass im Frühjahr oder Sommer die erste Station mit 32 Betten voll ist und wir die zweite eröffnen", sagt te Wildt.

Die Klinik, die wie die Benedictus-Krankenhäuser Tutzing und Feldafing zur Artemed-Gruppe gehört, hat im Mai den Betrieb aufgenommen. Zuvor war das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift in zweieinhalb Jahren Bauzeit generalsaniert worden. Artemed hatte die drei Gebäudeflügel mit fast 7000 Quadratmetern Nutzfläche im Sommer 2014 in Erbpacht von den Augsburger Vinzentinerinnen übernommen.

Von Anfang an bemühten sich die Klinikbetreiber um eine Zulassung durch die gesetzlichen Krankenkassen: "Wir hoffen, baldmöglichst auch Kassenpatienten aufnehmen zu können", sagt te Wildt, "der Antrag wird demnächst dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege vorliegen." In Fachkreisen habe die Klinik bereits viel Anerkennung gefunden: Schon zum ersten Psychotherapie-Symposium im Juni strömten 500 Fachärzte und Psychologen aus ganz Deutschland nach Dießen. Auch die monatlichen Abendveranstaltungen im Rahmen des Kolloquiums für psychosomatische Medizin sind stets gut besucht. Und ein gemeinsames Forschungsvorhaben mit der TU München über pathologische Internetabhängigkeit wird von verschiedenen Bundesministerien gefördert.

Daneben steht in Dießen für den Anfang vor allem die Behandlung von Menschen mit stressbezogenen Störungen und Erschöpfungsdepressionen im Fokus. Zur Therapie werden auch Tiere eingesetzt: Die Klinik hat dafür unter anderem eine Schafherde und sechs Esel angeschafft, mit den Bienenvölkern wird ein eigener Honig produziert. "Im Herbst haben die Patienten im Rahmen einer Achtsamkeitsübung Zentner von Äpfeln zu Saft verarbeitet", erzählt te Wildt. Dabei sei es das Ziel, "die analoge Schönheit dieser Welt wieder zu entdecken und die eigene Wirksamkeit zu spüren". Anfangs sei man der Klinik im Ort mit vielen Ängsten begegnet, "nun aber schlägt uns viel Wohlwollen entgegen, und auch wir fühlen uns in Dießen sehr wohl", sagt te Wildt.

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