Dießen:Kleine Entdeckungen

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Zur siebten Produzentenausstellung im Blauen Haus in Dießen reichen 30 Künstler ihre Arbeiten ein, darunter so bekannte Maler wie Bernd Zimmer und Hans Dumler

Von Katja Sebald, Dießen

Wie wäre es, wenn man ein Stück Heimat in einen Koffer packen und mitnehmen könnte in ein fernes ungewisses Leben? Der Bildhauer Nico Kiese hat zur Ausstellung "Das kleine Format" eine Heimat im kleinen Format beigesteuert. Seine Installation "Hello Again" gehört mit zu den eindrücklichsten Arbeiten, die derzeit im Blauen Haus in Dießen zu sehen sind. Im lauten Schnäppchenmarkt-Getriebe am Vernissagenabend aber war für ihre leise und gänzlich unverkäufliche Poesie wenig Raum.

Die von der Dießener Künstlerin Annunciata Foresti ins Leben gerufene Produzentenausstellung "Das kleine Format" findet heuer bereits zum siebten Mal statt. Wie immer wurde sie unter großem Besucherandrang eröffnet. Wie immer kam das Publikum, um in Partystimmung Kunst zu günstigen Preisen zu kaufen. Wie immer hielt Sepp Dürr die Eröffnungsrede. Wie immer hatte der Dießener Bürgermeister Herbert Kirsch die Schirmherrschaft übernommen, und wie immer tätigte die Gemeinde einen Ankauf, über den die Besucher per Stimmzettel entscheiden durften.

Ganz vorne in der Gunst der Besucher lagen die zurückhaltenden Gemälde von Angela Smets. Die Münchner Künstlerin geht stets von der Zeichnung aus, meist sind es architektonische Gegebenheiten, die sie dann mit malerischer Geste zu ruhigen Bildräumen verdichtet. Unübersehbar hingegen sind die kleinen Figuren, die Angelika Littwin-Pieper aus Keramik und allerhand Fundstücken formt. Die beiden älteren Engelsherren, die mit nichts als Saunahandtüchern bekleidet als Babysitter für das Jesuskind fungieren, das grünhäutige und etwas schmerbäuchige Pärchen und der schwer bewaffnete Säugling auf dem roten Plüschkissen schafften es auf Platz zwei. Und auf Platz drei der Publikumslieblinge lagen die Bilder von Ingried Stuckenberger, die mit der Kamera "grafische und malerische Strukturen" einfängt und auf Leinwand ausdruckt. Der Bürgermeister zeigte sich nach Rücksprache mit einigen Gemeinderäten generös und kaufte von allen drei Künstlerinnen jeweils eine Arbeit an.

30 Künstler haben in diesem Jahr kleine Formate eingereicht. In der Liste der Aussteller finden sich so klingende Namen wie der des Malers Bernd Zimmer aus Polling, der in diesem Sommer im Bernrieder Buchheim-Museum seine Arbeiten mit denen von Ernst Ludwig Kirchner zeigen durfte. Auch der eigenwillige Künstler Hans Dumler ist trotz seines hohen Alters wieder mit einer ganzen Reihe kleiner Gouachen vertreten. Neben seinen freundlich spitzbusigen Frauenfiguren finden sich diesmal nicht minder freundliche, rundhügelige Landschaften. Es lohnt sich aber auch, den Arbeiten der weniger bekannten Künstler Aufmerksamkeit zu schenken: den feinsinnigen Holzobjekten der Koreanerin Mary Kim etwa oder den bezaubernden "Blumenwiesen" von Yeunhi Kim: Die Künstlerin, die ebenfalls aus Korea stammt, bringt Pigmente auf mit Reispapier und Wachs beschichtete Kästchen auf und arbeitet dabei mit höchst subtilen Farbklängen. Nicht zu vergessen die heiteren Merkwürdigkeiten von Anh Duc Nguyen, zu denen auch ein Vanitas-Stillleben mit Skateboard-Rolle gehört. Und nicht zuletzt die ebenso winzigen wie geheimnisvollen Fotoarbeiten von Annunciata Foresti.

Die Ausstellung "Das kleine Format" ist bis zum 1. November 2015 jeweils Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr im "Blauen Haus" an der Prinz-Ludwig-Straße 23 in Dießen zu sehen. Parallel dazu findet im "Craft-Bräu" (Mühlstraße 12) die Sonderausstellung "Warten auf Bier" von Johannes Rössle statt.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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