Süddeutsche Zeitung

Dießen:Glupschs Abenteuer

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Cartoonist Erik Liebermann stellt im Taubenturm aus

Der Sensenmann steht vor der Haustür und schaut ziemlich entgeistert drein. Denn der Opa mit Gehstock, auf den er es abgesehen hat, ist sichtlich angetan von der Ausrüstung des Besuchs und deutet schon mal freudig aufs wuchernde Gras im Vorgarten. Kleine Missverständnisse, große Irrtümer und mittlere Katastrophen - all das kommt in Erik Liebermanns witzigen, hintersinnigen oder auch sarkastischen Cartoons vor. Mal trabt eine kleine Trauergemeinde hinter zwei Trägern her, die mit einem Sarg in Sesselform vorangehen, und ein Herr sagt zu seinem Nachbarn: "Die letzten Jahre saß er nur noch herum." Mal stellt ein Mann im grünen Mantel einer üppig ausgestatteten Schneefrau die Frage "Silikon?" Sie antwortet: "Quatsch, Pappschnee".

Liebermanns Markenzeichen ist das Männchen mit Glupschaugen und Knollennase, das kaum ein Fettnäpfchen auslässt. Der ADAC, für dessen "Motorwelt" er lange zeichnete, gab ihm einen Namen - "Anton Glupsch". Und diese Figur ist letztlich auch dafür verantwortlich, dass aus dem seriösen Industrie-Designer 1975 der hauptberufliche Cartoonist Liebermann wurde. Zuvor hatte der gebürtige Münchner, der aus einer Künstlerfamilie stammt und heute in Steingaden im Landkreis Weilheim Schongau lebt, an der Ulmer Hochschule für Gestaltung studiert. Er gehört zu dem Team, das die visuelle Gestaltung der Olympischen Spiele 1972 in München übernahm. Von Mitte der Siebzigerjahre an zeichnete der Künstler für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Rundschau und das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt, arbeitete für die Werbebranche und gab seine Arbeiten in 15 Sammelbänden heraus.

Unter dem Titel "Kleine besondere Vorkommnisse" zeigt der Künstler, der auch fotografiert und Landschaftsaquarelle malt, nun seine Cartoons im Taubenturm Dießen. Vernissage ist diesen Freitag, 19. August, um 20 Uhr. Die Ausstellung ist an den Wochenenden 20. und 21. August, 27. und 28. August sowie 3. und 4. September jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2016 / sum
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