Fischadler am Ammersee:Neubau statt Bruchbude

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Ein verlockendes Nistangebot machen die Naturschützer dem Fischadler-Paar am Südende des Ammersees, in dem sie einen alternativen Horstbaum präparierten. Damit wollen sie erreichen, dass die Vögel künftig die neue Nisthilfe (li.) auf der stabileren Nachbarpappel nutzen. (Foto: Markus Meßner)

Um den sensationellen Bruterfolg der Greifvögel von 2024 zu wiederholen, wird für sie ein neuer Horst präpariert. Noch ist das Paar aber nicht aus dem Winterquartier zurückgekehrt.

Von Armin Greune, Dießen

Es war eine kleine Sensation und eine große Freude für alle Naturfreunde: Im vergangenen Jahr wurde der in Südbayern extrem seltene Fischadler wieder am Ammersee heimisch. Erstmals seit Menschengedenken zog ein Pärchen in seinem Horst am Südufer zwei Jungvögel groß - trotz einer ganzen Reihe widriger Umstände. Laut Jana Jokisch, die im Auftrag des Landesbunds für Vogelschutz den Ammersee betreut, war es seit knapp 200 Jahren der erste gesicherte Bruterfolg eines Fischadlers in Oberbayern.  Damit sich das 2025 wiederholen kann, sollen die Vögel allerdings umziehen: Wenn sie demnächst aus ihrem Winterquartier in Afrika zurückkehren, wartet ein brandneues Domizil auf sie.

Nach eingehender Beratung zwischen Gebietsbetreuung und Schutzgemeinschaft Ammersee, dem Fischadler-Experten Daniel Schmidt-Rothmund und dem Berufsfischer Sebastian Hölch - der Riederauer beobachtet die Vögel regelmäßig - entschieden die Naturschutzbehörden, für heuer einen alternativen Horstbaum zu präparieren. Die abgestorbene Pappel, auf der die Kinderstube der Adler im vergangenen Jahr thronte, erschien den Fachleuten zu instabil, zumal dieser Totbaum schon 2024 während eines Unwetters einige größere Äste verloren hatte. Aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde besteht ein zu hohes Risiko, dass die Vögel dort in der kommenden Brutsaison samt Eiern oder Küken abstürzen.

Nachdem das Männchen auf der Pappel schon mal im Sommer 2023 ein Quartier eingerichtet hatte, fand sich im vergangenen Jahr auch eine Braut dazu ein. Doch die Familiengründung gestaltete sich kompliziert: Zunächst entschied sich das noch unerfahrene Adlerpaar viel später als die meisten Artgenossen mit der Brut zu beginnen: Statt an Ostern legte es sein Gelege erst zu Pfingsten an. In der Folge mussten die Vögel und ihr Nest Stürmen, Sturzregen und Hochwasser trotzen. Sorge bereitetet den Naturschützern auch der rege Freizeitbetrieb auf dem Ammersee: Fischadler sind bekannt dafür, ihren Horst schon bei der geringsten Störung in 200 Metern Umkreis für immer aufzugeben. Die Wasserwacht und die Gebietsbetreuung Ammersee sicherten daher die Südbucht mit Bojen, um eine irrtümliche Annäherung von Wassersportlern zum Nest auszuschließen.

Dennoch war die Hoffnung gering, dass es den Fischadlern gelingt, Nachwuchs aufzuziehen, denn bei Greifvögeln ist der ersten Brut nur selten Erfolg beschieden. Vom etwa 500 Meter entfernten Vogelbeobachtungsturm östlich der Dießener Seeanlagen aus konnte man registrieren, dass von Ende Mai an stets einer der Adler auf dem Horst hockte. Vier Wochen später erblickte ein Ornithologe erstmals dort ein Küken, bereits Anfang August 2024 nahmen die beiden Jungvögel ihre Flugübungen auf.

Die Freude über die Rückkehr des Fischadlers an den Ammersee ist groß. Dass ein Paar hier im vergangenen Jahr auch noch erfolgreich Jungvögel großzog, übertraf alle Erwartungen. (Foto: Imago)

Noch ist nicht sicher, ob die empfindlichen Eltern heuer bei ihrer Rückkehr bereit sind, ihr brüchiges Domizil aufzugeben. Um ihnen den Umzug so schmackhaft wie möglich zu machen, wurde die neue Nisthilfe direkt auf dem Nachbarbaum errichtet und luxuriös ausgestattet. Auch diese Pappel ist bereits teilweise abgestorben und vom Biber angenagt worden. Die Baumpfleger Boris Sanktjohanser und Ruben Renault kappten zwei der stärksten Äste des neuen Brutbaums; in einer hohen Astgabel des verbliebenen Hauptstamms wurde eine Holz-Plattform montiert, die von den Zimmerern Rico Renault und Sebastian Filgertshofer extra angefertigt wurde. Um den Neubau für die Adler möglichst attraktiv zu gestalten, verstärkte man den Rand mit Zweigen und legte die Mitte des Nestes mit Hackschnitzeln, Rindenmulch und Grassoden aus. So soll den Vögeln suggeriert werden, dass dieser Horst schon in der vergangenen Brutsaison genutzt wurde. Das außergewöhnliche Artenschutzprojekt wird von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Landsberg finanziert.

Alle warten nun gespannt darauf, dass die Greifvögel von ihrer Fernreise an den Ammersee zurückkehren, was nun jeden Tag der Fall sein könnte. Ob sich die Fischadler dann im Neubau oder im bewährten Nest niederlassen, wird sich zeigen.

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