Dießen:Ein Plan für 3000 Bäume

Dießen erstellt ein Kataster für Gehölze auf Gemeindegrund

Von Armin Greune, Dießen

Bäume haben eine schweren Stand in der Gemeinde. Immer wieder schwappt eine Welle der Empörung durch Dießen, wenn ortsbildprägende Bäume gefällt werden - zuletzt war das bei den Kastanien im ehemaligen Biergarten eines Gasthofes und zwei alten Linden an der Fischbachstraße im Ortsteil Dettenschwang der Fall. Nach einem derartigen Verlust wird in der Gemeinde regelmäßig der Ruf nach einer Baumschutzverordnung laut - wie auch bei der jüngsten Bürgerversammlung. Aber ebenso regelmäßig lehnt der Marktgemeinderat seit 20 Jahren mehrheitlich eine Verordnung ab. Und selbst die "eigenen" Gewächse, die auf kommunalem Grund wurzeln, hatten bislang keine starke Lobby, wie sich etwa an der als Naturdenkmal geschützten Allee Am Kirchsteig gezeigt hat. Dort wurde 2012 eine 140-jährige Rosskastanie umgelegt, die einer Zufahrt im Weg stand, dabei stand auch ein Kahlschlag und eine Neupflanzung der ganzen Allee zur Debatte.

Nun hat der Gemeinderat beschlossen, für die etwa 3000 auf Gemeindegrund wachsenden Bäume ein neues Kataster erstellen zu lassen. Seit 2006 hatte sie der Gartenbauingenieur Peter Kaun senior im Auftrag der Kommune erfasst, nummeriert und begutachtet; vorrangig zunächst in den Seeanlagen, an Schulen und Kindergärten sowie entlang wichtiger Straßen und Wege. Die erfassten Stämme wurden mit Plaketten versehen, die in der Zwischenzeit zum Teil verwittert oder verloren gegangen sind.

Die Daten liegen allerdings nur in Papierform vor und lassen sich deshalb nur mit erheblichem Aufwand nach Kriterien wie etwa Alter oder Baumart sortieren. In der jüngsten Sitzung beauftragte der Gemeinderat die Gautinger Firma Brudi & Partner Tree Consult, nun ein digitales Register zu erstellen, in dem Art, Alter, Größe und Gesundheitszustand der einzelnen Bäume aufgeführt sind. Wie schon bisher sollen sie zweimal jährlich, im belaubten wie im unbelaubten Zustand, auf eventuelle Schäden untersucht werden. Die Kosten für die Ersterfassung und die Kontrollen in den kommenden fünf Jahren wurden auf 40 000 Euro beziffert. Wie Verwaltungsleiter Karl Heinz Springer auf Nachfrage sagt, soll das Kataster ausschließlich dazu dienen, dass die Gemeinde im Schadensfall nachweisen kann, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen zu sein. Der Schutz der Bäume stehe dabei nicht im Blickfeld.

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