Benefizkonzert in Dießen:Konstantin Wecker gastiert als Erster im Orff-Museum

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Zwischen Alt- und Neubau: Generalsekretärin Judith Janowski und Kuratoriumsvorsitzender Herbert Kirsch stehen bei der Führung durch den Rohbau des Carl-Orff-Museums in Dießen am Durchgang. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Liedermacher gibt im März ein Konzert in einer Anlage, die Carl-Orffs-Werke museal, pädagogisch und kreativ vermitteln will. Die offizielle Eröffnung ist im Juli.

Von Armin Greune, Dießen

Der Rohbau ist fertiggestellt, und schon sind die Putzer in den Gebäuden unterwegs: Auf der Baustelle des Carl-Orff-Museums (COMU) herrscht derzeit Hochbetrieb, denn nächsten Sommer soll der elf Millionen Euro teure und rund 1000 Quadratmeter große Gebäudekomplex südlich von Dießen seine Tore öffnen. Das erste Konzert findet jedoch bereits am 24. März statt: Dann gibt der erklärte Orff-Fan Konstantin Wecker ein Gastspiel im bislang noch nicht eingerichteten Dauerausstellungsraum. Für die Benefizveranstaltung unter dem Motto „Nachts im Museum“ gibt es keinen Vorverkauf: Die Plätze sind wegen feuerpolizeilicher Auflagen auf 150 limitiert und werden verlost.

Bereits in sechs Wochen sollen Teile des künftigen, inklusiven Museumsprogramms vorgestellt werden, dazu hat die Orff-Stiftung den Pop-up-Store neben dem Dießener Rathaus angemietet. Vom 20. bis 30. Januar kann man dort zwei der geplanten Mitmach-Stationen ausprobieren, die – digital und analog – Orffs Werk spielerisch näherbringen sollen, sagt Judith Janowski, Generalsekretärin der Carl-Orff-Stiftung: „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um unsere Konzeption zu testen.“

Fast noch intensiver als an den Räumlichkeiten wird derzeit am künftigen Museumskonzept gefeilt. Fest vorgesehen ist ein Tag in der Woche, der ausschließlich für große und kleine Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen reserviert ist. Das gewährleiste, dass man sich intensiver um diese Besucher kümmern könne, sagt Janowski. Schließlich ist das Ausprobieren von Orff-Instrumenten – etwa Klangexperimente mit Klaviersaiten – ausdrücklich erwünscht. Weiter sind spezielle Führungen für Menschen mit Demenzerkrankungen vorgesehen. „Mit unseren vielseitigen Programmen wollen wir niederschwellige Hochkultur vermitteln“, sagt Janowski. Der musikpädagogische und der kreative Ansatz stehen im COMU mindestens gleichberechtigt neben dem musealen Aspekt.

Das Café soll mit Dekorationsobjekten und Accessoires aus dem Privatbesitz der Familie ausgestattet werden

Auf Reliquienverehrung legt man keinen Wert, aber selbstverständlich wird am ehemaligen Wohnsitz von Carl und Lieselotte Orff auch das Künstlerandenken hochgehalten. Im vormaligen Wohn- und Esszimmer wird die Biografie des weltberühmten Komponisten vorgestellt, das künftige Café soll mit Dekorationsobjekten und Accessoires aus dem Privatbesitz der Familie ausgestattet werden. Möglicherweise findet sich auf der Speisekarte dann auch die von Lieselotte am gleichen Ort zubereitete Gemüsesuppe oder die Sardellenbutter, die Carl so schätzte. Ausschließlich zur Besichtigung steht sein im Originalzustand erhaltenes Arbeitszimmer im Obergeschoss des bestehenden Nebengebäudes bereit. Im Erdgeschoss des Neubaus gibt es wiederum eine Kopie, in der Besucher aktiv stöbern und den Schaffensprozess des Komponisten nachvollziehen können: Im „Arbeitszimmer 2.0“ besteht zudem Gelegenheit, in Büchern und Partituren zu blättern.

In diesem acht Meter hohen Raum mit dem markanten Tonnendach sollen künftig Sonderausstellungen stattfinden. (Foto: Arlet Ulfers)
Durch einen Drahtzaun geschützt steht das Bronzerad der Fortuna mit Textausschnitten aus Bühnenwerken Orffs auf dem Baugelände des Museums. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein Baustellenbesuch fast genau auf den Tag ein Jahr nach der Grundsteinlegung lässt schon die Strukturen des Neubaus erkennen, der Orffs Wohn- und Arbeitshaus verbindet. Dort werden künftig in je einem Saal die Dauerausstellung sowie Sonderausstellungen untergebracht. Ein kleiner – für Besucher verschlossener – Innenhof mit Gartenteich bietet durch zwei wandfüllende Glasflächen einen Ausblick auf den Ammersee. Für den barrierefreien Zugang sind Rampen im Boden vorgesehen. Der 160 Quadratmeter große Raum für Sonderausstellungen kann für Veranstaltungen angemietet werden; die Orff-Stiftung plant derzeit noch kein eigenes Konzertprogramm, weil alle Kräfte in der Bauphase mehr als ausgelastet sind.

Im Altbau befindet sich das ehemalige Wohn- und Esszimmer von Liselotte und Carl Orff. (Foto: Arlet Ulfers)

Gemietet werden kann auch der Mercedes-Oldtimer von Carl Orff, der komplett hergerichtet wurde, wie Herbert Kirsch, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, anmerkt. Künftig kann man im Museumscafé auch heiraten; die Nachfrage sei sehr hoch: „Die rennen uns schon die Türen ein“, sagt der vormalige Standesbeamte und langjährige Bürgermeister von Dießen.

Die Verlosung für das Wecker-Konzert erfolgt am 31. Januar

Einen noch größeren Ansturm löste bereits das geplante Wecker-Konzert aus, nachdem erste Informationen dazu durchgesickert waren. Die Stiftung entschloss sich daher, die begehrten Karten zu verlosen. Nur über die E-Mail-Adresse info@co-mu.de kann man sich anmelden: Tickets allein für das Konzert kosten 95 Euro, mit „Flying Buffet“, Getränken und Gesprächen 144 Euro. Die Verlosung erfolgt am 31. Januar, die Einnahmen kommen den Inklusionsprogrammen im COMA zugute. Wecker ist ein großer Orff-Bewunderer: Stücke wie „Frieden im Land“ oder „Hexeneinmaleins“ zeigen deutlich Orffs Einfluss auf den Liedermacher, der beispielsweise 2014 die „Carmina Burana“ und die „Carmina Bavariae“ mit der Bayerischen Philharmonie eingespielt hat.

Bei diesem Konzert will Wecker mit dem Pianisten Jo Barnikel auftreten. Der wiederum wird mit Weckers langjährigen Mitmusikern Fany Kammerlander (Cello) und Norbert Nagel (Klarinetten und Saxofone) im Trio Sfera die Eröffnungsfeierlichkeiten musikalisch begleiten, die für die zweite Julihälfte 2025 geplant sind.

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