Süddeutsche Zeitung

Dießen:Ausbaustopp gefordert

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Schon 150 Unterschriften für Bürgerbegehren gesammelt

Von Christian Deussing, Dießen

Bevor die Bagger anrollen, versuchen jetzt die Anwohner des Wohnviertels an der Wolfsgasse in Dießen im letzten Moment den Ausbau der dörflichen Straße mit Teilabschnitt "Am Winkelsteg" zu verhindern. Dort, am untereren Ende wohnt Bürgermeister Herbert Kirsch, dessen Anwesen sich an einem Biotop knapp im Außenbereich befindet. Er muss sich daher nicht an den Kosten beteiligen, die pro Anlieger bis zu 70 000 Euro betragen würden.

Bereits mehr als 150 Unterschriften hat bereits die "Interessengemeinschaft Wolfsgasse" in Kürze für das Bürgerbegehren gesammelt. Die Frage lautet: "Sind Sie dafür, dass der Ausbau (Erschließung) der Wolfsgasse gestoppt wird und alle dazu bestehenden Beschlüsse aufgehoben werden?" Das Begehren wird unter anderem damit begründet, dass der Gemeinderat die Wünsche der Anwohner, die alte Gasse in ihrem dörflichen Charakter zu erhalten, "ignoriert" habe. Dabei verweist die Initiative auf ihren vorgelegten "professionellen Alternativplan", der nicht berücksichtigt worden sei. Es wird kritisiert, dass der Ratsbeschluss den "tatsächlichen Gegebenheiten nicht angemessen" sei.

Die Anwohner monieren außerdem die Asphaltstärke, die auf etwa 70 Fahrzeugen pro Stunde ausgelegt sei. Es würden aber in der Anliegerstraße allenfalls höchstens fünf Autos in der Zeit durchfahren. Auch eine Verbreiterung mit Großsteinpflasterung wird abgelehnt. Die IG fordert zudem eine "Bürgerwerkstatt", in der auch andere Einwohner mit der Gemeinde das Projekt neu diskutieren könnten und sich dabei "nicht an technischen Vorgaben zu orientieren, sondern vom dörflichen Charakter leiten" lassen sollten.

Diese weiteren Aspekte hatte vor Kurzem die Kommunalaufsicht in dieser Form als zu vage und "nicht zulässig" beurteilt. Mit der nun konkreten Version, nur den Stopp des Ausbaus zu fordern, hofft die Interessengemeinschaft, auch formal die Hürde für das Bürgerbegehren zu meistern. Eine SZ-Anfrage dazu konnte am Mittwoch das Landratsamt Landsberg noch nicht beantworten.

Die Ratsgremien haben betont, dass die Wolfsgasse frostsicher gemacht und die alte und marode Wasserleitung erneuert werden müsse. Es habe in den vergangenen Jahren "Rohrbrüche und Ausspülungen der unbefestigten Bereiche" gegeben, zudem gefährdeten Schlaglöcher die Verkehrssicherheit in der Wolfsgasse. Das Rathaus betont überdies, dass mit einer geringeren Verbreiterung den Anliegern entgegengekommen sei. Das Straßenprojekt kostet etwa 468 000 Euro, wobei sich die Anwohner wohl mit mehr als 314 000 Euro beteiligen müssen. Wenn nicht der Plan doch noch kippt.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2016
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