Ausstellung:Immer wieder Blumen

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Die Ausstellung "Ein halbes Leben Malerei" hat sich Annunciata Foresti selbst zum Geburtstag geschenkt. (Foto: Nila Thiel)

Annunciata Foresti feiert in ihrem Dießener Atelier ihren 70. Geburtstag mit der Ausstellung "Ein halbes Leben Malerei".

Von Katja Sebald, Dießen

Die Malerin Annunciata Foresti hat sich in Dießen ein kleines Stück Italien geschaffen: Aus dem ehemaligen Stellwerk beim Bahnhof machte sie ein Gesamtkunstwerk aus Atelier und Garten. Um das italienische Rot für die Fassade auszusuchen, reiste sie mit der Farbkarte eigens nach Murano. Vor allem aber pflanzte sie allein 30 verschiedene Rosen, dazu Clematis, Hortensien und Wein. Jetzt im Spätwinter teilen die frostempfindlichen Pflanzen wie der Oleander und das üppig tragende Zitronenbäumchen sich den Ausstellungsraum im Erdgeschoss mit den farbenprächtig sommerlichen Bildern der Künstlerin: "Ein halbes Leben Malerei", so heißen die Ausstellung und der Katalog von Annunciata Foresti, die sie sich selbst zum 70. Geburtstag schenkt.

Annunciata Foresti, 1953 in einem Dorf in der Nähe von Bergamo geboren, kam Ende der Fünfzigerjahre als Gastarbeiterkind nach Deutschland. In den wilden Siebzigern lebte sie in München, probierte mehrere Berufe aus, studierte Sozialpädagogik und fand schließlich zur Kunst.

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Anfang der Achtziger zog sie an den Ammersee, wo auch ihre drei Töchter aufwuchsen. Dießen ist ihr nicht nur zur neuen Heimat geworden, sie hat den Ort und sein Kulturleben entscheidend mit geprägt. Als Künstlerin und Kuratorin, als Initiatorin der Ausstellungsreihe "Das kleine Format" und der "Dießener Ateliertage" sowie als Gründerin des gemeinnützigen Kunstvereins "Kunstformat e.V." und als ehrenamtliche Beauftragte für die Kreiskulturtage im Landkreis Landsberg ist sie eine unermüdliche Netzwerkerin in Sachen Kunst.

Ihr jetzt erschienener Katalog ist eine Künstlerbilanz von "35 Jahre Werden + 35 Jahren Wirken", wie sie selbst es formuliert. Auf 230 Seiten dokumentiert das reich bebilderte Buch ihre verschiedenen Schaffensphasen, aber auch Abschnitte und Einschnitte in ihrem Leben. So führte etwa eine Krebserkrankung vor knapp zwanzig Jahren zunächst in eine tiefe Depression, dann aber in einen künstlerischen Neuanfang.

Annunciata Foresti malt gerne die Blumen, die sie aus ihrem Atelier in Dießen sieht. (Foto: Nila Thiel)
Im Sommer ist das Stellwerk umwuchert mit blühenden Pflanzen. (Foto: Nila Thiel)

In umgekehrt chronologischer Reihenfolge werden im Katalog die aktuellen großformatigen Gemälde mit mehr oder weniger stilisierten Blüten und Blumen, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, sowie weitere Werkphasen mit den Bildern von Bergen der Reihe "Stille Riesen" und Bildern vom Ammersee in der Serie "Windstärke 9", noch weiter zurückliegende kleinformatige Landschaften mit Ansichten vom Ammersee-Westufer aus den Jahren 2011 bis 2013 bis hin zu einer Phase der Abstraktion und schließlich zu den figurativen Anfängen vorgestellt.

Die Vorliebe für florale Motive und vor allem für kräftige Farbtöne zeichnet sich früh ab und zieht sich wie ein roter Faden bis in die Gegenwart. Im Katalog schreibt Foresti dazu: "Die Flucht in die Welt der Natur und in meinen Garten bedeutet mir viel." Dieser sei "überlebenswichtig".

Im Gespräch berichtet sie, dass sie im Sommer manchmal nur ins Stellwerk komme, um den Garten anzuschauen. Dann aber inspiriert sie der Blick aus dem Fenster des Ateliers am Dießener Bahndamm auf die blühenden Pflanzen zu immer neuen Bildern. Im Frühjahr malt sie die Hyazinthen und die Stiefmütterchen, im Sommer dann die üppig blühende Clematis, die herrlichen Hortensien und die Rosen, im Herbst die Trauben. Über den Winter aber, so berichtet sie, malt sie den Geruch der Blumen. Und so ist es kein Wunder, dass die jüngst entstandenen Bilder duftige Andeutungen von floralen Motiven sind. "Der Sommer lässt mich einfach nicht los", schreibt Annunciata Foresti dazu selbst im Katalog.

Landrat und Bürgermeisterin haben ein Grußwort geschrieben

Das Buch entstand mit Unterstützung ihrer drei erwachsenen Töchter, gestaltet hat es die jüngste. Die Textbeiträge stammen von Nuë Ammann und Cornelius Mayer-Tasch. Der Landsberger Landrat Thomas Eichinger und die Dießener Bürgermeisterin Sandra Perzul haben jeweils ein Grußwort geschrieben. Aber auch viele andere Menschen aus Dießen und Umgebung werden sich im Buch auf den Fotos von Ausstellungen, Vernissagen und anderen künstlerische Aktivitäten wiederfinden. Auch Forestis Fotoserie "Menschen am See", die zwischen 2005 und 2013 entstand, sowie das Kunstprojekt "Geliehene Heimat" aus dem Jahr 2007 werden dokumentiert.

Der Katalog mit dem Titel "Ein halbes Leben Malerei" wird am 16. Februar um 19 Uhr im Dießener Stellwerk in der Seestraße 5 vorgestellt. Danach ist die gleichnamige Ausstellung am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Februar, jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen.

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