Drastische Einsparungen und Kürzungen von Fördergeld prägen derzeit vielerorts das kulturelle Leben. In Dießen am Ammersee aber, wo seit diesem Freitag wieder eine Ausstellung in der Reihe „Das kleine Format“ zu sehen ist, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein: Der Landkreis Landsberg lobt nach wie vor einen Jurypreis aus. Landrat Thomas Eichinger ist nicht nur Schirmherr, er nimmt persönlich an der Auswahlsitzung teil. Und wenn das Publikum bei der Vernissage seinen Favoriten gekürt hat, wird Dießens Bürgermeisterin Sandra Perzul, die ebenfalls Schirmherrin ist, auch in diesem Jahr eine der ausgestellten Arbeiten für die Marktgemeinde ankaufen.
So erfreulich dieses Engagement in schwierigen Zeiten ist, zu verdanken ist das Ausstellungsprojekt vor allem der Unermüdlichkeit der Künstlerin Annunciata Foresti, die es seit fast zwei Jahrzehnten am Leben hält. Ihre Idee war es, in einer Produzentenausstellung Kunst im kleinen Format und zu erschwinglichen Preisen zu zeigen. Insgesamt hat sie damit im Lauf der Jahre mehr als 450 Künstlern ermöglicht, sich mit ihren Arbeiten in Dießen zu präsentieren. Längst muss Foresti mit ihrem kleinen Team aus einer Vielzahl von Bewerbungen auswählen, wer ausstellen darf.
In der aktuellen Präsentation, die dem Thema „Natur“ gewidmet ist, sind knapp vierzig verschiedene künstlerische Positionen und weit mehr als hundert Arbeiten zu sehen: Die Bandbreite reicht von Kugelschreiberzeichnungen über Fotografien und klassische Ölmalerei bis hin zu Reliefs aus Holzkohle und zu Bronzeplastiken. Die Exponate dürfen das maximal zulässige Format von vierzig mal vierzig Zentimetern nicht überschreiten.
Sozusagen außer Konkurrenz laufen die von Foresti als „Installationen“ bezeichneten und deutlich größeren plastischen Arbeiten in der Mitte des weitläufigen Ausstellungsraums. In diesem Jahr ist das zum einen das beinahe lebensgroße liegende Pferd aus Eichenholz, das die Bildhauerin Cornelia Brader zur Verfügung stellt. Zum anderen sind es die wundersamen, aus zartesten Naturmaterialien gefertigten Objekte der Münchner Künstlerin Alexandra Hendrikoff, die freischwebend im Raum präsentiert werden.
Naturerscheinungen verschiedenster Art finden sich auch ringsum an den Wänden: Natürlich eine ganze Reihe von Landschaftsbildern, aber auch gemalte Wolken und Wellen, Blüten und immer wieder Tiere. Annunciata Foresti etwa stellt auf winzigen Metallplatten die Details einer stürmisch aufgewühlten Wasseroberfläche dar; im Gegensatz dazu malt Ina Kohlschovsky postkartenartige Panoramen der Landschaft rund um den Starnberger See, in die sie beinahe fotogenau dystopische Veränderungen eingefügt hat: Abschussrampen für Raketen anstelle von Aussichtstürmen und Endmülllager neben Luxushotels.
Die Leipziger Künstlerin Elke Sada hat Landschaftseindrücke weitestgehend abstrahiert und zu farbexplosiven Bilderzählungen verdichtet, Hanna Remestvenska hingegen zeigt beinahe porträthafte Darstellungen von Tiergesichtern. Iris Nölle-Wehn hat die Gewächshäuser im Botanischen Garten gemalt und sie in ein geheimnisvolles gelbes Licht getaucht, Dieter Finzel hat seine Naturerlebnisse zu wenigen, in höchstem Maße stimmigen Farbklängen reduziert. Auch im Bereich der Fotografie gibt es viele verschiedene Facetten: Kunstvoll Verfremdetes bei Susanne Kohler und aufwendig Inszeniertes bei Marlen Peix, ganz leise Poesie hingegen bei Lena Ritthaler.
Spannende Grenzgänge sind die Prägedrucke von Anna Riedl, die dem weißen Papier nichts als eine abstrakte Form als weiße Vertiefung hinzufügen ebenso wie das hauchzarte, mit weißem Faden auf ein weißes Stück Stoff gestickte Spinnennetz von Trude Friedrich. Ein pompöses, wenn auch kleinformatiges Kinogebäude zeigt der Bildhauer Peter Sauerer. Wer freilich als Maus durch das neoklassizistische Portal eintritt, um sich den angekündigten Film „Tom und Jerry“ anzusehen, wird – anders als in dem vielteiligen Mausheldenepos – in einer Lebendfalle landen. Im kleinen und im allerkleinsten Format bleibt Peter Sauerer unangefochtener Meister, aber auch eine ganze Reihe anderer Künstler ist diesmal mit kleinen Schnitzfiguren vertreten. Christiane Osann zeigt sie auf erstaunlich großen hölzernen Plateaus oder in einer Art Landschaftsszenerie, wo sie wie verloren zwischen Wirklichkeit und Traum wirken.
Die Ausstellung „Das kleine Format“ wird am Freitag, 27. September, um 20 Uhr eröffnet und ist bis zum 13. Oktober jeweils am Freitag, Samstag und Sonntag sowie am Feiertag am 3. Oktober von 14 bis 18 Uhr zu sehen.