Von Dresden nach Dießen:Die Rückkehr der Venus

Von Dresden nach Dießen: Der Nachguss der Schaumgeborenen: Diese Venus Medici ist aus Dresden in den Schacky-Park transportiert worden.

Der Nachguss der Schaumgeborenen: Diese Venus Medici ist aus Dresden in den Schacky-Park transportiert worden.

(Foto: Marion Ratz)

Der Schacky-Park ist um eine Skulptur reicher: Nun ist auch die Göttin der Liebe dort wieder eingezogen.

Von Armin Greune, Dießen

Die historische Existenz der Venus ist ja lange fraglich gewesen. Gemeint ist jetzt nicht die römische Göttin per se, noch weniger der Planet, sondern die Stellvertreterin der mythologischen Gestalt in Dießens wundervollem Schacky-Park. Nur ein einziges Foto von 1915 kann als Beleg dafür dienen, dass dort der nördliche Steinplattenweg zu einer Statue der "Venus Medici" führte. Mehr als ein Jahrhundert lang verlieren sich alle Spuren der Skulptur im Dunkeln. Am Ende des Wegs von der zentralen Kreuzung wartete seit Menschengedenken bloß ein leerer Sockel.

Doch das hat sich nun geändert: Die Göttin der Liebe, Schönheit und sinnlichen Begierde hat wieder Einzug gehalten im Park. In ihrer schamhaften Version als Venus pudica versteht sich, die rechte Hand verdeckt den göttlichen Hügel. Die plastische Darstellung ist 22 Jahrhunderte alt, das römische Original gelangte wohl im 16. Jahrhundert in die Hände der Familie Medici. Zwölf Jahre lang hatte Napoleon einmal die Venus Medici nach Paris verschleppt, aber seit 1815 hat die lebensgroße Marmorstatue nicht mehr die Uffizien in Florenz verlassen. Verständlich: Bei einem früheren Transport sind mal Kopf und Arme abgebrochen.

Von Dresden nach Dießen: Das Original zur Statue im Park ist 22 Jahrhunderte alt.

Das Original zur Statue im Park ist 22 Jahrhunderte alt.

(Foto: Marion Ratz)

So einzigartig das Original ist - die Töchter dieser Venus sind so häufig wie der Sand am Meer: Die Schaumgeborene mit dem absurd kleinen Delfin an ihrer Seite wurde zur meist kopierten Statue aller Zeiten. Inzwischen aber ist es alles andere als einfach, an das Abbild eines Abbilds zu gelangen, das musste auch der Förderkreis Schacky-Park erfahren. Weil Abgüsse berühmter und kunsthistorisch bedeutender Skulpturen inzwischen nicht mehr erlaubt werden, sind Formen knapp und kostbar geworden. Für den Dießener Verein erschien ein Nachguss jedenfalls unerschwinglich.

Zum Glück aber fand sich doch noch in der Dresdener Abgusssammlung eine Form, die sich gegen eine relativ bescheidene Nutzungsgebühr verwenden ließ. In der Manufaktur "Form und Abbild" beherrscht man noch das Kunsthandwerk des Abgießens: In eineinhalb Monaten Arbeitszeit schufen Hans und Johannes Effenberger in Dresden die neue Dießener Venus. Nicht aus Schaum, sondern - wie vom Landesamt für Denkmalschutz fachkundig empfohlen - aus einer "zementgebundenen witterungsbeständigen Gießmasse", teilt der Förderverein mit. Aus welchem Material die Venus gefertigt war, die Baron von Schacky einst in Auftrag gegeben hat, ist nicht überliefert.

Von Dresden nach Dießen: Beim Aufstellen der fragilen Figur waren viele helfende Hände gefragt.

Beim Aufstellen der fragilen Figur waren viele helfende Hände gefragt.

(Foto: Christine Reichert)

Ein weiterer Glücksfall für die Freunde des Parks sei es gewesen, dass mit dem Ehepaar Werner und Theresia Hensel Mäzene gefunden werden konnten, die den Erwerb der Statue finanzierten. Und auch beim Aufstellen der fragilen Figur mit dem Hebekran ging alles gut. Sicherheitshalber legte ein ganzes Team dabei Hand an: Außer den Effenbergers und den Hensels waren der Bildhauer Joachim Hoppe und Mitglieder des Förderkreises beteiligt.

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