Die Brut der Blutsauger:Forscher zählen Stechmücken

Sie sind die Plage des Sommers, doch nun untersuchen Wissenschaftler die Artenvielfalt unter Mücken um herauszufinden, welche Krankheiten die Insekten übertragen.

Sabine Bader

Nach den starken Regenfällen in den vergangenen Wochen steht auf zahlreichen Wiesen im Fünfseenland noch das Wasser. Tümpel haben sich gebildet und damit sind ideale Brutstätten für Mücken entstanden. Besonders drastisch ist es im Ammerbecken südlich des Ammersees. Mitten in diesem Gebiet liegt Wielenbach. Die dortige Forschungseinrichtung des Landesamts für Umwelt mit ihren 140 Teichen ist geradezu prädestiniert, eine der bundesweiten Versuchsstationen zu sein, die geografische und saisonale Verbreitung von einheimischen und eingewanderten Stechmücken untersucht.

Stechmücke

Stechmücke Eine Mücke (Nematocera) sitzt am Freitag (30.08.2002) in Magdeburg auf der Haut eines Menschen und saugt Blut. Während in der Hochwasserregion die Pegelstände weiter gesunken sind, macht eine durch die Feuchtigkeit ausgelöste Mückenplage den Menschen zu schaffen. Mancherorts ist Anti-Mückenspray knapp geworden. Lediglich die Weibchen sind es, die stechen und das Blut saugen, weil sie es für die Fortpflanzung benötigen. Der Grund für den belastenden Juckreiz nach dem Stich ist ein Sekret, dass die Mücke zur Verhinderung der Blutgerinnung in die Wunde absondert. dpa/lah (zu dpa 0409 vom 30.08.2002)-Andreas Lander

(Foto: DPA-SZ)

"Bei uns läuft zur Zeit ein Mücken-Monitoring - wir beteiligen uns an dem Projekt des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit", sagt Institutsleiterin Julia Schwaiger. In ausgewählten Feuchtgebieten Deutschlands stellt das Institut Insektenfallen auf. Da die Wissenschaftler die Fallen nicht vor Ort betreuen können, sind sie bei dem Projekt auf die Hilfe von Kollegen, Behörden oder Naturschutzgruppen angewiesen.

Von März bis Oktober werden darin einmal wöchentlich für 24 Stunden Stechmücken mit Lockstoffen gefangen. Die angelockten Tiere werden von einem Ventilator in der Falle in einen Becher mit Alkohol gesaugt, in dem sie bis zur weiteren Untersuchung fixiert werden. Das Projekt dauert insgesamt drei Jahre.

Ziel ist es, herauszufinden, welche Arten von Mücken in unseren Breiten tatsächlich vorkommen. Denn durch die Klimaerwärmung sind in den vergangenen Jahren weitere Arten eingewandert, was auch die Gefahr erhöht, dass die Tiere Krankheiten übertragen.

Doch nicht nur am Ammersee sind die Mücken alljährlich Thema. Auch am Starnberger See plagen die Insekten die Bürger. In der Gemeinde Berg kann es besonders heftig werden, denn hier gibt es ausgedehnte Moorflächen, die sich ebenfalls ideal als Kinderstube von Mückenlarven eignen. Diverse Male hat der Gemeinderat schon über das Problem debattiert. Ein Patentrezept ist nicht gefunden. Während Hardliner es gerne sähen, wenn - ähnlich wie am Chiemsee - das Insektenvernichtungsmittel BTI ausgebracht würde, hält Bürgermeister Rupert Monn von der Giftkeule nichts. "Mücken gehören zur Natur, mit ihnen müssen wir leben", sagt er und setzt stattdessen auf natürliche Bekämpfungsmittel. So will man künftig in Berg noch mehr als bisher darauf achten, dass Wasser, das sich nach starken Regenfällen in den beiden Staudämmen sammelt, schnellstmöglich wieder in den Lüßbach abgelassen wird. Außerdem will man den Fressfeinden der Mücken das Nisten erleichtern und in den Bäumen 50 bis 60 Brutkästen für Fledermäuse aufhängen.

Übrigens, auch im heimischen Garten kann man einiges tun, um es den Tieren nicht gar so leicht zu machen: Wer zum Beispiel einen Gartenteich anlegen will, sollte sich das gut überlegen. Zudem empfiehlt es sich, Regentonnen und sonstige Wasserreservoirs mit einem Deckel zu versehen. Denn eine Faustregel besagt: Bei 20 Grad Celsius dauert es nur rund 14Tage, bis sich aus einem Ei die fertige Mücke entwickelt hat. In weiteren drei Wochen ist das Tier geschlechtsreif, es kann selbst Eier legen und so zur Vermehrung der Population beitragen.

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