Wirtschaftspreis des Landkreises:Ökoflieger aus Oberpfaffenhofen

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Die Deutsche Aircraft GmbH in Oberpfaffenhofen ist für den Wirtschaftspreis 2022 des Landkreises Starnberg nominiert. (Foto: Deutsche Aircraft/oh)

CO2-neutral durch die Luft: Die Nachfolger des legendären Flugzeugbauers Dornier setzen auf moderne Antriebstechnik.

Von Tim Graser, Oberpfaffenhofen

Flugzeugbau hat in Oberpfaffenhofen Tradition. Auch die Deutsche Aircraft GmbH, ein Flugzeugbauer und -entwickler, blickt auf eine hundertjährige Geschichte zurück. Sie hat ihren Ursprung beim Luftfahrtriesen Dornier. 2005 ging aus dem insolventen Traditionsunternehmen zunächst die "328 Support Services GmbH" hervor, 2020 wurde die "Deutsche Aircraft GmbH" gegründet. Das 1922 gegründete Unternehmen Dornier Metallbauten siedelte in den Dreißigerjahren auch in Bayern an und etablierte den Flugzeugbau im Weßlinger Ortsteil Oberpfaffenhofen. Seitdem gibt es dort auch den Sonderflughafen.

Weltweit sind rund 180 Maschinen der Baureihe Do 328 im Einsatz - ein Klassiker mit Zukunft

Das letzte erfolgreiche Flugzeug, das Dornier um die Jahrtausendwende produzierte, war die Do 328 - ein kleineres, für Kurzstrecken gebautes Passagierflugzeug mit Druckkabine und Platz für bis zu 33 Personen. Dieses Modell - weltweit sind noch ungefähr 180 Maschinen im Einsatz - wurde von der "328 Support Services" zunächst nur gewartet und repariert. Dann aber wurde der Bedarf so groß, dass man sich mit Neugründung als Deutsche Aircraft wieder auf den Bau der 328 besann - allerdings mit einem Kniff: Mit besonderem Treibstoff soll dieser Flieger in Zukunft CO2-neutral durch die Luft gleiten. Die 328eco, so der Name des neuen Ökofliegers, "ist ein Regionalflugzeug auf Basis des Erbes Dorniers", sagt Nico Neumann, Chief Operating Officer (COO) der Firma.

Will auch beim Wirtschaftspreis hoch hinaus: Das Team der Deutsche Aircraft GmbH vor dem Hangar am Sonderflughafen in Oberpfaffenhofen. (Foto: Deutsche Aircraft)

Zwar wird bei der Verbrennung des kerosin-ähnlichen, synthetischen Sprits auch CO2 ausgestoßen. Jedoch wird die gleiche Menge des Treibhausgases zuvor bei der Herstellung mit grünem Wasserstoff aus der Luft gebunden. Zunächst sei das der produktivste Ansatz, aber in Zukunft könnte auch die Brennstoffzelle oder Wasserstoffdirektverbrennung eine Lösung sein, sagt Neumann. "Aber da sind die Technologien heute noch nicht soweit, dass man da über Serienreife nachdenken könnte."

Klimafreundliche Luftfahrt und der Bau entsprechender Maschinen ist auch der Bundesregierung ein Anliegen, die sich mit einem Drittel an den Programmkosten der Deutschen Aircraft beteiligt. Bislang beschränkt sich der Betrieb, der in Oberpfaffenhofen 370 Mitarbeiter beschäftigt, auf die Entwicklung. 2026 und 2027 möchte man aber auch wieder Flugzeuge verkaufen. Um diesen Plan zu realisieren, braucht der Konzern allerdings noch mindestens 600 Mitarbeiter. Aktuell stellt die Firma monatlich bis zu 20 neue Arbeitskräfte ein, in Leipzig ist für 2024 ein weiterer Standort geplant. Dementsprechend zuversichtlich zeigt sich Neumann: "2025 wird der erste Flieger hier in Oberpfaffenhofen abheben."

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