Eines vorneweg: Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum glänzt durch Abwesenheit. Das mag insofern bedauerlich sein, als er beim Schlachtschüsselessen im Klostergasthof Andechs am Donnerstag eine tragende Rolles spielte. Genauer gesagt: Im Theaterstück "Der verkaufte Großvater", das wieder aus der Feder des SZ-Redakteurs Erich C. Setzwein stammte und von Journalisten der hiesigen lokalen Medien und Kommunalpolitikern auf die Bühne gebracht wurde.
Seit 1971 gibt es das Derblecken auf dem Heiligen Berg schon. Der damals amtierende Landrat Rudolf Widmann hatte es ins Leben gerufen. Längst gilt die Veranstaltung mit etwa 160 geladenen Gästen als der kleine Nockherberg des Landkreises Starnberg - was auch mit den Formaten zu tun haben dürfte, die hier zum Einsatz kommen: Der Landrat übernimmt dabei stets die Rolle des Fastenpredigers, oder gleichsam des "Papa Bavaria". Im Schauspiel selbst wird mittlerweile auch immer häufiger gesungen - wie beim berühmten Vorbild in der Au. Und diesmal begann das Stück mit einer Sitzung des Krankenhaus- Zweckverbands in Seefeld. Nur ein Punkt steht auf der Tagesordnung: Gum. Ein Grundstück nach dem anderen hat er angeblich für seinen Traum vom Klinik-Neubau eingekauft und damit den Verband in Schwierigkeiten gebracht. Vor allem in finanzielle. Nachdem Ertränken weder im Pilsensee noch im Wörthsee in Frage kommt, bleibt nur der Verkauf Gums samt Grundstück auf www.buergermeisterscout24.de - für zwei Millionen Euro. Ein passender Käufer ist schnell gefunden: der Starnberger Klinikum-Chef Thomas Weiler (Thomas Lochte vom Starnberger Merkur).
Derweil muss sich Christoph Winkelkötter über den neuen Markennamen des Landkreises Gedanken machen und bekommt unerwartete Unterstützung vom neuen CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Kießling (Peter Schiebel), der nicht von einem Tunnel unter dem Starnberger See träumt, sondern von einem Kanal, der Gilching mit Herrsching verbindet und durch Wörthsee und Pilsensee führt. Also eigentlich Starnberger See und Ammersee verknüpft. So entsteht die neue Marke "Region StarnbergAmmersee". Gum will sich nach einer Verkaufsodyssee rehabilitieren und sich mit anderen Bürgermeistern als Markenbotschafter bewerben - mit einem Lied. Dafür ernten die Darsteller am Ende großen Beifall von den Gästen. Wie Gum allerdings darauf reagiert hätte, lässt sich nicht klären. Das Derblecken auf dem Heiligen Berg findet nur einmal im Jahr statt - wie der Nockherberg.