Demonstration:So hoch soll der Bau am Grundschulareal in Gauting werden

Mit Gasballons gegen die Baupläne; Demo in Gauting

Wer am Samstag in Gauting zum Wochenendeinkauf unterwegs war, stieß an der Bahnhofstraße auf die Ballon-Aktion der Initiative Gauting Aktiv. Orange Ballons mit 1,20 Meter Durchmesser simulierten auf Seillängen zwischen 13 und 18,50 Meter die Höhen des geplanten, umstrittenen Gebäudekomplexes.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Initiative Gauting Aktiv demonstriert mit 15 Ballons die Höhe der geplanten Gebäude an der Bahnhofstraße. Während der Aktion streiten Gegner und Befürworter.

Von Blanche Mamer

Die Aktion erinnert ein wenig an ein aufwendig geplantes Fest: 15 große orangefarbene Luftballons tänzeln vor einem strahlend blauen Himmel am Bahnhof in Gauting. Windböen allerdings treiben sie am höchsten Punkt hin und her und verhindern damit den gewünschten Effekt. Denn die Initiative Gauting Aktiv hatte geplant, mit den Ballons zu demonstrieren, wie hoch der umstrittene Komplex mit Geschäften, Arztpraxen und 60 Wohnungen auf dem ehemaligen Grundschulareal an der Bahnhofstraße wird, nämlich zwischen 13 und 18,50 Meter. Auch wenn das nicht voll gelungen ist, hat sich der Aufwand wegen der großen Aufmerksamkeit für die Initiative schon gelohnt.

Kurz vor zehn Uhr steigen die Luftballon von 1,20 Meter Durchmesser in den Himmel. Die exakt ausgemessenen Schnüre sind an einer Markierung befestigt. Sie soll die Höhe des durchlaufenden Sockels von sechs Metern der künftigen Gebäude zeigen. Die Masse der Gebäude wird dabei allerdings nicht erkennbar. Um diese zu zeigen, hätte es ein Schaugerüst nach dem Vorbild der Bauvorschriften in der Schweiz gebraucht, wie eine Bürgerin in der Bürgerfragestunde angeregt hatte. Doch das hatte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger abgelehnt. Die Ballon-Demonstration ist eine angemeldete Veranstaltung nach dem Versammlungsgesetz. Die Gautinger Polizei kontrolliert kurz und fährt gleich weiter. Alles in Ordnung.

Mit Gasballons gegen die Baupläne; Demo in Gauting

Ein Werbeplakat des Investors Sontowski & Partner aus Erlangen veranschaulicht die vorgesehene Architektur auf dem ehemaligen Grundschulareal.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Viele Gautinger unterbrechen ihren Wochenendeinkauf, um sich über die Aktion zu informieren. "Es ist erstaunlich, dass es immer noch Bürger gibt, die nicht wissen, um was es beim Bürgerentscheid am 15. April geht", sagt Angelika Siegmund, eine der Initiatorinnen von Gauting Aktiv. Sie hofft, mit der spektakulären Aktion auch diejenigen zu erreichen, die zu keiner Infoveranstaltung gehen wollen oder nicht die Zeit dazu haben. Allerdings zeigt sich, dass es eine Menge Unklarheiten gibt und dass viele Bürger den Auskünften aus dem Rathaus nicht mehr glauben.

An die hundert Gautinger stehen nach kurzer Zeit in Gruppen entlang des geplanten Gebäudekomplexes, schauen immer wieder auf die im Wind schwingenden Ballons. Vom Park&Ride Parkplatz könne man die Höhen gut erkennen, berichtet eine Bürgerin und zeigt Fotos, die sie mit ihrem Mobiltelefon gemacht hat.

Zu den Vertretern der Bürgerinitiative gesellen sich bald auch die Gegner vom Verein "Zukunft Gauting". Sie weisen auf ihre Plakatierung am Bauzaun hin, die Größenvergleiche der umliegenden Gebäude zeigt und wonach das geplante Gebäude niedriger wird als das alte Wohn- und Geschäftshaus Bahnhofstraße 21. "Die berücksichtigen die Höhenunterschiede am Bahnhofsberg doch überhaupt nicht", sagt eine Passantin und geht kopfschüttelnd weiter.

Eine junge Frau will von einem der Befürworter des Projekts wissen, wie hoch die Mieten für der Wohnungen, die für Gautinger Bürger, junge Paare, Familien und Senioren angekündigt sind, denn ausfallen. "Ich suche eine bezahlbare Wohnung", sagt sie. Der Mietzins richte sich nach den ortsüblichen Werten, etwa um 14,50 Euro pro Quadratmeter, bekommt sie zur Antwort.

Eine Zuhörerin sagt, sie habe sich für eine Wohnung interessiert und beim Investor Sontowski & Partner aus Erlangen die Auskunft bekommen. "Nicht über 20 Euro!" - "Das ist lachhaft, wie soll ich als Bäckereifachverkäuferin so eine Miete zahlen", sagt die Fragerin und spricht von "reine Profitgier eines Investors". Es sei doch ein weiteres Projekt mit 120 geförderten Wohnungen auf dem Apparatebau-Gelände an der Ammerseestraße geplant, versucht ein Befürworter zu beruhigen. Auch nach 13 Uhr, die Protestplakate und die Luftballons sind längst entfernt, geht die Diskussion unter den Passanten weiter.

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