Fürsorge im Alter:Hast du heute schon vergessen?

Fürsorge im Alter: Im Ilse-Kubaschewsky-Haus in Starnberg - hier im Esszimmer mit Betroffenen - ist Demenz schon lange ein Thema. Auslöser für die Erkrankung können ein Sturz oder eine Operation sein.

Im Ilse-Kubaschewsky-Haus in Starnberg - hier im Esszimmer mit Betroffenen - ist Demenz schon lange ein Thema. Auslöser für die Erkrankung können ein Sturz oder eine Operation sein.

(Foto: Georgine Treybal)

Mit dem neuen Symposium "Leben - Lieben- Loslassen" will die Ilse-Kubaschewski-Stiftung in Starnberg einen Anstoß geben, sich mit Demenz und Palliativbetreuung intensiv auseinanderzusetzen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Zuerst fehlen ein paar Wörter, dann ganze Zusammenhänge und irgendwann verlieren Menschen mit einer Demenzerkrankung immer mehr von ihrer Persönlichkeit. Nach der Erfahrung von Corinna Bürner, die in der Ilse-Kubaschewski-Stiftung in Starnberg den Bereich Fürsorge im Alter leitet, kann die Erkrankung sehr schnell voranschreiten. Auslöser kann beispielsweise ein Sturz im Garten sein oder eine Operation. "Dann verändert sich der Gesamtzustand manchmal innerhalb von zwei Wochen", hat sie festgestellt. Nach Angaben des Stiftungsvorsitzenden Dietrich von Buttlar wollen die Angehörigen die Erkrankung oft lange nicht wahrhaben. Auch die Palliativpflege von unheilbar erkrankten Angehörigen sei ein Tabuthema. Mit dem ersten Symposium "Leben - Lieben- Loslassen", das sich mit dem Thema Fürsorge im Alter auseinandersetzt, will die Ilse-Kubaschewski-Stiftung einen Anstoß geben, sich mit den Themen Demenz und Fürsorge am Ende des Lebens auseinanderzusetzen. Das Symposium findet am Dienstag, 28. Juni (17 bis 21.30 Uhr), im Bürgerhaus Beccult in Pöcking statt. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Allerdings ist sie pandemiebedingt auf maximal 200 Personen begrenzt; daher ist eine Voranmeldung erforderlich per E-Mail an sekretariat@iks-stiftung.de oder unter Telefon 08151-650540.

Zwar ist die Veranstaltung in erster Linie für Fachleute gedacht, doch auch Angehörige und Interessierte sind eingeladen. "Wir wollen das Thema Demenz weniger wissenschaftlich, sondern menschlich betrachten", erklärt Buttlar. Auf dem Programm stehen Vorträge von anerkannten Fachleuten: Professor Claudia Bausewein von der Ludwigs-Maximilian-Universität wird über Fürsorge im Alter am Lebensende sprechen, Professor Hans Förstl von der TU München über Fürsorge im Alter bei Menschen mit Demenz. Zudem führt das Galli-Präventionstheater für Gesundheit ein Stück auf mit dem Titel "Hast Du heute schon vergessen?".

"Wir erleben immer wieder, dass Angehörige, die zuhause pflegen, an ihre Grenzen stoßen."

Die Ilse-Kubaschewski-Stiftung bietet unterschiedliche Programme und Kurse zur Unterstützung von betroffenen Angehörigen an, wie etwa eine Nachtpflege. Dadurch sollen Angehörige von nachtaktiven Demenzkranken die Möglichkeit bekommen, endlich wieder durchschlafen zu können. Die Nachtpflege werde von den Einrichtungen bislang nur sehr selten angeboten, sagt Bürner. Menschen, die sich nicht trauen über ihre starke Belastung zu reden, können sich in der Angehörigengruppe beraten lassen. "Wir erleben immer wieder, dass Angehörige, die zuhause pflegen, an ihre Grenzen stoßen", so Bürner. Die Angehörigengruppe gibt es für Männer und Frauen, da Männer oft anders mit dem Thema umgehen, hat Bürner festgestellt. "Das Hauptproblem ist das Nicht-Verstehen von Erkrankten." Es werden Beispiele vermittelt, wie man den Alltag gestalten kann, damit beide Seiten ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen. Darüber hinaus werden Kurse für Demenzhelfer sowie eine Palliativschulung angeboten. Der Bedarf an Demenzhelfern ist groß. Denn die bisherige Unterstützung, bei der die Angehörigen nur wenige Stunden pro Woche entlastet werden, sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, erklärt Bürner. Daher werden noch Menschen gesucht, die auch tagsüber Zeit haben, um die Erkrankten ehrenamtlich zu betreuen. Die Aufwandsentschädigung beträgt 10 Euro die Stunde. Informationen unter IKS-Stiftung.de .

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