"Dem Tod entkommt keiner" :Die frohe Botschaft

Ostern ist das Fest der Auferstehung, also ein einziger Jubel. Doch gibt es in diesen turbulenten Zeiten überhaupt Grund zur Freude? Die SZ hat Pfarrer nach der zentralen Aussage ihrer Predigt gefragt

Von Carolin Fries, Starnberg

Für Pfarrer bedeuten die Ostertage vor allem Arbeit. Auf das stille Gedenken an Karfreitag und Karsamstag folgt die Osternacht, der am Sonntag und Montag weitere Gottesdienste folgen. Jedes Jahr gilt es zu erzählen vom Wunder der Auferstehung - doch wie vermittelt man das? Pfarrerinnen und Priester haben für die SZ zusammengefasst, was sie an Ostern predigen werden.

Anton Brandstetter, Kreisdekan: "Dem Tod entkommt keiner; hautnah erleben wir das immer wieder. Gute Freunde sterben, von nahen Angehörigen müssen wir Abschied nehmen. Doch Ostern sagt mir: Du gehst nicht unter! So wie Jesus von den Toten auferstanden ist, so ist auch Dir eine bleibende Zukunft verheißen. Dein Leben ist nicht nur eine Episode. Alles, was euch ausmacht, was sich bei euch entwickelt, was durch euch geschieht, wo ihr mitwirkt an der Schöpfung Gottes - alles wird in der bleibenden Welt eine Rolle spielen. So wie die wunderbare Musik Mozarts nicht mit seinem Tod verklungen ist, sondern immer und immer wieder aufgeführt werden kann, weil sie aufgezeichnet werden konnte, so wird alles, was wir denken und tun, eine Rolle spielen im Reich Gottes. Alles haftet im Gedächtnis des Ewigen. Unser jetziges Tun bekommt einen Schuss Ewigkeit, ist nicht nur eine Episode, die vergeht und vergessen bleibt.

Hans Martin Schroeder, evangelischer Pfarrer an der Friedenskirche in Starnberg: "Der Predigttext für die Feier der Osternacht 2017 aus Jesaja 26 - Der Vers 19 berührt mich besonders: Deine Toten werden leben! So viele Tote in dieser Zeit - wir stumpfen ab, wir können den Anblick nicht mehr ertragen, jeden Tag werden es mehr. In den Krisengebieten dieser Welt, in den Terroranschlägen überall, auch bei uns. Wir wenden uns ab, schalten ab, werden stumm, wir resignieren. Die Botschaft der Osternacht lässt das nicht zu! Die Toten in dieser Welt sind für Gott nicht vergessen, mehr noch: Sie sind Gott ganz nahe und sind bei ihm. In unseren Tiefen, unserer Resignationen ist die Osterbotschaft ein Signal der Hoffnung.

Ulrike Wilhelm, evangelische Pfarrerin an der Christuskirche in Tutzing: "Ich finde, Ostern stellt die Macht der Welt kritisch infrage. Dazu gibt es momentan reichlich Gelegenheit: Der Populismus greift um sich und starke Männer haben in vielen Ländern die Macht ergriffen. Die biblische Ostergeschichte ist ein gutes Korrektiv dazu. Hier werden die Wächter am Grabe Jesu ohnmächtig, die starken Männer haut's einfach um. Der Gefolterte dagegen, der zunächst auf der Verliererseite steht, gewinnt. In der Bibel gibt es dazu den schönen Satz ,Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.' Die alten Bibeltexte in Bezug zur Gegenwart zu setzen, ist meines Erachtens die Aufgabe der Predigt."

Otto Gäng, katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Benedikt in Gauting: "Ostern ist für uns Menschen ein komplexes Ereignis - vielleicht zu komplex, als dass es zu unserer Leidenschaft würde. Ostern bringt die Fremdheit zur Geltung zwischen dem, was Menschen denken und erwarten, und dem, was an Ostern geschieht. Ostern liegt nicht nur außerhalb der Welt berechenbarer Tatsachen, es liegt auch noch außerhalb der Welt unserer Vorstellungen.

In einer Zeit der alternativen Fakten und Wirklichkeiten, welche uns zu recht misstrauisch werden lassen, tut es gut zu wissen, dass wir Gottes Wirklichkeit und Welt vertrauen dürfen, da er selbstlos und bindungslos unsere Zukunft dem zeitlichen entzogen hat. Mit Ostern reicht diese Wirklichkeit in die unsere. Diese Wahrheit wird uns ins Herz geschrieben und in die Hand gelegt, dass unsere Einstellung zum Leben eine andere wird."

Josef Kirchensteiner, katholischer Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Mariä Himmelfahrt in Dießen: "Wenn wir in diesen Tagen das Leiden und Sterben Jesu Christi begehen, dann denken wir auch an die vielen Menschen, die in diesen Zeiten dunkelste Stunden erleben müssen. So sind wir verbunden mit unseren koptischen Schwestern und Brüdern, die am vergangenen Palmsonntag die furchtbaren Terroranschläge mit vielen Toten in Ägypten erleben mussten. Wir denken an das Leid des syrischen Volkes, an die ungezählten Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen in Afrika und jeder von uns weiß auch um ganz persönliche Schicksalsschläge im Verwandten- und Freundeskreis. Unser christlicher Glaube kann uns Trost und Kraft schenken, weil wir wissen, dass nicht das Kreuz, nicht die Finsternis des Karfreitags das Ende ist. Der Weg zum Kreuz ist immer auch der Weg zum Leben."

Johanna Graeff, evangelische Pfarrerin der Christuskirche in Gauting: "In der Osternacht feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod. Alte biblische Texte erinnern, wie Menschen von Anbeginn der Zeiten in Not geraten sind und wie Gott sie heraus geholt hat. Lieder, Gebete und Gedanken ermutigen die Gemeinde, sich auch heute auf Gott zu verlassen. Eine Predigt mit aktuellen Bezügen gibt es in der Osternachtsfeier nicht - jeder kennt die Weltlage gut genug. Die Osternachtsfeier soll Bestärkung zum Glauben trotz allem sein."

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