Süddeutsche Zeitung

CSU:Was praktikabel ist

Der Zweite Bürgermeister Robert Schiebel setzt aufs Augenmaß

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Jeden Samstag fährt Robert Schiebel mit dem Fahrrad zum Bäcker ins alte Dorf, bei jedem Wetter, auch wenn er dann wieder den Berg hinaufradeln muss zu seinem Haus im neuen Dorf. Mit seinen 61 Jahren hat Schiebel zwar schon öfter darüber nachgedacht, sich ein E-Bike zuzulegen, bislang aber legt er in seinem Heimatdorf Bernried praktisch alle Wege mit seinem alten Radl zurück. "Ich bin kein Grüner und mach das auch nicht, weil es modern ist", sagt Schiebel, der nun schon zum dritten Mal als Bürgermeisterkandidat für die CSU ins Rennen geht. Er lege viel Wert auf Umwelt- und Klimaschutz, weil er davon überzeugt sei. Allerdings stehen für den langjährigen Gemeinderat und Zweiten Bürgermeister die Interessen der Bürger im Vordergrund. Klimaschutz will er mit Augenmaß und Besonnenheit betreiben. "Lösungen müssen praktikabel sein", so der Vorsitzende der CSU Bernried.

Schiebel lebt in dem Dorf, seit er 1991 eine Bernriederin geheiratet hat. Aufgewachsen ist er in Machtlfing auf einem Bauernhof. "Das hat mich geprägt", sagt er. Auf dem Bauernhof wachse man auf mit Naturverbundenheit und lerne, im Team zu arbeiten. Das praktiziert er im Privatleben mit seinen drei inzwischen erwachsenen Kindern ebenso wie in der Politik. Nach seinen Erfahrungen ist Kommunalpolitik immer ein Ausgleich von Interessen. Es komme also darauf an, die Leute zusammenzubringen und einen Konsens zu erreichen. Politik macht er aber nicht nach dem Parteibuch, ihm kommt es auf die Sache an. Schiebel ist gerne unter Menschen und diskutiert mit ihnen. "Ich bin ein Vereinsmensch", sagt er von sich. Er ist Vorsitzender des Veteranenvereins und bei der Feuerwehr aktiv. Weil er die Politik nicht nur am Rande verfolgen, sondern selbst etwas bewegen wollte, besuchte er gleich den CSU-Stammtisch, als er nach Bernried kam. Schon bald wurde er Vorsitzender und macht die ehrenamtliche Arbeit gerne, "weil man da etwas bewegen kann".

Neben den großen Themen - Erweiterung oder Neubau von Grundschule und Feuerwehrhaus, Grundstücksvorratshaltung für Einheimischenmodell und Gewerbegebiet - interessieren Schiebel auch die kleinen Unzulänglichkeiten im Ort. Auf Vereinsversammlungen erfährt er, wo der Schuh drückt. Es ärgert die Bernrieder, dass bei schönem Wetter das Dorf zugeparkt ist. Falls er zum Bürgermeister gewählt wird, will er sich dafür stark machen, dass Parkautomaten aufgestellt werden und Verkehrskontrollen nachvollziehbar sind. Auch die Radwege sollten ausgebaut werden. Alle politischen Entscheidungen müssen seiner Ansicht nach transparent und nachvollziehbar sein.

Schiebel ist überzeugt davon, dass er gute Voraussetzungen fürs Bürgermeisteramt mitbringt. Er verfügt über 18 Jahre Erfahrung als Gemeinderat, als Verwaltungsfachwirt im Starnberger Landratsamt kennt er sich aus mit den Arbeitsabläufen im öffentlichen Dienst. "Und wenn man sich für Menschen einsetzt, kommt das wieder zurück."

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Quelle:
SZ vom 26.02.2020
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