Süddeutsche Zeitung

CSU-Empfang in Pöcking:Markus Söder ist "nicht mehr so sprunghaft wie früher"

Darum nimmt der Ministerpräsident die Treppe und hält eine launige Rede. Auf die Forderungen von Landratskandidat Stefan Frey geht er kaum ein.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Als Landratskandidat Stefan Frey beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU am Mittwoch im Pöckinger Beccult mit einem gekonnten Satz auf die Bühne hüpfte, kommentierte Ministerpräsident Markus Söder: "Verzeihung, wenn ich die Treppe nehme, ich bin nicht mehr so sprunghaft wie früher." Ob er diese Bemerkung doppeldeutig gemeint hat, erklärte Söder nicht. Er bewies jedenfalls, dass er nicht nur das sportliche Ausweichmanöver perfekt beherrscht.

Die von Frey angesprochenen Probleme, wie etwa den Wegzug der Fachhochschule für Finanzen in Herrsching bis zum Jahr 2030, umschiffte er galant. Es gebe Regionen, die keine Chancen hätten, da müsse ein Ausgleich geschaffen werden, begründete er die Entscheidung. Und in Richtung der Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig, die sich offenbar bei Söder persönlich für den Verbleib der Einrichtung stark gemacht hatte, sagte der Ministerpräsident: "Du hast mir fast das Ohr abgekaut."

Auf die Frage nach einen möglichen Ersatz für Herrsching ging er ebenso wenig ein, wie auf die von Frey geforderte "enge Einbindung" der Kommunalpolitiker vor Ort. Auch eine Antwort zur Zukunft der Hans-Albers-Villa in Feldafing, die der Freistaat verkaufen will, blieb der Ministerpräsident schuldig.

Das Wahldebakel in Thüringen und den Rückzug von Annegret Kamp-Karrenbauer thematisierte Söder in seiner launigen Rede ebenfalls nur am Rande. Es sei nicht Aufgabe der CSU sich einzumischen, wer den Parteivorsitz übernehme, sagte er. "Aber es ist unsere Aufgabe sich klar abzugrenzen gegen die AfD." Die Demokratie hat sich seiner Ansicht nach "grundlegend" verändert. Auch in der Ära Franz Josef Strauß sei schon gestritten worden, heute jedoch herrsche eine ganz andere Aggression. "So mancher ideologische Geisterfahrer, der früher alleine war, findet heute im Internet einen Parkplatz zusammen mit anderen Geisterfahrern." Die Würde des Einzelnen jedoch dürfe nicht zur Disposition gestellt werden. Es sei Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass jeder sein Leben leben und sich sicher fühlen könne.

Klimaschutz und Bewahrung der Schöpfung waren ebenfalls Thema. Der reine Verzicht ist Söders Ansicht nach jedoch nicht der richtige Weg. "Ich bin nicht grün, ich bin weiß-blau", sagte Söder und bekam dafür tosenden Applaus der mehr als 500 Besucher, die zuvor bei der Parkplatzsuche ein Verkehrschaos in der kleinen Gemeinde verursacht hatten.

Im Rahmen der Veranstaltung zeichnete der Ministerpräsident Hannelore Doch aus Herrsching mit der "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" aus. Söder würdigte das außerordentliche ehrenamtliche Engagement Dochs, die seit 27 Jahren als Vorsitzende des TSV Herrsching, seit sechs Jahren als CSU-Gemeinderätin und Beauftragte für Integration sowie Delegierte der Herrschinger Insel fungiert. Von der Ehrung sei sie vollkommen überrascht worden, sagte sie. Sie habe eigentlich gar nicht kommen wollen. Als sie am Abend zuvor erfahren habe, dass sie geehrt werden solle, habe sie "nie im Leben" an die Verdienstmedaille gedacht: "Es ist doch selbstverständlich, was ich tue, da muss man keine Auszeichnung kriegen. Ich sehe es als Auszeichnung für alle, die in Herrsching etwas leisten."

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SZ vom 14.02.2020
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