Coronavirus:Läden und Restaurants dicht - Wie sich Geschäftsleute auf die Schließung einstellen

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Mindestens zwei Wochen kein Umsatz, aber Miete und Lohn weiterzahlen: Wie soll das gehen? Für Starnbergs Einzelhandel wird das zur Zerreißprobe.

Von Charlotte Alt, Astrid Becker und Manuela Warkocz, Starnberg

Noch sitzen die Menschen gemütlich in der Sonne, trinken Kaffee oder schlendern durch Geschäfte. Von Mittwoch an wird die Starnberger Innenstadt jedoch anders aussehen: Um die Ausbreitung des Coronavirus auszubremsen und soziale Kontakte zu minimieren, dürfen Gastronomiebetriebe dann nur noch bis 15 Uhr öffnen. Einzelhandelsgeschäfte, Bars oder Kinos müssen für 14 Tage komplett schließen. Für viele Läden und Restaurants wird das zur Zerreißprobe, denn die unvorhersehbaren Entwicklungen der Pandemie machen es schwierig für Geschäftsführer, sich angemessen vorzubereiten.

Frühlingsgefühle in Zeiten von Corona Der Starnberger Kirchplatz war am Montag gut besucht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Zwei Wochen können wir noch überbrücken, aber danach wäre es eine Riesenkatastrophe", sagt Corinna Hjorte, Geschäftsführerin der Modeboutique Zauberhaft Deluxe . Das Problem sei, dass es bislang weder von Handelsverband noch Landratsamt konkrete Informationen gebe. Schon in den letzten Tagen verzeichnete sie weniger Umsatz, muss Miete und Lieferanten dennoch bezahlen. Erst im September eröffnete Hjorte ihren Laden - eine Zwangsschließung über mehr als zwei Wochen sei nur schwer zu verkraften. "Ich bin ein positiv eingestellter Mensch", sagt Hjorte. "Aber wie das genau gehen soll, ist mir noch nicht ganz klar."

Gudrun Bartelmann. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Verzweiflung ist auch bei Edeltraud Priller, Geschäftsleiterin der Olympia Apotheke, zu spüren. Hier stehen Menschen Schlange, doch schon seit Wochen sind Desinfektionsmittel und Masken ausverkauft. Die Lieferengpässe bereiten ihr Sorgen: Wenn sie irgendwann auch kein Desinfektionsmittel mehr hat, könne es schwierig werden, die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten. "Wenn mir die Mitarbeiter ausgehen, wäre das ein Albtraum", sagt Priller. "Ich kann nur hoffen, dass wir irgendwie durchhalten", sagt die Apothekerin. Ihr Appell: "Hände waschen, waschen, waschen! Gründlich und mit Seife." Das sei noch immer effektiver als jedes Desinfektionsmittel.

Roberto Di Dio fürchtet Umsatzeinbußen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Um einiges entspannter ist Gudrun Bartelmann, die mit ihrem Mann Wolfgang und Tochter Tina den Buchladen Bücherjolle betreibt. Sie müssen am Mittwoch ihren Laden schließen, hoffen aber durch den Online-Verkauf auf genügend Umsatz, um Miete und Lohn zahlen zu können. "Wenn es länger wird, dann ist es problematisch", sagt Bartelmann. Für Roberto Di Dio, der das italienische Restaurant Al Gallo Nero betreibt, bedeutet die neue Regelung eine große Umstellung. "Bis gestern habe ich mir nicht so richtig Gedanken darüber gemacht", sagt er. "Heute sieht es schon ganz anders aus." Er will zusammen mit seinen Kollegen einen Plan entwickeln, die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden gewährleisten und trotzdem den Betrieb aufrecht erhalten. Fehlender Umsatz wegen reduzierter Öffnungszeiten könnte das Unterfangen schwierig machen. Di Dio: "Mir tut das Herz weh, dass wir vielleicht zumachen müssen."

Corinna Hjorte. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In Herrsching hat der Mode- und Lifestyle-Accessoires-Laden Cosy bereits am Montag nicht mehr geöffnet. Ein Schild hängt an der Tür: "Liebe Kunden, unser Geschäft ist wegen der Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus vorläufig geschlossen. Bitte bleiben Sie gesund! Alles Liebe, Maria Fiegler und Team".

Etwas weiter in der Seestraße spricht auch Ulrike Soré über Gesundheit. Ihr gehört das Mode Mosaik, am Montag informierte sie ihre Kundinnen per E-Mail darüber, ihr gesamtes Sortiment bis Dienstag um die Hälfte zu reduzieren: "Ausnahme-Situationen führen zu Ausnahme-Preisen" ist ihre Art, mit den erwarteten Umsatzeinbußen umzugehen: "Ich habe keine Angst, nur um meine Angestellten", sagt sie. "Aber ich wundere mich, warum die Politik den Katastrophenfall mit all seinen Konsequenzen nicht schon vor 14 Tagen ausgerufen hat." Sie macht sich und den Frauen, die hier am Montag noch shoppen, Mut: "Es gibt eine Zeit danach", sagt sie. "Wir müssen jetzt einfach zusammenhalten."

Ähnlich sieht man das beim Friseur Sasa Pure Style Company: "Klar, auch wir müssen am Mittwoch schließen, Haareschneiden ist ja Luxus", sagt Melinda Klinke. Bis Mittwoch stehen aber noch Überstunden an: "Ein Teil unserer Kunden hat abgesagt, ein anderer Teil will unbedingt noch kommen. Wir versuchen, alles zu tun, was noch möglich ist", sagt sie.

Thomas Parstorfer betreibt im Tutzinger Ortsteil Traubing eine Autowerkstatt. Bis Ende der Woche hat er noch Aufträge. Aber wie geht es dann weiter? "Heute hat das Telefon schon außergewöhnlich wenig geklingelt", sagte er am Montag, "da kommt kaum noch was rein."

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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