Coronavirus:Die Logistik der Hilfe

Oberpfaffenhofen: DLR Gelände - THW liefert Mundschutz, Desinfektionsmittel etc....

Kreisbrandmeister Andreas Pain nimmt die neue Ware von den THW-Mitarbeitern Adrian Degwert und Andrew Ladouceur (von links) an.

(Foto: Nila Thiel)

Wie Schutzkleidung und Atemmasken vom Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen aus verteilt werden

Von Christine Setzwein, Weßling

Katastrophenschützer gehören dieser Tage nicht umsonst zu Mitarbeitern in der kritischen Infrastruktur - ohne sie würde gar nichts laufen. Und so sind auch Andrew Ladouceur und Adrian Degwert schon seit dem Morgen gemeinsam unterwegs. Die beiden Starnberger THW-Mitglieder holen, was in diesen Zeiten besonders wichtig ist: Schutzkleidung, Infektionsmittel, Atemmasken, Handschuhe, Brillen.

Zuerst waren sie an diesem Mittwoch in Garching, dann in München-Riem, wo sich die Lager des Technischen Hilfswerks befinden. Das THW verteilt im Auftrag des Freistaats die Schutzgüter an die örtlichen Katastrophenschutzbehörden. Für den Landkreis Starnberg befindet sich das Lager auf dem Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen. Herr über das lebensrettende Material ist Andreas Pain, als Kreisbrandmeister für die Gemeinden Andechs und Herrsching zuständig.

Von Beruf ist der Machtlfinger Andreas Pain Kfz-Sachverständiger bei einer großen Versicherung. Jetzt ist er freigestellt, sein Gehalt zahlt bis zum 23. April der Landkreis Starnberg. Jeden Tag von acht bis 17 Uhr ist der 41-Jährige in der Halle auf dem gut bewachten Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen, nimmt Lieferungen entgegen und liefert auch aus. "Vergangene Woche bin ich alle Alten- und Pflegeheime angefahren", sagt er.

Die Materialhalle in Oberpfaffenhofen hat der Landkreis 2015 angemietet, als es galt, hunderte Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen. Sie mussten versorgt werden, brauchten Kissen, Decken, Bettwäsche, Handtücher, Becher und Hygieneartikel. Diese Gegenstände wurden in grünen Kisten ausgegeben, in denen die Geflüchteten dann ihre persönlichen Sachen verstauen konnten. In die Kinderkisten wurde außerdem jeweils ein Teddybär gelegt.

Die grünen Blechteile sind in einem Teil der Halle gelagert, wie auch Decken, Feldbetten, Zelte - aufblasbare und solche mit Stangengrüsten. Schutzausrüstung gegen Vogelgrippe und Schweinepest befindet sich ebenfalls dort. Sie werden aktuell nicht gebraucht, dafür um so mehr Masken gegen eine Coronainfektion für Krankenhäuser und Pflegestationen.

Nachdem die Männer vom Starnberger THW die Lieferung abgeladen haben, sind sie schnell wieder weg. Sie müssen weiter in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, denn auch dort beliefern sie die Feuerwehren. In Oberpfaffenhofen ist nun der Bucher Kommandant Jürgen Aster damit beschäftigt, die Kisten zu beschriften, denn die Freiwillige Feuerwehr Buch ist für die Pflege und den Unterhalt des Materiallagers verantwortlich. An diesem Tag werden 400 Liter Desinfektionsmittel sowie mehrere Kisten Schutzmasken, -brillen, -handschuhe und Kittel geliefert. Auch eine Charge der acht Millionen Mundschutzmasken aus China, die Ministerpräsident Markus Söder persönlich am Flughafen in Empfang genommen hat, ist dabei. Aber das Material stammt auch aus Neuried, Regensburg und Holland.

Was in Oberpfaffenhofen ankommt, meldet Andreas Pain sofort nach Starnberg ins Landratsamt. Dort trifft sich jeden Tag um 16 Uhr der Krisenstab und entscheidet, wer welche Ware bekommt. An diesem Tag erwartet Pain noch einige Paletten mit Material für das Helios-Amper-Klinikum in Dachau, das wegen eines infizierten Patienten aus dem Landkreis Starnberg vorübergehend geschlossen werden musste, aber am Dienstag den Normalbetrieb wieder aufgenommen hat. Wann die Lieferung kommt, weiß Andreas Pain nicht. Es kann ein langer Tag werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: