Coronaregeln:Verzweifelte Rabattaktion

Herrschings Geschäftsleute sagen Danke; Herrschings Geschäftsleute bedanken sich

Ulrike Soré spricht im Video für die Herrschinger Geschäftsleute.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Herrschinger Geschäftsleute erwägen freiwillige Schließungen

Von Astrid Becker, Herrsching

Sie lächeln zwar in die Kamera, doch hinter den Kulissen ist die Verzweiflung groß: Die Rede ist von den Geschäftsleuten in Herrsching, die seit Ausbruch der Pandemie immer wieder mit Aktionen auf sich aufmerksam machen. Diesmal gewähren sie drei Tage lang, bis Samstag, ihren Kunden Rabatte, was sie in einem Video auf den sozialen Medien ankündigen - bevor sie in der kommenden Woche womöglich wieder schließen müssen oder es ohnehin freiwillig tun. Denn die Herrschinger Geschäftsleute leben von Laufkundschaft und Spontankäufen. Die Schnelltest-Regelungen, die einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 gelten, halten sie daher schlichtweg für "nicht umsetzbar".

Am Donnerstag hat der Landkreis Starnberg den Grenzwert mit 114,1 wieder überschritten. Wenn dies drei Tage lang so bleibt, erlässt das Landratsamt eine neue Allgemeinverfügung: "Das könnte bei uns schon am Wochenende so sein, dann gelten wahrscheinlich bereits am Montag andere Coronaregeln", sagt auch Landratsamtssprecherin Barbara Beck. Einkaufen im inzidenzabhängigen Einzelhandel, etwa in einem Modegeschäft, ist dann nur mit negativem Testergebnis möglich. "Und da kommt keiner mehr", sagt beispielsweise Gabi Huber, die selbst eine Boutique in Herrsching führt und zweite Vorsitzende des örtlichen Gewerbevereins "Werte in der Region" (WIR) ist.

Denn die Sache mit den Tests stellt sich aus Sicht der Herrschinger Geschäftsinhaber zu kompliziert dar. "Die Leute müssen entweder vor dem Laden einen Test machen, der dann nur für diesen einen Laden gilt, oder sie gehen vorher in eine offizielle Teststation, bei der das negative Ergebnis 24 Stunden für alle Geschäfte gilt." Das aber, so meint auch die Inhaberin von "Mode Mosaik", Ulrike Soré, entspreche nicht dem Einkaufsverhalten ihrer Kundinnen: "Zu uns kommen viele, die den normalen Einkauf von Lebensmitteln mit einem Bummel bei uns verbinden, die machen dafür nicht Tage vorher einen Termin im Testzentrum aus." Ihre Kundinnen wollen Huber und Soré dazu bereits befragt haben: "Da haben alle gesagt, das mache ich sicher nicht", erzählt Huber, die noch ein anders Problem beschreibt: "Es ist noch absurder: Bei uns würde dann die Schnelltest-Sache gelten, und dann ein paar Tage später wird der bundeseinheitliche Lockdown beschlossen: Wie sollen wir da den Wareneinkauf und Personal planen?" Soré meldet eigenen Aussagen zufolge mittlerweile tageweise für ihre Beschäftigten Kurzarbeit an und wieder ab. Allein das koste sie monatlich gut 250 Euro beim Steuerberater. Schnelltests für die Kunden anzubieten, hält sie, wie viele andere Geschäftsinhaber auch, für unwirtschaftlich: "So ein Test kostet uns 5,10 Euro."

Deshalb überlegen die Herrschinger nun, sollte der bundeseinheitliche Lockdown nicht kommen, ihre Geschäfte dennoch zu schließen und auf Click & Collect umzustellen. Und jetzt noch einmal Gas zu geben, wie Soré meint. Eben mit der Rabattaktion bis Samstag.

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