Kostenpflichtige Corona-Tests:Apotheker fürchtet Ärger mit Ungeimpften

Gilching: Vitus Apotheke- Corona Schnelltest Apothekerin Iris Blaschke nimmt einen Corona Schnelltest vor.  Ehemann Stefan Hartmann ist im Hintergrund

Stefan Hartmann (hinten) hat bereits im Frühjahr in seiner Vitus-Apotheke Corona-Tests angeboten. Hier nimmt seine Frau Iris Blaschke einen Abstrich.

(Foto: Nila Thiel)

Stefan Hartmann aus Gilching und sein Team müssen sich jetzt schon Beschimpfungen von Querdenkern und Imfverweigerern anhören. Wenn er nun für die Abstriche kassieren muss, könne die Stimmung kippen.

Von Carolin Fries

Hustensaft, Kopfschmerztabletten und Corona-Tests - viele Apotheken im Landkreis haben ihr Angebot in den vergangenen Monaten zur Freude ihrer Kunden erweitert und kostenlose Antigen- Schnelltests gemacht. Nun aber befürchten manche, zur Anlaufstelle von Impfverweigerern und Querdenkern zu werden. Denn von Montag an müssen Kunden die Abstriche bezahlen, nur eine kleine Gruppe ist davon ausgenommen. Apotheker Stefan Hartmann hat Sorge, dass es zu Übergriffen von Ungeimpften auf seine Mitarbeiter kommen könnte. "Die Stimmung ist jetzt schon aggressiv." Der Gilchinger hat sich mit seinen Ängsten an Landrat Stefan Frey (CSU) gewandt.

Dass Menschen ohne Impfschutz Einschränkungen wie die derzeit geltende 3G-Regel, wonach etwa Konzert- und Kinobesuche nur geimpft, getestet und genesen möglich sind, gar nicht lustig finden, davon kann Hartmann ein Lied singen. Zwar betreibt er inzwischen nur noch eines von einst sechs Testzentren im Landkreis, doch sein Team nimmt in Gilching jeden Tag im Schnitt 180 Abstriche. Dabei würden seine Mitarbeiter zunehmend beschimpft.

Beschimpfungen als "Handlanger der Regierung" sind an der Tagesordnung

Tätliche Übergriffe habe es zwar noch keine gegeben, aber Titulierungen etwa als "Handlanger der Regierung" seien für seine Leute schon an der Tagesordnung. Er fürchtet, dass die Stimmung kippen könnte, wenn er nun 20 Euro für einen Test abkassieren muss, und erinnert an die Tat von Idar-Oberstein, wo ein Maskenverweigerer einen Tankstellenkassierer erschossen hat.

Landrat Frey glaubt zwar nicht, dass es zu größeren Auseinandersetzungen kommen wird, "dass es Einzelfälle gegeben hat, möchte ich aber nicht ausschließen". Dass die neuen Testregeln bei dem ein oder anderen einen "Groll gegen die Politik" heraufbeschwören, ist ihm bewusst.

Einen kostenfreien Abstrich bekommt von kommender Woche an nur noch, wer krank ist und mit Symptomen einen Arzt aufsucht oder aber wenn die Corona-Warn-App ein erhöhtes Ansteckungsrisiko nach einem Kontakt mit einer infizierten Person anzeigt. Auch Kinder unter zwölf Jahren und Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, müssen nicht bezahlen. Wobei Starnbergs Pandemie-Koordinator, der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing, sagt: "Es gibt keine medizinischen Gründe, sich nicht impfen zu lassen." Übergangsweise sind bis Jahresende noch Jugendliche sowie Schwangere und stillende Mütter von der Regelung ausgenommen. Alle anderen, die den Test brauchen, um als Ungeimpfte die 3G-Regel in Gaststätten, bei Veranstaltungen oder im Kino zu erfüllen, müssen für den Abstrich zahlen.

Kostenpflichtige Corona-Tests: Pandemie-Koordinator Bernhard Junge-Hülsing befürwortet die neuen Testregeln und hofft, dass sie die Impfquote steigern.

Pandemie-Koordinator Bernhard Junge-Hülsing befürwortet die neuen Testregeln und hofft, dass sie die Impfquote steigern.

(Foto: Arlet Ulfers)

Und der Spaß wird teurer: Die Preise in Apotheken und privaten Testzentren werden bei 20 Euro aufwärts liegen, Ärzte werden laut Junge-Hülsing zwischen 35 und 55 Euro für einen Schnelltest kassieren. Für einen genaueren PCR-Test, der bei der 3G-Plus-Regel notwendig wird, zahle man etwa 100 Euro. "Ich finde das richtig", so Junge-Hülsing. Der HNO-Arzt hofft, dass sich die Impfquote dadurch steigern lässt und zeichnet einen drastischen Vergleich: "Ungeimpft durch die Gegend laufen, das ist wie mit 120 Sachen am Kindergarten vorbeibrettern." Als Arzt behandele er zwar weiterhin ungeimpfte Patienten, doch ansonsten dürften seine Praxis nur noch vollständig Geimpfte betreten.

Auch Florian Wiedemann, Inhaber der Godo-Apotheke in Gauting, will Konfliktsituationen mit ungeimpften Personen möglichst vermeiden. Er hat sein Testangebot bereits Ende Juni aufgegeben, als die Nachfrage sank. Es jetzt für die Impfverweigerer wieder aufnehmen - das will er nicht, obwohl viele Kinder auf ein Testangebot angewiesen seien. "Die Leute sollen sich impfen lassen."

Wer Anspruch auf einen kostenfreien Test hat, kann diesen weiterhin bei den Teststationen des Landkreises in Gilching und Gauting machen. Voraussetzung ist ein entsprechender Nachweis. Vorerst ist der Testbetrieb dort bis zum Jahresende vertraglich gesichert.

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