Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:Corona-Testergebnisse eineinhalb Tage im Verzug

Das Labor kommt mit der Auswertung der Tests aus dem Gilchinger Drive-in nicht hinterher. Dabei hatte das Landratsamt zwischenzeitlich gemeldet, dass alles reibungslos läuft.

Von Carolin Fries

"Kein Testergebnis verfügbar": Nach wie vor meldet die Corona- Warn-App Personen, die in den vergangenen Tagen in Gilching einen Corona-Test gemacht haben, keinen Befund - obwohl diese längst im Starnberger Landratsamt eingegangen sind. Und auch die zugesagte Frist von maximal 48 Stunden vom Abstrich bis zur Übermittlung der Ergebnisse kann erneut nicht eingehalten werden. Landratsamtssprecherin Barbara Beck spricht von "Einzelfällen". Das beauftragte Labor in Augsburg wiederum räumt ein, mit der Bearbeitung der Proben eineinhalb Tage in Verzug zu sein.

Über das Wochenende werde man den Rückstand mit Sonderschichten aber aufholen, sagt Felix Stelter, Ärztlicher Leiter des MVZ-Labors. "Diesmal werden wir das sicher schaffen." Bereits in der vergangenen Woche hatten sich die Diagnosen verspätet. "Wir kriegen jeden Tag 6000 Anforderungen, das liegt über unserer Kapazitätsgrenze." Auftraggeber seien überwiegend niedergelassene Ärzte, einige Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen und Betriebsärzte. Deren Proben müssten nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) meist priorisiert abgearbeitet werden, etwa weil die Ergebnisse für geplante Operationen notwendig sind. Pauschale Screening-Tests, wie sie seit knapp zwei Wochen täglich zwischen 69 und 165 Landkreisbürger in Gilching machen lassen, stünden in der Rangfolge "ziemlich weit hinten".

Ein Ehepaar aus Gauting, das anonym bleiben will, sitzt deshalb seit dem vergangenen Wochenende in den eigenen vier Wänden fest. Weil der Mann im Urlaub auf Elba Husten und Schnupfen bekam, gingen beide nach ihrer Rückkehr am vergangenen Dienstag in Gilching zum Abstrich - in der Hoffnung, am Donnerstag Gewissheit zu haben, ob eine Corona-Infektion vorliegt. Erst am Freitag meldete sich das Landratsamt telefonisch bei der Frau und gab für sie Entwarnung. Für ihren kranken Mann lag bis Freitagnachmittag noch kein Ergebnis vor. Die App, welche beide auf ihren Handys installiert haben, meldete stur: "Kein Testergebnis verfügbar."

Das Gautinger Ehepaar scheint kein Einzelfall zu sein: Täglich gehen laut Stelter bis zu 1000 Anrufe bei der Hotline des Labors mit Nachfragen nach dem Verbleib der Ergebnisse aus den unterschiedlichen Teststationen ein. Um Abhilfe zu schaffen, arbeitet das Labor aktuell an einer eigenen Software, die Patienten den digitalen Abruf von Diagnosen ermöglichen soll. Dies soll wie bereits bei der Corona-Warn-App über einen Barcode funktionieren, der eingescannt werden muss. Wann die Technik einsatzbereit ist, sei aber noch offen, so Stelter. Das Landratsamt kündigte an, die Ergebnisse weiterhin telefonisch zu übermitteln.

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7-Tage-Inzidenz

Vom Lockdown ist der Landkreis weit entfernt. Ausschlaggebend hierfür ist die Sieben-Tage-Inzidenz, welche nicht höher als 50 sein darf. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl müssten sich im Landkreis innerhalb von sieben Tagen 68 Menschen infizieren, damit dieser Schwellenwert erreicht ist. Dann müssten die Pandemieregeln im Landkreis verschärft werden.

Am Freitag ist die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen um fünf neue Fälle auf 746 gestiegen, wovon 685 als genesen gelten. Bei den Neuinfektionen handelt es sich um eine Person aus Gilching, die sich im Landkreis angesteckt hat, einen USA-Rückkehrer aus Starnberg, einen Türkei-Rückkehrer aus Seefeld, einen Prag-Rückkehrer aus Starnberg sowie eine Person aus Starnberg mit unbekannter Ursache. In häuslicher Quarantäne sind 208 Personen.

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SZ vom 12.09.2020
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