Corona-Krise im Landkreis Starnberg:Zirkustiere in Not

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Alle Vorführungen sind abgesagt, nun geht Inhaber Artur Kaiser das Futter für Lamas und Kamele aus.

Von Charlotte Alt, Gilching

Kamele, Ponys und Lamas stehen friedlich in der Sonne, einige Kinder tollen auf dem Feld daneben umher. Vor ein paar Tagen stand hier noch das stattliche weiß-blaue Zelt des Circus King, doch das ist jetzt abgebaut. Wegen der schnellen Ausbreitung des Coronavirus bleiben seit ein paar Wochen die Zuschauer aus, jetzt sind alle weiteren Auftritte vorerst abgesagt. Zirkusinhaber Artur Kaiser ist verzweifelt: "Wir stehen vor dem Nichts."

Mit seiner Familie und 50 Tieren steckt er in Gilching fest, denn die finanziellen Reserven wurden bereits in der Winterpause fast vollständig aufgebraucht. Eigentlich hätte Kaiser mit seinem Zirkus längst in Mammendorf sein sollen, aber die Auftritte dort wurden abgesagt. Der Landwirt, auf dessen Grund sie zur Zeit in Gilching stehen, habe ihnen erlaubt, noch etwas länger zu bleiben, erzählt der 29-jährige Kaiser dankbar. Doch wie es langfristig weitergehen soll, weiß er nicht. Der Frühling sei die Zirkus-Hochsaison, dass diese Einnahmen jetzt so kurz nach der Winterpause wegfallen, sei eine Katastrophe, sagt er. "Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich noch nie war." Kaiser ist im Zirkus aufgewachsen, mit seiner Frau Sandy hat er sich erst vor zwei Jahren selbständig gemacht. Doch jetzt steht ihr Zirkus kurz vor dem Aus, denn auf eine solche Krise waren sie nicht vorbereitet: "Wir haben keinen Notfallplan."

Seine größte Sorge sei es, seine 50 Tiere weiter versorgen zu können. Da kein Geld mehr zum Futterkauf übrig ist, fahren er und seine Neffen quer durch den Landkreis, in der Hoffnung von Landwirten ein paar Heuballen geschenkt zu bekommen. Ein bisschen Futter habe er so schon auftreiben können, sagt Kaiser, aber das werde nur bis zum Ende der Woche reichen. Auch seine Familie zu versorgen, sei ein Problem, seine Frau ist hochschwanger. Und auf dem Feld in Gilching könne er nicht langfristig bleiben, doch eine andere Möglichkeit gebe es gerade nicht. Die Verzweiflung ist dem jungen Unternehmer anzumerken.

"Wir sind dabei, eine Lösung zu finden", sagt Kaiser. Gestern habe seine Frau mit dem Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter telefoniert und nach einem Strom- und Wasseranschluss gefragt. Seine Brüder, die auch im Zirkusgewerbe tätig sind, hätten ihm gesagt, dass die Gemeinden oft großzügig seien - aber in Gilching bleibe die Hilfe bis jetzt aus. Er wollen ja keine finanzielle Unterstützung, betont Kaiser, es gehe nur um Futter, Wasser und Strom, um die nächsten Wochen über die Runden zu kommen: "Das ist aber schwieriger, als das in den Medien dargestellt wird. Ich weiß nicht, ob die Gemeinde hier überhaupt helfen will."

Die meisten der Zirkusleute sind schon nach Hause gefahren, von 25 Artisten sind nur neun übrig geblieben, darunter drei kleine Kinder. "Die stellen jetzt den Platz auf den Kopf", sagt Artur Kaiser. Bis Ende der Woche könnten sie noch durchkommen. Wie es danach weitergehen soll, weiß Kaiser nicht. Er hoffe jetzt auf Unterstützung der Bevölkerung und von Landwirten (Kontakt: 0152/36274941). Denn in solchen Zeiten müsse man doch zusammenhalten.

© SZ vom 19.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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