Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Zweites Todesopfer im Landkreis

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86-jährige Frau stirbt in Gautinger Klinik. Zahl der Infizierten steigt auf 384 Menschen. Intensivstationen sind stark ausgelastet

Von David Costanzo, Starnberg

Ein zweiter Patient aus dem Landkreis Starnberg ist infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Dabei handelt es sich laut Landratsamt um eine 86-jährige Frau, die in der Gautinger Asklepios-Klinik behandelt wurde. Sie starb bereits am Samstag, der Fall wurde jedoch erst am Donnerstagabend bekannt. Die Zahl der Infizierten im Landkreis steigt auf 384, das sind 13 mehr als am Vorabend. 50 Menschen werden stationär in Kliniken behandelt, acht von ihnen müssen beatmet werden.

Auf den Intensivstationen in der Region herrscht bereits eine "hohe Auslastung", wie es der Starnberger Klinikchef Thomas Weiler formuliert, der in der Coronavirus-Pandemie als Ärztliche Leiter für die Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg verantwortlich ist. Wie viele der zuletzt 80 Beatmungsplätze belegt seien, wollte er nicht sagen, da die Kapazitäten ständig ausgebaut würden.

Allein in den Kliniken des Landkreises Starnberg könnten im Normalfall bis zu 37 Patienten beatmet werden, sagt der Internist und Kardiologe Florian Krötz vom Klinikum Starnberg, der als Sprecher der Pandemiebeauftragten der sieben Krankenhäuser im Landkreis fungiert. Davon waren am Freitag 21 Betten belegt - auch mit Patienten, die nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Die Kapazitäten könnten bei Bedarf jedoch schnell auf 50 Plätze erweitert werden, erklärt Krötz. Im Notfall stünden noch einmal deutlich mehr Geräte zur Verfügung. Im Klinikum Starnberg selbst musste am Freitag kein Coronavirus-Patient auf der Intensivstation behandelt werden.

Sechs neue Beatmungsgeräte hat etwa die Asklepios-Lungenklinik erhalten, die der Freistaat bezuschusst hat, berichtet das Krankenhaus. Damit könnten auf der Intensivstation nun 20 Patienten versorgt werden, die Zahl habe sich in wenigen Wochen verdoppelt. Am Freitag waren laut Klinik noch sieben dieser 20 Betten frei. Sechs Patienten mussten aufgrund ihrer Covid-19-Erkrankung beatmet werden. Auf den übrigen Plätzen werden Patienten mit anderen Diagnosen behandelt. Denn die Versorgung etwa von Patienten mit Krebs laufe wie gewohnt weiter, betont Sprecherin Beatriz Parente Matschke.

Bis Ende April strebt die Klinik eine weitere Verdoppelung auf 40 Plätze an. Der Chefarzt der Intensiv-, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Lorenz Nowak, sagt: "Damit sind wir als Pandemiezentrum für den Landkreis Starnberg für einen erneuten Patientenanstieg gerüstet." Ausreichend Ärzte und Pfleger seien vorhanden, berichtet die Klinik. Atmungstherapeuten etwa, die sonst im ganzen Haus tätig seien, könnten auf der Intensivstation eingesetzt werden. Drei Ärzte aus anderen Asklepios-Kliniken hätten sich zum Einsatz in Gauting gemeldet. Mitarbeiter aus geschlossenen Abteilungen wie dem Schlaflabor nähmen den Kollegen den Papierkram ab. Insgesamt könnten etwa 60 Mitarbeiter auf der Intensivstation eingesetzt werden. Und weil Atemschutzmasken knapp sind, hat die Klinik ABC-Masken angeschafft, die wiederverwendet werden und sonst bei der Feuerwehr zum Einsatz kommen. Reserven meldet auch das Benedictus-Krankenhaus in Tutzing mit zuletzt vier Covid-19-Patienten.

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SZ vom 04.04.2020
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