Süddeutsche Zeitung

Corona-Infektionen:Bereit für Patienten aus Madrid

Kliniken im Landkreis unterbreiten Hilfsangebot für Spanien und Italien

Von Michael Berzl, Starnberg

Kliniken im Landkreis bereiten sich darauf vor, Corona-Patienten aus Italien und Spanien aufzunehmen. Das teilte Landrat Karl Roth (CSU) am Dienstag im Kreisausschuss mit. Der Geschäftsführer des Klinikums Starnberg, Thomas Weiler, wollte sich dazu nicht im Detail äußern. Er sagte aber: "Es gibt eine sehr große Hilfsbereitschaft in den Kliniken." Dort heiße es: "Solange wir noch Kapazitäten haben, werden wir unterstützen."

Die Asklepios-Klinik in Gauting habe sich bereit erklärt, bis zu sechs Patienten aus Madrid aufzunehmen, teilte Sprecherin Beatriz Parente Matschke mit. Geschäftsführer Jörgen Wißler habe die Bereitschaft dem Landrat mitgeteilt. "Wir können und möchten helfen, damit intensiv- und beatmungspflichtige Menschen in Europa eine Chance haben", erklärt die Kliniksprecherin. Bisher habe es aber noch keine Verlegungen gegeben. Derzeit werden in Gauting 22 Menschen behandelt, die an Covid-19 erkrankt sind, sechs davon auf der Intensivstation. Währenddessen baut die Lungen-Fachklinik ihre Kapazitäten aus. So sei für diesen Donnerstag eine Lieferung von sechs weiteren Beatmungsmaschinen angekündigt worden.

Auch für den Landkreis ist es eine der Hauptaufgaben geworden, Ausrüstung zu organisieren und zu verteilen. Atemmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Schutzanzüge: All das wird dringend benötigt in Altenheimen und Krankenhäusern sowie bei den Pflegediensten. Doch das ist Mangelware. Wie schwierig die Situation ist, wurde in der Ausschusssitzung deutlich, als Landrat Roth über den Stand der Dinge berichtete. Auf dem Gelände des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen wurde ein zentrales Lager für Schutzausrüstung eingerichtet, die jeweils von der Regierung von Oberbayern zugeteilt wird. "Aber wir wissen nie, was wir kriegen", berichtete Landratsamtssprecherin Barbara Beck. Ein Beispiel für die prekäre Versorgungslage: Am Dienstag seien 1000 Handschuhe und 2000 Stück einfacher Mundschutz geliefert worden, außerdem 50 Kittel und 30 Schutzanzüge sowie 340 und 480 Stück der besseren Atemmasken, die dem Träger einen hohen Schutz gewährleisten. Diese Lieferung musste aber aufgeteilt werden auf insgesamt 17 Alten- und Pflegeheime sowie an 40 ambulante Pflegedienste.

Dazu kommt, dass das Landratsamt eine kleine Notreserve zurückhält für den schlimmsten Fall, dass sich in einem Heim das Coronavirus ausbreiten sollte. "Das ist ein massives Problem. Wir bekommen so wenig Material - und müssen das dann verteilen nach einem Prioritätenschlüssel", sagte Beck. Der Landkreis versuche mittlerweile selbst, Ausrüstung zu kaufen, und sei dabei auch in Verhandlungen mit Lieferanten in China. Allerdings ist die Konkurrenz wegen der weltweiten Nachfrage groß.

Zugleich wird das Personal im Gesundheitsamt massiv aufgestockt. Hauptaufgabe ist es dort, Kontaktpersonen von Infizierten herauszufinden und zu verständigen. Deren Zahl ist innerhalb eines Tages von 302 auf 327 angestiegen. Das bedeutet, dass nun das gesamte Umfeld dieser positiv getesteten Menschen abtelefoniert werden muss. Um diese Arbeit zu bewältigen, hat das Landratsamt zahlreiche Helfer engagiert; unter anderem Lehrer aus den Gymnasien in Tutzing und Gauting, einen Mitarbeiter des staatlichen Bauamts in Freising, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der technischen Universität und eine Rechtspflegehelferin.

Im Landratsamt selbst gibt es laut Beck mittlerweile fünf bestätigte Coronafälle; vier der Mitarbeiter waren im Bürgerservice beschäftigt, wo der Publikumsverkehr schon stark eingeschränkt war und Termine vorab telefonisch vereinbart werden mussten. Die Erkrankten aus der Behörde hätten nur leichte Symptome und seien zu Hause.

Der Rettungszweckverband, zu dem die Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Dachau gehören, sei angewiesen worden, ein prophylaktisches Hilfskrankenhaus zu errichten, berichtete Roth im Kreistag. Mehrere Standorte seien geprüft worden. Dachau sei nun in der engeren Wahl.

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SZ vom 01.04.2020
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