Süddeutsche Zeitung

Corona-Auszeit: Die Friseurin:"Beim Haareschneiden können wir keinen Sicherheitsabstand halten"

Die Weßlingerin Caroline Eickmeyer will mit ihren Mitarbeitern die Krisenzeiten als Team überstehen. Termine hat sie längst auf Anfang Mai verschoben.

Von Christine Setzwein

Seit zehn Jahren hat Caroline Eickmeyer einen Friseursalon in Weßling. Die 39-Jährige muss sich um mangelnde Kundschaft keine Sorgen machen, der "Scherenschnitt" brummt. Normalerweise. Doch seit Samstag gelten in Bayern wegen der Coroanvirus-Pandemie weitreichende Ausgangsbeschränkungen, die auch Friseure treffen. Der Laden der Weßlinger Friseurmeisterin, die sechs Mitarbeiterinnen beschäftigt, ist seitdem zu.

SZ: Frau Eickmeyer, wie geht es Ihnen?

Caroline Eickmeyer: Mir geht es mittlerweile wieder ganz gut. Ich habe mich mit der Situation arrangiert und hoffe auf das Beste.

Haben Sie Existenzängste?

Ich bin eher ein positiver Mensch. Ich hoffe, dass die Einschränkungen über einen überschaubaren Zeitraum gehen. Vier Wochen können wir auffangen. Aber wenn die Schließung länger dauern würde, würde ich schon anfangen, mir langsam Sorgen zu machen.

Die Miete für den Salon müssen Sie ja weiterzahlen.

Ja, die Fixkosten bleiben die gleichen für das Geschäft und für mich privat. Dauert die Krise länger, wird die finanzielle Belastung hoch. Irgendwann sind dann auch die privaten Rücklagen erschöpft.

Sie haben sechs Mitarbeiterinnen. Wie sind Sie mit denen verblieben?

Wir hatten eine Krisensitzung, bei der wir über die Situation gesprochen haben. Die Mitarbeiterinnen sind einverstanden mit Kurzarbeitergeld. Darum habe ich für April einen Antrag bei der Arbeitsagentur auf Kurzarbeitergeld gestellt.

Sie wollen ihre Angestellten also auf alle Fälle halten.

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir für den weiteren Verlauf des Jahres ein volles Terminbuch haben. Somit haben wir nach der Corona-Krise wieder so viel zu tun, dass jeder Mitarbeiter gebraucht wird. Außerdem sollte man versuchen, solang es möglich ist, auch Krisenzeiten als Team zu überstehen.

Hausbesuche von Friseuren sind verboten, mindestens bis 3. April. Bekommen sie trotzdem Anfragen?

Von dem ein oder anderen wurde schon gefragt, ob wir nicht auch Hausbesuche machen würden. Jedoch eher mit einem zwinkernden Auge. Jeder hatte dafür Verständnis, dass wir diese Nachfrage abgelehnt haben. Hausbesuche wären auch fahrlässig in diesen Zeiten. Ich weiß ja nicht, ob ich oder der Kunde das Coronavirus nicht schon längst in sich hat. Und beim Haarewaschen und Schneiden können wir halt einfach keinen Sicherheitsabstand einhalten. Die Nähe gehört zu unserem Beruf dazu.

Was machen Sie jetzt den ganzen Tag?

Zunächst habe ich alle Kunden angerufen, die in den nächsten zwei Wochen Termine hatten und versucht, ihnen einen Termin Anfang Mai zu geben. Jetzt habe ich Zeit, verschiedene Projekte abzuarbeiten.

Die da wären?

Ich werde mein Büro streichen, meine Gartenmöbel lackieren, den Garten machen und mich um die Homepage kümmern.

Gehen Sie auch raus?

Ja, ich gehe viel mit meinem Hund raus, bin viel in der Natur, im Wald und auf den Wiesen. Und dann habe ich ja noch meinen Garten. Zum Einkaufen gehe ich nur, wenn es nötig ist und ich wieder etwas brauche.

Haben Sie Kontakt zu ihrer Familie?

Meine Familie lebt in Nordrhein-Westfalen. Wir haben momentan nur telefonischen Kontakt.

Worauf freuen Sie sich nach Corona am meisten?

Darauf, dass wir wieder arbeiten können, alle zusammen wieder im Salon stehen, unsere Kunden bedienen können und hoffentlich mit einem blauen Auge davongekommen sind. Und ich freue mich auf meine Freunde, auf die Kontakte mit den Menschen, die man gern hat.

Vielen Dank und bleiben Sie gesund!

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Quelle:
SZ vom 27.03.2020
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