Süddeutsche Zeitung

Corona-Ausbruch im Landkreis Starnberg:Schüler und Lehrer in Quarantäne

Weitere acht Menschen aus Gemeinschaftsunterkünften sind im Zuge des Corona-Ausbruchs bei einem Gilchinger Caterer positiv getestet worden - darunter mehrere Kinder. Deren Klassenkameraden in Herrsching müssen sich nun auch isolieren

Von Astrid Becker

Der massive Ausbruch der Corona-Pandemie beim Caterer "Apetito" in Gilching vor mehr als einer Woche zieht immer weitere Kreise. Nun müssen sich auch Schüler der Herrschinger Christian-Morgenstern-Grundschule sowie zwei Lehrer in Quarantäne begeben. Am Samstag meldete das Landratsamt neue Ergebnisse: Demnach haben sich in der Herrschinger Gemeinschaftsunterkunft sechs weitere Menschen - darunter drei Kinder - infiziert. Auch in Weßling sind zwei neue Fälle bekannt geworden.

Aus den Reihenuntersuchungen der fünf Asyl-Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis, in denen Beschäftigte des Caterers leben, liegen nach Angaben der Kreisbehörde nun nahezu alle Ergebnisse vor. Die Ereignisse hatten am Samstag zu einer Krisensitzung im Landratsamt geführt. Denn betroffen sind diesmal auch drei Kinder aus der Unterkunft in Herrsching, aus der nun insgesamt sieben Fälle gemeldet wurden. Dort hatte sich zunächst ein Mann infiziert, der bei dem Caterer beschäftigt war. Er hat seine zwei Kinder angesteckt, wie jetzt bekannt wurde. Hinzu kommen noch ein weiterer Vater mit seinem Kind sowie zwei Einzelpersonen, die sich ein Schlafzimmer in einem der Container teilen, wie das Landratsamt meldete. Alle betroffenen Familien seien zur Isolierung in eine Münchner Einrichtung gebracht worden. Zwei der positiv getesteten Kinder besuchen die Christian-Morgenstern-Grund- und Mittelschule, das dritte Kind den Kindergarten St. Nikolaus. Beide Einrichtungen befinden sich in Herrsching.

Aus diesem Grund war Bürgermeister Christian Schiller am Samstag zur Krisensitzung ins Landratsamt gebeten worden, an der auch Schul- und Kindergartenleitungen, Schulamtsdirektorin Karin Huber-Weinberger, Vertreter des Gesundheitsamts sowie Landrat Stefan Frey teilnahmen. Gemeinsam prüfte die Runde anhand von Anwesenheitslisten, wann und ob die Kinder zuletzt in der Schule und im Kindergarten gewesen sind. Für den Kindergarten indes gab es recht schnell Entwarnung: Das betroffene Kind hatte die Einrichtung seit seiner Öffnung im Zuge der Lockerungen nicht mehr besucht.

Was die beiden Schulkinder anbelangt, gestaltete sich die Lage allerdings weitaus komplizierter: Beide waren noch Anfang der Woche in der Schule. Eines der beiden Kinder besucht die Klasse 2 c, das andere die Klasse 5 b. "Man kann von Glück sagen, dass die Kinder derzeit in mehreren Gruppen unterrichtet werden und nicht im gesamten Klassenverband", sagte Herrschings Rathauschef Schiller am Sonntag. Deshalb seien auch nur die jeweiligen Gruppen betroffen, zu denen die beiden positiv getesteten Kinder gehören. Jede dieser Gruppen besteht aus elf Schülern, was nun bedeutet, dass für sie alle - also für insgesamt 22 Schüler sowie die beiden Lehrer - Quarantäne gilt: Sie müssen sich als Mitschüler und damit als sogenannte "Kontaktpersonen 1" zuhause isolieren und dürfen die Schule bis 13. Juli nicht mehr betreten. Für die Eltern dagegen gilt dies vorerst nicht. Die betroffenen Kinder sollen laut Schiller am Montag getestet werden. Sollten sich bei ihnen weitere Infektionen nachweisen lassen, würde die Quarantäne dann auch für ihre Eltern gelten, "weil dann auch Vater und Mutter Kontaktpersonen 1 ihrer Kinder wären, was sie bis jetzt aber nicht sind", erklärte Bürgermeister Schiller. Er befürchtet nun, "dass uns das noch öfter passieren wird. Ich frage mich ernsthaft, wie eigentlich der normale Schulbetrieb von September an unter diesen Umständen möglich sein soll."

Einen "Albtraum" nannte auch Landrat Stefan Frey nach der langen Zeit des Homeschoolings die Aussicht auf erneute Schul- und Kindergartenschließungen: "Deshalb mussten wir umgehend die unmittelbaren Kontakte der Kinder aufschlüsseln", erklärte er. Ob es darüber hinaus weitere Kontaktpersonen gibt, wird derzeit noch geprüft. Besorgte Eltern könnten sich aber beim Landesamt für Gesundheit unter Telefon 09131/6808-5101 melden.

Auch für Weßling wurden zwei neue Fälle gemeldet: Es handelt sich um zwei Personen, die mit den beiden bereits bekannten Fällen im selben Container gewohnt haben. Die beiden neu positiv auf Corona Getesteten wurden zur Isolierung in eine spezielle Unterkunft in Wackersberg gebracht. Allen Neuinfizierten, auch den Kindern, geht es laut Landratsamts-Sprecherin Barbara Beck gut. Die Bewohner der vorsichtshalber ebenfalls durchgetesteten Unterkunft im Herrschinger Ortsteil Breitbrunn sowie einer kleineren Einrichtung in der Schönbichlstraße sind hingegen allesamt ohne Corona-Befund. Auch die Ergebnisse aus Seefeld, wo ebenfalls ein Beschäftigter des Caterers gelebt hat, sind negativ. Insgesamt haben sich seit Ausbruch der Pandemie 605 Menschen im Landkreis infiziert, darunter allein 32 Personen im Zuge des aktuellen Ausbruchs beim Gilchinger Caterer. 590 Menschen befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne.

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SZ vom 06.07.2020
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