"Conducta":Rebellion im Lehrerzimmer

Was für eine Lehrerin! Carmela tut fast alles für den Wildfang Chala und ihre anderen Schüler, weil sie die Kinder liebt und weil sei weiß: Wenn man jemanden wie einen Gauner behandelt, dann wird er auch einer. Unsinnige Gesetze und die öde Bürokratie interessieren die alte Pädagogin nicht die Bohne. Ist das nicht der revolutionäre kubanische Geist, von dem Fidel Castro und Che Guevara geträumt haben müssen? Kann schon sein. Aber in Havanna, dieser nur noch von Rost und Überlebenswillen zusammen gehalten Stadt, ist offenbar kein Platz mehr für Rebellen.

Der kubanische Filmemacher Ernesto Daranas zeichnet in "Conducta" (Führung, Benehmen) ein erstaunlich ungeschöntes Bild vom Zustand seines Landes. Nebenbei erfährt der Zuschauer ganz offiziell, dass es Gefängnisse für Oppositionelle gibt, dass argentinische oder spanische Pässe Privilegien bringen und aus dem sozialistischen Traum vom bescheidenen klassenlosen Leben der Alptraum einer Gesellschaft geworden ist, die nur deshalb durchkommt, weil ihre Kinder so findig sind. So steht es jedenfalls um die Mutter des elfjährigen Chala (in der Pose eines jungen James Dean: Armando Valdes Freire), eine Alkoholikerin, die mutmaßlich auf den Strich geht: Ihr Sohn steckt ihr das Geld für die Stromrechnung zu. In Kuba war dieses Stück Gefühlskino ein Kassenschlager.

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