Christoph Winkelkötter:Wirtschaftsförderer warnt vor Euphorie

Gute Nachrichten von Christoph Winkelkötter: Der Aufschwung ist auch im Landkreis zu spüren. Dennoch warnt der Experte vor Euphorie.

Christiane Bracht

Der Aufschwung ist im Fünfseenland zwar auch spürbar, aber von Euphorie ist noch keine Spur. Die Aussichten für die kommenden Monate beurteilt der Starnberger Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter eher nüchtern. "Wir müssen erst einmal das Vorkrisenniveau erreichen", sagt er. Und das könne noch zwei oder gar drei Jahre dauern.

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Der Wirtschaftsaufschwung ist auch im Fünfseenland zu spüren. Grund zur Euphorie gibt es laut Experten nicht.

(Foto: dpa)

Zwar sieht auch Winkelkötter einen "deutlichen Anstieg" im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren, doch sei er sich nicht sicher, ob das Wirtschaftswachstum auch "nachhaltig" sei. Zudem gebe es immer noch Firmen im Fünfseenland, die Kurzarbeit angemeldet hätten, auch wenn es inzwischen nur noch wenige seien. "Wir haben viele solide mittelständische Betriebe, die versucht haben, ihre Mitarbeiter zu halten, um handlungsfähig zu sein, wenn die Aufträge wieder kommen. Deshalb sind bei uns sowohl die Auf- und Abschwünge geringer als anderswo, aber auch die Arbeitslosenquote", erklärt der Wirtschaftsförderer.

Die Prognose von Hans Heinrich Driftmann, Präsident des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag), der laut Nachrichtenagentur Reuters ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent erwartet, hält Winkelkötter für zu hoch gegriffen, zumindest fürs Fünfseenland: "1,5 bis zwei Prozent wären schon klasse." Der Export habe durch die Krise einige "Dellen" bekommen. Aber es sehe "sehr gut" aus, auch wenn der Aufschwung nicht so stark sei wie anderswo.

Immerhin werden wieder Arbeitskräfte gesucht, und viele Firmen fragen derzeit nach neuen Gewerbeflächen, darunter auch Betriebe aus München oder Umgebung. Durch seine produktive und innovative Atmosphäre vor allem in Sachen Forschung und Entwicklung sei der Landkreis Starnberg eben ein attraktiver Wirtschaftsstandort für viele Branchen, auch wenn er teuer sei, weiß der Experte. Die Nachbarlandkreise haben inzwischen zwar auch große Gewerbeflächen, beispielsweise in Landsberg oder Freiham, diese stellten aber keine allzu große Konkurrenz dar, denn viele Betriebe wollten sich nicht neben Baumärkten oder Möbelhäusern niederlassen. Um die vielen Anfragen nicht alle ausschlagen zu müssen, wolle die Wirtschaftsförderungsgesellschaft die Kommunen nun beim Ausweisen von Gewerbeflächen in Inning, Wörthsee, Feldafing und Schorn unterstützen, erklärt Winkelkötter.

Außerdem will er Kooperationspartner für die mittelständischen Betriebe suchen und Geschäftsverbindungen in die Wege leiten, nicht nur zu Firmen im Landkreis, sondern auch im Ausland. "Kleinere mittelständische Unternehmen müssen das Thema Export angehen, um ihr Niveau halten zu können. Denn in Deutschland können sie nicht mehr wachsen", erklärt Winkelkötter. Deshalb habe seine Gesellschaft bereits Kontakte zu Industrie- und Handelskammern im Ausland geknüpft sowie zu Bayern International, einer Organisation des Wirtschaftsministeriums. Winkelkötter und seine Mitarbeiter wollen den Firmen diese Expansionsmöglichkeit in den kommenden Monaten schmackhaft machen.

Im Jahr 2011 wird auch die Infrastruktur Thema sein, selbst wenn die Wirtschaftsförderer den sechsspurigen Autobahnausbau und die Bahnverbindungen Richtung Tutzing nicht direkt beeinflussen können. Nächstes großes Ereignis, das der Wirtschaft im Fünfseenland helfen soll, ist im März die Innovationsmesse im Landratsamt.

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