Politik:Carmen Wegge übernimmt Patenschaft für iranische Aktivistin

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Die SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Stimmkreis Starnberg setzt sich für die Freilassung einer inhaftierten jungen Frau ein.

Von Carolin Fries, Starnberg

Carmen Wegge (SPD) hat eine politische Patenschaft für eine im Iran inhaftierte Aktivistin übernommen. Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Landsberg am Lech/Starnberg folgt damit dem Beispiel anderer deutscher Politiker, die sich ebenfalls für iranische Gefangene einsetzen, darunter Norbert Röttgen (CDU), Lukas Brenner (Grüne) sowie die SPD-Abgeordneten Ye-One Rhie oder Martin Diedenhofen. Die deutschen Aktivistinnen Mariam Claren und Daniela Sepehri hatten die Idee, wonach Abgeordnete ihre Position nutzen sollen, um Druck auf das iranische Regime auszuüben. Sie haben eine Liste mit etwa 100 Namen von Inhaftierten erstellt, darunter auch Menschen, die zum Tode verurteilt wurden. Mindestens 5o Patenschaften wurden bereits übernommen.

Die 33 Jahre alte Wegge setzt sich für die Freilassung der 20 Jahre alten Armita Abbasi ein. Die junge Frau hat blau-bunte Haare und repräsentiert in ihrem Heimatland eine junge Generation, die aktuell in Iran auf der Straße ist. Wie Wegge berichtet, wurde Armita Abbasi am 10. Oktober in Karaj verhaftet und am 18. Oktober von Kräften der Revolutionsgarde in das Imam Ali Karaj-Krankenhaus gebracht, angeblich mit Verdauungsproblemen. "Ihr Kopf war rasiert, sie zitterte am ganzen Körper, hatte rektale Blutungen und vaginale Narben, die auf massive Vergewaltigung hindeuten", berichtet Wegge. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sollen davon abgehalten worden sein, die Anamnese der jungen Frau schriftlich festzuhalten. Nach wenigen Stunden und noch bevor ihre Eltern am Krankenhaus ankamen, habe man Abbasi wieder in ein Gefängnis gebracht und seitdem nichts mehr von ihr gehört. Der jungen Frau wird von der iranischen Regierung vorgeworfen, auf Social Media provokante Postings veröffentlicht und Molotow-Cocktails gebaut zu haben. Letzteres könnte dazu führen, dass sie deswegen zum Tode verurteilt wird.

Das will Carmen Wegge verhindern. Sie kämpft für die Freilassung der Iranerin und hat bereits Briefe an das Außenministerium, den EU-Sonderbeauftragten für Menschenrechte, die Menschenrechtskommissarin des Europarates, die iranische Botschaft sowie die oberste iranische Justizautorität geschickt. "Durch mein Mandat kann ich auf die Situation von Armita Abbasi und zigtausend anderer politischer Gefangener in iranischen Gefängnissen aufmerksam machen", sagt Wegge. Deswegen habe sie die politische Patenschaft sofort zugesagt. "Ich werde alles tun, um Armita und viele andere Leben zu retten." Die Iranerin wurde ihr von den Organisatorinnen als Patin zugeordnet. "Sie passt zu mir", erklärte Wegge.

Wegge will zudem ihre Social-Media-Kanäle nutzen, um auf das Schicksal verfolgter iranischer Aktivisten aufmerksam zu machen. Auf Twitter hat die Münchnerin bereits knapp 12 000 Follower. "Die Reaktionen aus der iranischen Community zeigen, dass das Schicksal und der Mut von Armita, aber auch das der vielen Iranerinnen, die gegen das Regime protestieren, die Menschen bewegen." Vor allem aber hofft sie, dass ihre Anstrengungen sich positiv auswirken könnten auf die Haftbedingungen und die Anklage von Armita Abbasi. "Das ist eine sehr starke parlamentarische Initiative, die in Iran wahrgenommen wird."

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