Süddeutsche Zeitung

Carl-Orff-Fest:Weissrussin gewinnt Komponisten-Wettstreit

Von Reinhard Palmer, Dießen

Als Diabelli-Kompositionswettbewerb - initiiert von der Musikbibliothek Musicalion - war er 2014 unter der künstlerischen Leitung des Komponisten und einstigen Orff-Schülers Wilfried Hiller gestartet. Zunächst in der Reihe der Kunstwettbewerbe "Goldener Kentaur" des Münchner Künstlerhauses am Lenbachplatz. Nun bekam er in der dritten Auflage einen neuen Kontext als "Carl Orff Kompositionswettbewerb", dessen letzte Runde samt Preisverleihung im Dießener Traidtcasten unter dem Titel "Das Finale" im Programm des Carl-Orff-Festes über die Bühne ging. Neben Hiller sind auch Veranstalter Florian Zwipf-Zaharia sowie Moderatorin Elgin Heuerding im Vorstand des Trägervereins. Mit hochrangigen Jurys und Preisgeldern von 1000, 3000 und 5000 Euro erfreute sich der internationale Wettbewerb mit 115 Bewerbern auch diesmal regen Interesses. Die zehn bestbewerteten Werke erklangen in Dießen, wobei das Publikum die Komponisten über kurze Gespräche mit Heuerding kennenlernen durfte.

Für die ausführenden Musiker bedeutete dieses Konzert, zehn noch nie gespielte Werke einzustudieren, um sie in Uraufführungen ins beste Licht zu rücken. Sopranistin Anna-Maria Palii und Bariton Wiard Witholt spielten abwechselnd die Hauptrollen, gehörte es zur Aufgabe, einen Ausschnitt aus Rilkes Gedicht "Orpheus. Eurydike. Hermes." zu vertonen. Zur Besetzung gehörte Christian Benning mit der Rahmentrommel sowie Pianistin Margarita Oganesjan, die zwischenzeitlich mit virtuos perlenden Stücken von Sibelius (aus op. 76) eine Zäsur in den langen Abend setzte. Da im Wettbewerb die optionale Harfe häufiger gewählt wurde, teilten sich Claire Augier de Lajallet und Maria-Theresa Freibott diesen Part. Alle hatten viel zu tun, denn den Komponisten war eine Menge zur gestellten Aufgabe eingefallen. Je nach Schwerpunktsetzung im Gedichtfragment, in dem es ums Scheitern der Rettung von Eurydike aus der Unterwelt geht, ergaben sich verschiedene dramaturgische Konzepte, die zudem mit der spieltechnischen Freiheit zeitgenössischer Musik reichhaltige Klanggestalten annahmen und den Instrumentalisten eine Menge Finessen abverlangten.

Komponisten Peter Michael Hamel und Hiller, Komponist, Dirigent und Regisseur Walter Haupt, Dirigent und Pianist Werner Seitzer sowie Pianist und Philosoph Amadeus Wiesensee entschieden über die Preise nicht gerade mit Mut zum Avantgardistischen, wie etwa beim Tschechen Oliver Wanke oder Venezolaner Ricardo Teruel zu hören war. Es gewann die feinsinnige Klanglichkeit der Weißrussin Lizaveta Loban vor Max-Lukas Hundelshausen, der sich ebenfalls der Klangsinnlichkeit, aber auch groovender Rhythmik verschrieb und den auch das Publikum favorisierte. Dritte wurde eine expressivere Komposition von Hillers Schülerin Mona Rasenberger.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2018
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