Krailling:Betreutes Wohnen vor dem Aus

Krailling: Das Caritas- Altenheim Maria Eich liegt am Kraillinger Ortsrand, umgeben von Wald.

Das Caritas- Altenheim Maria Eich liegt am Kraillinger Ortsrand, umgeben von Wald.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Weil sich die Schoberstiftung als Investor zurückzieht, liegt die geplante Erweiterung des Caritas-Altenheims vorerst auf Eis.

Von Carolin Fries

Es gilt als eines der umstrittensten Bauprojekte Kraillings: Die Erweiterung des Altenheims Maria Eich um einen Neubau für Betreutes Wohnen. Seit sieben Jahren schon kämpft die Caritas als Betreiber zusammen mit der Kraillinger Schoberstiftung als Bauherr um das Projekt. Nun ist eine Realisierung in weite Ferne gerückt. Die Stiftung hat sich überraschend aus dem Projekt zurückgezogen. Zu groß seien die "Unwägbarkeiten", heißt es.

Die 38 Plätze für Betreutes Wohnen sollten Senioren und ihren Angehörigen in der Einrichtung am Ortsrand einen unkomplizierten Übergang vom selbständigen Wohnen in die unterschiedlichen Betreuungsformen ermöglichen. Die Schoberstiftung hatte zugesagt, das erforderliche Grundstück zu stellen und das Bauwerk zu errichten. Die Caritas stand als Träger bereit, der Gemeinderat gab grünes Licht. Doch gebaut wurde nicht. Erst protestierten Naturschützer gegen die erforderliche Rodung von 5000 Quadratmetern Bannwald und reichten im Landtag eine Petition ein, dann tauchte die geschützte Haselmaus auf dem Areal auf, und schließlich musste auch noch eine neue Ausgleichsfläche her. Im Sommer habe noch immer kein städtebaulicher Vertrag mit der Gemeinde vorgelegen, so die Stiftungsrats-Vorsitzende Ute Richter. Zudem fehle die Zustimmung des Kreistags, das Gebiet aus dem Landschaftsschutz herauszunehmen.

Krailling: Vertreter der Caritas verteidigen den geplanten Neubau 2020.

Vertreter der Caritas verteidigen den geplanten Neubau 2020.

(Foto: Arlet Ulfers)

Zusammenfassend ist in einer Erklärung der Stiftung von einer "unerwartet langen Verfahrensdauer" die Rede, "von der man noch nicht weiß, wann sie ein Ende finden wird". Eleonore Zwißler, Mitglied des Stiftungsrats und langjährige Vorsitzende, betont, dass das Gremium sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Man sei schließlich über viele Jahre "voll fokussiert" auf das Betreute Wohnen gewesen. Nun aber sei eine Umsetzung "so ungewiss", wie sie sagt. Zwißler selbst hält das Projekt nach wie vor für "unwahrscheinlich wichtig". Doch ob ein anderer Investor erfolgreicher sein wird, bezweifelt die langjährige CSU-Gemeinderätin, die jüngst zur Ehrenbürgerin der Gemeinde ernannt wurde.

Für die Gemeinde ebenso wie für die Caritas ist der Ausstieg des Geldgebers ein Paukenschlag. "Ich bin enttäuscht", sagt Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP). Der städtebauliche Vertrag sei "nach meiner Lesart fertig" gewesen, im Februar 2023 hätten die Bäume gefällt werden sollen. Er bedauert das lange Verfahren, das sei "kein Ruhmesblatt". Doch habe auch die Gemeinde über all die Jahre an dem Projekt festgehalten und viel Geld investiert, unter anderem in diverse Gutachten. Der Diözesan-Caritasverband bedauert die Entscheidung der Stiftung ebenfalls, zeigt aber Verständnis. Die enorm gestiegenen Baupreise würden auch der Caritas die Realisierung von Projekten erschweren, erklärt Doris Schneider, Geschäftsleiterin aller 27 Caritas-Altenheime in München und Oberbayern. Man werde nun sorgfältig Alternativen überlegen und entwickeln.

Die Gemeinde will das Projekt keinesfalls auf Eis legen. "Wir sind entschlossen, das durchzuziehen", sagt Bürgermeister Haux. Die Schoberstiftung wäre begeistert, würde es gelingen. "Wir sind überzeugt, dass dieses Betreute Wohnen für Kraillinger Bürgerinnen und Bürger dringend gebraucht wird", heißt es in der Erklärung. Als Investor aber scheint der Stiftung das Risiko zu groß, denn "Demokratie ist nicht berechenbar", wie Zwißler sagt.

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