Starnberg:Schnuppertag mit dem Bus

Starnberg: Schnuppertag im Bus: Starnbergs Landrat Stefan Frey und der Berger Gemeinderat Andreas Hlavaty (von links) sprechen mit einem Fahrgast.

Schnuppertag im Bus: Starnbergs Landrat Stefan Frey und der Berger Gemeinderat Andreas Hlavaty (von links) sprechen mit einem Fahrgast.

(Foto: Nila Thiel)

Starnbergs Landrat Stefen Frey (CSU) wirbt für den Umstieg vom Privatwagen auf den öffentlichen Personennahverkehr.

Von Yara van Kempen, Starnberg

Es ist warm an diesem Spätsommertag. Der Infostand befindet sich neben dem Bushäuschen der Haltestelle an der Grafstraße in Berg. Ein paar Fahrgäste nutzen das Häuschen als Schattenspender. Mit dem Aktionstag, bei dem Bürgerinnen und Bürger den Bus kostenlos nutzen können, will Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU) ein Zeichen setzen. Der Tag solle dazu motivieren, den ÖPNV mehr als bisher zu nutzen und dazu beitragen, das Problem leerer Busse außerhalb der Stoßzeiten zu minimieren, sagte Frey. Initiator für den Schnuppertag in den Landkreisen Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen sei allerdings der MVV selbst gewesen, sagte Frey.

"Mir persönlich liegt es vor allem am Herzen, die Mobilität zu diversifizieren", sagte der Landrat, mit mehr sinnvollen Kombinationsmöglichkeiten aus Bus, Bahn, Fahrrad und Taxis. Damit soll mehr Flexibilität und auch mehr Selbstbestimmung ermöglicht werden. Dafür will Frey "alle mögliche Bausteine zum Werben nutzen" - zum Beispiel einen Malwettbewerb an den Schulen und eine Schnupperfahrt mit dem Expressbus zu verschiedenen Stationen. Der Aktionstag jetzt sei ein weiterer dieser Bausteine, um die Verkehrswende letztlich zum Erfolg zu führen. "Der Klimawandel spielt dabei natürlich auch eine große Rolle", sagte Frey. "Es gibt viele verschiedene Gründe, warum eine Mobilitätswende sinnvoll ist." Neben dem Klimawandel gehe es auch um mehr Flexibilität.

Nur: Was halten die Fahrgäste von dem Aktionstag? Ein paar Nachfragen in einem der Busse in Berg und die Erkenntnis: So wirklich etwas davon mitbekommen hat kaum jemand. Woran könnte das liegen? Laut Landratsamt war der Aktionstag über die Presse, Facebook und Schulen beworben worden. Als Werbefläche für Plakate und Flyer diente unter anderem der Infostand in Berg. Aber: Von den Fahrgästen im Bus hatten alle entweder Schülerkarten oder 49-Euro-Tickets. Die Fahrten waren also alle bereits für den Tag bezahlt. Ob die Busfahrt einen Tag lang kostenlos ist oder nicht, spielt dann natürlich keine Rolle.

Am Berger Infostand versammelten sich auch einige Berger Gemeinderäte wie Andreas Hlavaty (CSU) und Elisabeth Fuchsenberger (SPD). Und weil man mit Passanten und Fahrgästen besser ins Gespräch kommt, wenn man ihnen eine kleine Stärkung anbietet, verteilten die Kommunalpolitiker Äpfel und Karotten vom Assenhauser Hof, wie die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde, Sebastiana Henkelmann, sagte. Sie findet es vor allem im Landkreis Starnberg wichtig, auf den Nahverkehr aufmerksam zu machen. "Wir haben eine überdurchschnittliche Quote an Individualverkehr", sagte Henkelmann. Das liege unter anderem an den vielen "dezentralen Orten" in den einzelnen Gemeinden und den langen Wegen. Wegen dieser Tatsache stiegen die Leute oft in den eigenen Wagen.

Genau dieser "Individualverkehr" macht sich deutlich bemerkbar, wenn man im Bus, in einem nicht enden wollenden Stop-and-Go nach Starnberg einfährt. "Damit ist keinem geholfen", sagt eine ältere Frau im Bus. Sie ist gerade auf dem Weg in die Starnberger Innenstadt, um ein wenig Bummeln zu gehen. Mit den vielen Autos sei Starnberg fast immer blockiert, meinte sie. Darum müsse man vor allem erreichen, dass mehr Menschen dauerhaft auf den Bus umsteigen.

Wie es mit dem 49-Euro-Ticket weitergeht ist laut Frey noch völlig ungewiss. Das Angebot laufe jedenfalls zum Ende des Jahres aus. Bislang hätten Bund und Länder drei Milliarden Euro in die Umsetzung des Tickets investiert. Bedauerlicherweise seien die Kosten jetzt aber doch um eine Milliarde Euro gestiegen. "Wir als Landkreis können das leider nicht zahlen" sagte Frey. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Ticket etwas teurer wird, aber auch, dass der Bund uns weiterhin unterstützt", sagte der Landrat im Gespräch mit der SZ.

Um das alles zu stemmen und eine erfolgreiche Mobilitätswende hinzubekommen, müsse man die Finanzmittel überlegter investieren. "Wir müssen noch mehr Geld in die Infrastruktur stecken", sagte Frey. Außerdem appellierte er an jeden einzelnen Bürger, mehr Flexibilität im Alltag zu zeigen und Mut zum Umdenken zu haben.

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