Bundestagswahl:Zackzack auf den Stimmzettel

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Die Freien Wähler nominieren bei einer Freiluftsitzung am Weßlinger See in einer halben Stunde ihre Kandidaten für die Bundestagswahl

Von Patrizia Steipe, Weßling

Die Freien Wähler (FW) ziehen mit Rasso von Rebay aus Weßling als Direkt- und Hans-Georg Frinder aus Krailling als Listenkandidat in den Bundestagswahlkampf. "Wir hatten bereits zwei Anläufe, beim dritten werden wir den Sprung in den Bundestag schaffen", gab sich Landtagsabgeordneter Hans Friedl sicher. Er war einer von zehn Stimmberechtigten aus den Landkreisen Starnberg und Landsberg sowie aus der Stadt Germering bei dieser ungewöhnlichen Aufstellungsversammlung.

Wegen der Pandemie sollten möglichst wenige Mitglieder zur Nominierung in den Garten des Alten Rathauses kommen. Zehn stimmten ab. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Statt in einer Wirtschaft trafen sich die Mitglieder im Freien und statt um eine möglichst zahlreiche Teilnahme zu werben, hatte der Starnberger Kreisvorsitzende Matthias Vilsmayer darum gebeten, dass wegen der Pandemie nur wenige Parteifreunde kommen. "Das wird außerdem hoffentlich die erste und letzte Aufstellungsversammlung sein, bei der wir im Vorfeld die Polizei informiert haben", sagte Vilsmayer. Mit der Anmeldung hatte er Anzeigen vorbeugen wollen. Nominierungsveranstaltungen sind zwar erlaubt, aber das hätten Passanten nicht wissen können, die am Weßlinger See spazieren und die Gruppe an Politikern aus verschiedenen Haushalten im Garten erspähen. Optisch war der Garten des Alten Rathauses, in dem Rebay sein Architekturbüro hat, auf alle Fälle ein Gewinn. Von hier aus hatten die Politiker einen herrlichen Blick auf einen von der Abendsonne beschienenen Weßlinger See und den mit rosafarbenen Wölkchen bedeckten Himmel.

Angesichts der frischen Temperaturen und der fehlenden Sitzgelegenheiten bewies Vilsmayer, dass normalerweise abendfüllende Veranstaltungen in einer Rekordzeit von einer knappen halben Stunde absolviert werden können. Jeweils drei Minuten gestand er den beiden Kandidaten für ihre Vorstellung zu.

Der selbständige Architekt Rasso von Rebay ist 54 Jahre alt und hat vier Kinder. Seinen Schwerpunkt in der Politik legt er auf Energie- und Wohnungspolitik, den Ausbau von Glasfaser und eine Steuer für den Flugverkehr. Seit 2000 ist Rebay im Vorstand der Weßlinger FW. Zwischen 2002 und 2014 war er im Gemeinderat, nach einer mehrjährigen Pause ist er vergangenes Jahr wieder dort eingezogen.

Hans-Georg Frinder aus Krailling wird Listenkandidat. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Hans-Georg Frinder kommt aus Krailling, ist 58 Jahre alt, hat drei Kinder, ist Versicherungskaufmann und als selbständiger Unternehmensberater tätig. Im Wahlkreis 224 kann er mit den Zweitstimmen auf der Landesliste der FW gewählt werden. Die Landesversammlung wird voraussichtlich in Nürnberg stattfinden. Für Frinder sind die Freien Wähler eine "seriöse Alternative im politischen Wettbewerb". Er werde alles im Wahlkampf geben, sagte er und demonstrierte seine Verbundenheit mit der Partei durch seine Kleidung in den FW-Farben: grün und orange.

Die beiden Kandidaten wurden in geheimer Wahl einstimmig gewählt. Per Akklamation wurden weitere Posten wie Versammlungsleiter, Schriftführer, Stellvertreter, Vertrauensperson mit Stellvertreter bestimmt.

"Ich würde sofort nach Berlin gehen. Die Politik ist ein großer Teil in meinem Leben", versicherte Rebay. Seine Chancen in Starnberg das Direktmandat zu holen, schätzt er jedoch als "eher unwahrscheinlich" ein. Dazu müsste er im Wahlkreis mehr Erststimmen als die Bewerber der anderen Parteien bekommen. "Es geht mir besonders darum, Hubert Aiwanger zu unterstützen", denn "Leute, die Verantwortung tragen, sind notwendiger denn je", betonte Rebay.

"Ich bin mir sicher, dass wir ein wesentlich besseres Ergebnis als vor fünf und vor zehn Jahren erhalten werden", so Vilsmayer. 2017 haben die Freien Wähler 2,4 Prozent bekommen, davor 2,8 Prozent. Auf den gemütlichen Teil verzichtete die Versammlung.

© SZ vom 17.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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