Bundestagswahl:Wahl der Rekorde

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Erstmals kandidieren am Sonntag im Wahlkreis Starnberg gleich elf Direktkandidaten und 21 Landeslisten. Im Landkreis ist die Zahl der Wahlberechtigten in acht Jahren um 18 Prozent gestiegen

Von Armin Greune, Starnberg

112 000 Bürger sind im Landkreis Starnberg aufgerufen, sich in einem der 148 Brief- und Urnenwahlbezirke an den Wahlen zum 19. Deutschen Bundestag zu beteiligen. Gegenüber 2009, als es nur 94 800 Wahlberechtigte gab, bedeutet das einen satten Zuwachs von gut 18 Prozent. In den drei Gemeinden des Ammerseewestufers dürfen am Sonntag etwa 15 000 Bürger zur Wahl gehen. In Bernried und Seeshaupt sind es knapp 4500, beide Gemeinden gehören aber zum Bundeswahlkreis 226, Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen.

Im neu abgegrenzten Wahlkreis 224, der nun die Landkreise Starnberg und Landsberg sowie die Stadt Germering umfasst, bestimmen etwa eine Viertelmillion Wähler mit, wer künftig in den Bundestag einzieht. Ihre Erststimme können sie an einen von elf Kandidaten vergeben. Um die Zweitstimme konkurrieren sogar 21 Landeslisten - darunter so exotische Gruppierungen wie das Bündnis Grundeinkommen, die Partei für Gesundheitsforschung und die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer, kurz V³. Das sei ein neuer Rekord, sagt Wahlkreisleiter Holger Albertzarth: Nie zuvor hat es im Fünfseenland so viele Alternativen auf dem Stimmzettel gegeben.

Für ihn ist am Sonntag Premiere: Im Juli hatte Albertzarth Gerhard Hertlein als Leiter der Rechtsaufsicht am Landratsamt Starnberg abgelöst, traditionell fungiert dieser Beamte auch als Wahlkreisleiter. Schon Hertlein war mit den Vorbereitungen zur Bundestagswahl 2017 beschäftigt: Die ersten zu prüfenden Wahlvorschläge gingen bereits im Dezember ein.

Auf Albertzarth wartete dann gleich eine ärgerliche Überraschung: Weil auf dem Stimmzettel beim V³-Bewerber Henrik Lange das letzte e fehlte, mussten sämtliche Bögen eingestampft und neu gedruckt werden. "Das brachte den Zeitplan durcheinander, aber letztlich hat es nicht mal zwei Wochen gedauert, bis die neuen Stimmzettel da waren", sagt Albertzarth. Er freut sich, erstmals eine Wahl organisieren und auswerten zu können: "Das ist eine spannende, verantwortungsvolle Aufgabe und eine Abwechslung vom normalen Arbeitsalltag." Am Sonntag steht der große Sitzungssaal im Landratsamt allen Kandidaten und Bürgern von 18 Uhr an offen, dort können sie die eingehenden Ergebnisse mitverfolgen: Die ersten Resultate aus den 337 Wahlbezirken werden zwischen 19 und 19.30 Uhr erwartet. Mit dem vorläufigen Endergebnis rechnet Albertzarth gegen 22 Uhr. Doch die endgültigen Zahlen werden frühestens vorliegen, nachdem der Wahlausschuss am kommenden Donnerstag getagt hat.

Die Wahllokale sind an diesem Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Demoskopen haben sechs Orte im Wahlkreis 224 als repräsentative Bezirke ausgewählt, darunter Gauting, Herrsching und Krailling: Dort werden für die Statistik zusätzlich das Geschlecht und die Altersgruppe der Wähler erhoben. Wer seine Wahlberechtigungskarte verlegt oder vergessen hat, kann stattdessen im Wahllokal auch seinen Personalausweis vorlegen.

In Seefeld müssen sich die Bürger auf neue Abstimmungslokale einstellen: Wer seine Kreuzchen früher in der Grundschule am Pilsensee oder im alten Rathaus eingetragen hat, muss dies nun Am Technologiepark 12 und 14 in Seefeld tun. Auf der Wahlbenachrichtigung sind die Räume vermerkt, alle sind barrierefrei oder mit dem Aufzug zu erreichen.

Obwohl neun der elf Direktkandidaten im Wahlkreis 224 im Landkreis Starnberg leben, dürften aller Wahrscheinlichkeit nach nur zwei Bewerber aus Landsberg Chancen haben, in den Bundestag einzuziehen. Egal, ob der Landkreis Starnberg zum Wahlkreis Miesbach (bis 1972), München-Land (1976) oder Starnberg (seit 1980) gehörte: Seit der ersten Bundestagswahl erhielt stets der CSU-Bewerber die meisten Erststimmen. Nach Ilse Aigner errang zuletzt Alexander Radwan das Direktmandat. Nun tritt im Wahlkreis für die CSU der Denklinger Bürgermeister Michael Kießling an. Falls die AfD wie erwartet in den Bundestag einzieht, hat auch der Dießener Unternehmensberater Martin Hebner gute Aussichten: Er steht auf der bayerischen AfD-Landesliste ganz oben.

Durch die Neueinteilung der Wahlkreise wird auch das Ammerseewestufer einen neuen Direktabgeordneten erhalten. Seit 2013 wurde es in Berlin von Alexander Dobrindt vertreten, doch der Peißenberger CSU-Direktkandidat im damaligen Wahlkreis 226 Landsberg/Weilheim-Schongau/Garmisch war als Bundesminister vor allem mit Maut-Querelen und Diesel-Skandal ausgelastet.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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