Die Kandidatenliste steht, am Freitag hat Michael Schröter aus Gauting die sieben Bewerber der neuen Messie-Partei bei der Europawahl im Mai 2019 an den Bundeswahlleiter in Wiesbaden gemeldet. Das ist aber nur der erste Schritt. Bis Anfang März müssen der 66-jährige Spitzenkandidat und seine Mitstreiter aus ganz Deutschland mindestens 4000 Unterstützer-Unterschriften sammeln. Zeitlich wird das eng. Schröter hofft darum darauf, dass sein Anliegen wie in einem Schneeballsystem immer mehr Sympathisanten findet, um ihm auf politischer Ebene Nachdruck verleihen zu können. Dabei setzt er auf soziale Medien wie Facebook, aber auch auf die klassische Form der Sympathisantenwerbung: den Informationsstand. Schwerpunkt werde dabei die Region München sein.
Die wichtigsten Ziele sind für Schröter: Das Messie-Syndrom soll als eigenständige Krankheit anerkannt und erforscht werden, im Psychologiestudium und in der Heilpraktikerausbildung soll es behandelt werden. Die Gesundheitsämter sollen Beratungen anbieten, und es soll Fortbildungen geben für Menschen, die beruflich mit dem Thema zu tun haben. Wie es Menschen geht, die ihre eigene Wohnung vermüllen, weiß der Gautinger sehr gut, denn er hat es zu seinem Beruf gemacht, ihre Wohnungen und damit ihr Leben ein Stück weit in Ordnung zu bringen. "Da muss man ganz viel Einfühlungsvermögen haben und auch Mitgefühl", sagt er. Das Wort Entrümpelung mag er gar nicht; das klingt ihm zu brutal und abwertend. Lieber spricht Schröter von der "Wiederherstellung hygienischer Wohnverhältnisse". Dieser Aufgabe widmet er sich bundesweit an bis zu vier Tagen in der Woche; in Hamburg, Siegen und Stuttgart war er schon im Einsatz. Die Fachkenntnisse des Gautingers sind über die Landesgrenzen hinaus gefragt. Ende März gibt er in Brixen in Südtirol eine Fortbildung.
Bis dahin steht dann auch fest, ob es mit der Europakandidatur seiner Mitte November gegründeten Partei klappt, die bisher erst zwölf Mitglieder hat. Beim Bundesparteitag am Donnerstag im alten Elektrizitätswerk am Gautinger Hauptplatz wurden die Kandidaten nominiert. Das sind außer Schröter auf Platz 1 Miriam Büttner aus Stadtbergen bei Augsburg, Wilhelm Stocker aus München, Christoph Janiak aus Unna in Nordrhein-Westfalen, Paul Dittrich aus Freiburg, Luisa Müller aus Augsburg und Thomas Schröter, der Bruder des Parteigründers.
Eine Prozenthürde wie im Bundestag gibt es bei der Europawahl nicht. Für einen Sitz im Parlament in Brüssel bräuchte die Messie-Partei 165 000 Stimmen, hat Schröter ausgerechnet. Er vermutet in Deutschland ein großes Wählerpotenzial, denn nach Schätzungen seien eine bis vier Millionen Menschen von dem Problem betroffen. "Sie führen ein Leben im Verborgenen. Wir wollen sie herausholen aus ihrer Zurückgezogenheit und Isolation".