Bürgerversammlung:Wörthsee im Umbruch

Wörthsee: BV

Ulrike Huch (Mitte) und Thomas Rößler (links) von der IG Wohnen in Wörthsee informieren bei der Bürgerversammlung über ein Genossenschaftsprojekt und ihr nächstes Treffen am 14. November.

(Foto: Nila Thiel)

Auf der Bürgerversammlung wird deutlich, dass der Bevölkerungszuwachs, aber auch Projekte wie das frühere Raabe-Areal, ein geplantes Seniorenzentrum und Nahversorgung den Ort verändern werden

Von Christine Setzwein, Wörthsee

So viel Begeisterung ist selten auf Bürgerversammlungen, und die gut 100 Wörthseer, die am Donnerstag in die Aula der Grundschule gekommen waren, geizten nicht mit Applaus für den Bericht von Bürgermeisterin Christel Muggenthal und den Vortrag von Kreisverkehrsmanagerin Susanne Münster. Beide hatten viele gute Nachrichten dabei. Allein, dass die finanzielle Lage der Gemeinde trotz des teuren Schulneubaus so gut ist, freute die Zuhörer. "2016 war ein erfolgreiches Haushaltsjahr", sagte Muggenthal. Bis 2025 will Wörthsee schuldenfrei sein. Dafür gab es auch Beifall für Kämmerer Thomas Dischner. Das sich die 5000 Einwohner zählende Gemeinde im Umbruch befindet, zeigen die vielen Projekte, die anstehen.

Wie viel Bevölkerungszuwachs verträgt der Ort? Welche Auswirkungen hat der Zuzug auf Verkehr, Nahversorgung, Kinderbetreuung, Schule und Senioren? Wo kann noch gebaut werden? "Wie schaffen wir eine runde Planung?" Darüber habe sich der Gemeinderat viele Gedanken gemacht, sagte Muggenthal. Ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK), das gefördert wird, soll dabei helfen. Ende November wird der Gemeinderat zusammen mit den Planern in Klausur gehen, für Anfang 2018 ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.

Seit zwei Jahren steht das Wirtshaus in Steinebach leer, und viele Wörthseer sind ungeduldig. Nachdem die Gemeinde das frühere Raabe-Areal im Mai für 2,3 Millionen Euro gekauft hatte, "habe ich auch gedacht, warum beginnen wir nicht sofort mit der Sanierung des Altbaus", sagte Muggenthal. Aber weil im Obergeschoss Wohnungen entstehen sollen und das Dach saniert werden muss, braucht es zuerst eine Raumeinteilung. Bald soll ein Projektsteuerer ausgewählt werden, der wiederum die Architektenleistungen ausschreibt. Auf dem Areal werden auch Wohnungen gebaut.

Auf dem Gelände zwischen Teilsrain, Etterschlager und Kuckuckstraße wünscht sich der Gemeinderat dauerhaft bezahlbare Wohnungen, am liebsten über eine eigene Genossenschaft. Die Entscheidung darüber fällt in der November-Sitzung. Außerdem soll auf dem Areal ein Lebensmittelmarkt entstehen und vielleicht auch ein Kindergarten. Die Gemeinde hat nun eine Feinplanung in Auftrag geben, die auch das Kirchenareal einbezieht, wo die Kirchenstiftung ein Seniorenzentrum plant. Träger sollen die Malteser sein. Fortschritte gibt es auch beim Dorfladen, berichtete die Bürgermeisterin. Die Kreissparkasse habe ihre Möbel ausgeräumt, der Umbau zum Dorfladen könne nun beginnen. Für den zweiten Vollsortimenter gebe es außer Rewe weitere Interessenten. Was wohl daran liegt, dass die Wörthseer deutschlandweit über ein überdurchschnittliches Einkommen und eine ebensolche Kaufkraft verfügen.

Wenn am 10. Dezember der neue Busfahrplan in Kraft tritt, "wird sich die ÖPNV-Welt in Wörthsee verändern". Große Worte von Verkehrsmanagerin Münster, mit denen sie die Vorstellung der neuen Buslinien 921, 923 und 928 einleitete. Etterschlag, Waldbrunn und Walchstadt seien dann im Stundentakt mit dem S-Bahnhof Steinebach, mit Weßling und Seefeld verbunden. Und das ganztags. Die Schüler fahren künftig mit dem Linienbus. "Es gibt keinen Grund mehr, mit dem Auto zu fahren", beschwor Susanne Münster die Zuhörer.

Thema der Bürgersammlung war auch Asyl. Derzeit leben 43 Flüchtlinge in Wörthsee. Die als Koordinatorin eingestellte Elli Unverdross hat zum Ende des Jahres gekündigt. Asylbewerber zu integrieren bei gleichzeitig überbordender Bürokratie und immer weniger Helfern habe Nerven gekostet, sagte Muggenthal. Unverdross habe "tolle Arbeit geleistet". Wie es weitergeht? Am 14. November findet um 19.30 Uhr im Rathaus ein Treffen mit Helfern und Gemeinde statt.

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