Süddeutsche Zeitung

Bürgerversammlung Wörthsee:150 neue Wohnungen und ein Sturzflutenkonzept

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Die Gemeinde will ihre Schönheit und Lebensqualität trotz des Siedlungsdrucks und Klimawandels bewahren. Ausgeklügelte Planungen, so hofft man im Rathaus, sollen dabei helfen

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Sonnenuntergang am See, Maifeste, Fischerstechen, Triathlon, Landkreislauf, Bürgerfest, Skulpturenweg, Christkindlmarkt - wie schön es in Wörthsee ist, was die Gemeinde im Jahresverlauf an kulturellen, sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen auf die Beine stellt, hat Kulturreferentin Juliane Seeliger von Gemmingen den fast 200 Besuchern der Bürgerversammlung mit einem Bilderreigen vor Augen geführt. Das war der Auftakt zu einer moderneren und kurzweiligeren Art von Bürgerversammlung, als sie bisher in Wörthsee üblich war. Dazu gehörte auch die Verleihung der Preise des Jugendfotowettbewerbs an diesem Abend. Aber wie können Schönheit und Lebensqualität trotz des Siedlungsdrucks in Wörthsee erhalten werden? Die Grundlagen dafür wurden im Integrierten städtebaulichen Konzept ermittelt. In ihrem Rechenschaftsbericht gab Bürgermeisterin Christel Muggenthal einen Überblick.

Wohnraum

Wörthsee braucht den Zuzug junger Familien, sonst würde die Einwohnerzahl sinken und die Gemeinde überaltern. Das war ein Ergebnis der Untersuchungen. Doch wohin mit den Familien, die Platz brauchen? Mit den jungen Leuten, die noch nicht so viel verdienen? Und mit den Senioren, die alleine in viel zu großen Häusern leben und gerne in kleinere Wohnungen umziehen würden? Da hat sich die lange Planungszeit in Wörthsee gelohnt: Auf dem Kirchenwirt-Areal in Steinebach wird die Gemeinde etwa 20 bezahlbare Wohnungen bauen. "Die ersten Anmeldungen von Senioren liegen schon vor", sagte Muggenthal. Erstbezug: Ende 2022. Am Teilsrain entstehen 60 Genossenschaftswohnungen, Fertigstellung 2023. Der Verband Wohnen baut an der Kuckuckstraße 30 Mietwohnungen, Erstbezug 2021. Und schließlich sind auf dem Grundstück der Kirchenstiftung an der Etterschlager Straße 40 Wohnungen für Senioren. Macht 150 Wohnungen in den kommenden Jahren.

Verkehr und Mobilität

Weil am Teilsrain nicht nur Wohnungen, sondern auch ein neuer Supermarkt entsteht, soll die Kreuzung Etterschlager-/Kuckuckstraße umgestaltet werden, kündigte Muggenthal an. Vor allem Fußgänger und Radfahrer sollen dort sicher die Straße queren können. Unterstützt wird die Gemeinde bei den Verhandlungen mit dem Staatlichen Bauamt von der Regierung von Oberbayern. Warum? "Weil es ausgesprochen selten vorkommt, dass so viele gemeinwohlorientierte Partner zusammenarbeiten: Kirchenstiftung, Gemeinde, Verein Wohnen, Genossenschaft und Nachbarschaftshilfe." Ebenfalls sicherer sollen die Kreuzungen am Dorfladen und am Kirchenwirt werden.

Wenn die Erdgasleitung an der Etterschlager Straße verlegt ist, wird dort ein Fahrradschutzstreifen angelegt. Für den Etterschlager Kreisel gibt es Überlegungen, eine Parkleitsystem zu installieren für die vielen Ausfügler, die an schönen Tagen an den Wörthsee drängen. Um dem Druck Herr zu werden, wurden viele Halteverbote ausgesprochen und Rettungswege ausgewiesen. Muggenthal: "Wir haben im vergangenen Jahr ungefähr 100 Halteverbotsschilder bestellt." Untersucht wird demnächst, ob die Seestraße verkehrsberuhigte Zone werden könne - "mit frühzeitiger Bürgerbeteiligung".

Umwelt

Mit der Ausrufung des Klimanotstands habe die Gemeinde anerkannt, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht sei, sagte die Bürgermeisterin. Wochenlange Hitze und vor allem Sturzfluten sind auch in Wörthsee die Folge. Mit Unterstützung der Regierung und des Wasserwirtschaftsamtes Weilheim wird die Gemeinde nun zusammen mit der AWA-Ammersee ein Sturzflutenkonzept entwickeln. Es wird mit 150 000 Euro bezuschusst. Außerdem ist die Gemeinde dem Energieeffizienznetzwerk beigetreten, um die Energiewende voranzubringen und die CO₂-Belastung zu reduzieren. Am Ziegelstadel wird ein Ökokonto angelegt.

Finanzen

Bau eines Kinderhauses und eines Veranstaltungssaals, Sanierung des Kirchenwirts, Neubau der Wasserwachtstation, Verschönerung der Seepromenade - wenn es nach Kämmerer Thomas Dischner geht, ist das alles finanzierbar. Auch wenn die Schulden noch bei 4,3 Millionen Euro liegen und die Rücklagen nur bei 1,6 Millionen: Die Einkommensteuer steigt seit vielen Jahren (4,6 Millionen Euro), die Gewerbesteuer bringt zwei Millionen, und die Gemeinde besitzt Grundstücke im Wert von vier Millionen.

Am Ende blieb Christel Muggenthal der Dank an ihre Verwaltung und an den Gemeinderat für die gute Zusammenarbeit. Lob gab es auch für sie. Ein Walchstadter, der zum ersten Mal eine Bürgerversammlung besuchte, sagte, er sei noch nie so gut informiert worden: "Gute Arbeit, Danke."

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Quelle:
SZ vom 08.11.2019
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