Süddeutsche Zeitung

Bürgerversammlung Weßling:Von der Müllumladestation zum Amphibienschutz

Für die Gemeinde steht aber der Schulneubau an erster Stelle

Von Patrizia Steipe, Weßling

Müllumladestation, Hauptstraße und Amphibienschutzzaun - es waren die großen Themen der Gemeinde, die bei der Bürgerversammlung im Pfarrstadel die Diskussion beherrschten. Rund 100 Weßlingern präsentierte Bürgermeister Michael Muther den Rechenschaftsbericht und stellte kommende Projekte vor. An erster Stelle steht der Neubau der Schule. Die 121 Weßlinger und 93 Oberpfaffenhofener Schüler sollen bis zum Bezug zusammen geführt werden. Dafür sollen die Dritt- und Viertklässler in die Schule nach Weßling und die Erst- und Zweitklässler nach Oberpfaffenhofen gehen. Endlich werde auch die geforderte Ampel im Bereich der Oberpfaffenhofener Schule genehmigt, teilte Muther mit.

Mehrere Hochstadter kritisierten die Pläne einer Awista-Müllumladestation in Oberbrunn nahe Hochstadt. Anton Quanz bat das Thema "Zersiedelung" zur Beurteilung der neuen Regierung vorzulegen und Gerhild Schenck-Heuck appellierte an die Weßlinger sich bei der Petition gegen den Standort einzuschreiben. Wie die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße voranschreite, wollte ein Anlieger wissen. "Der Umbau wird sich über Jahre hinziehen", so Muther. Parkbuchten, Querungshilfen, "Inseln", Halteverbot und Tempo 30 wären bereits realisiert. Generell würden alle Straßenbaumaßnahmen auf Eis liegen, bis Klarheit über die Straßenausbausatzung herrsche. Ein Bürger mahnte Geschwindigkeitskontrollen an. "Wir sind im Gespräch mit der Polizei", so Muther, der sich freute, dass dank der Einsprüche der Weßlinger, Inninger und Seefelder Bürgermeister die Bedarfsumleitung für die Autobahn doch nicht über die Hauptstraße durch die Dörfer verlaufen werde. "Die Umleitung kann auf der Begleitstraße bleiben kann". Und noch eine Neuigkeit: Die Gemeinde ist bis zum Herbst 2019 Modellprojekt beim Test eines "kombinierten Rad- und Fahrwegs".

Ein "Reizthema" sei der von der Gemeinde veranlasste Austausch der Wasserzähler durch Geräte mit Funkübertragung. "Das haben wir sofort gestoppt", so Muther. Bürger wie Gerd Pfister hätten sich Sorgen über die Belastung durch die Funkstrahlung sowie über die Datensicherheit gemacht. Pfister hatte Flugblätter gegen den "elektronischen Hausfriedensbruch" in der Gemeinde verteilt und 160 Bürger haben gegen den Austausch Widerspruch eingelegt. "Die Vorgehensweise der Gemeinde war falsch", gab Muther selbstkritisch zu. Er möchte auf einer Infoveranstaltung die Vorteile der Funk-Wasserzähler darlegen.

Die hohen Nachbesserungskosten für die Amphibienschutzanlagen monierte ein verärgerter Bürger. Nicht die Gemeinde, "sondern die Planer und ausführenden Firmen" müssten für den Pfusch zur Rechnung gezogen werden, forderte er. Applaus bekam er für die Aussage, "wir haben 42 Durchlässe für Kröten, aber an der Mitterwiese keine Querungshilfe für Passanten und Radler". Diese werde auch nicht kommen, für die Waldwege bestehe kein Anbindungsgebot, erklärte Muther.

Es gab auch ein paar Zahlen. So habe die Gemeinde mit 5610 Einwohnern 14 mehr als im Vorjahr. Es gab 38 Ehen und fünf Hausgeburten. Die meisten Bürger sind zwischen 49 bis 63 Jahre alt. In ein paar Jahren werde die Mehrheit der Weßlinger deswegen Senioren sein, so Muther. Damit die ältere Generation repräsentiert werde, regte SPD-Gemeinderätin Susanne Mörtl einen Seniorenbeirat an.

Finanziell stehe die Gemeinde dank sechs Millionen Euro an Gewerbesteuern "sehr gut" da. Der Gesamthaushalt beläuft sich auf 21 Millionen Euro. Die größten Ausgaben sind die Kreisumlage mit 4, 2 Millionen und die Personalkosten in Höhe von rund vier Millionen Euro. "Flau im Magen" sei ihm, so Muther, wenn er an die Landkreisprojekte wie die Erweiterung des Landratsamts und das Herrschinger Gymnasium denke. "Das treibt die Kreisumlage nach oben."

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Quelle:
SZ vom 14.11.2018
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