BürgerversammlungWagyu-Rinderzucht und Funkturm

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Premiere: Bürgermeister Rupert Steigenberger bei der ersten von ihm geleiteten Bürgerversammlung.
Premiere: Bürgermeister Rupert Steigenberger bei der ersten von ihm geleiteten Bürgerversammlung. (Foto: Franz X. Fuchs)

Berger sprechen problematische Vorhaben an und wünschen sich nächtliches Tempolimit auf der A 95

Von Katja Sebald, Berg

Es war nicht nur die erste Bürgerversammlung nach der Corona-Zwangspause, für den Berger Bürgermeister Rupert Steigenberger, der im März 2020 in sein Amt gewählt wurde, war es zugleich die Premiere, die er jedoch gut vorbereitet meisterte. Vielen Anfragen und Beschwerden konnte er ein "Ist schon auf dem Weg" entgegensetzen, sodass der Zettel mit seinen "Hausaufgaben" relativ kurz blieb. Am Ende verabschiedete er sich von den knapp 100 Berger Bürgern, die sich im Aufkirchner Postsaal versammelt hatten, mit den Worten: "Vielen Dank, dass Sie mich nicht komplett gegrillt haben."

Die Kriminalitätsrate in Berg ist im Jahr 2020 von 219 auf 209 statistisch erfasste Fälle zurückgegangen, vier Mal wurde in Wohnungen eingebrochen, acht mal rückte die Polizei wegen Drogendelikten an. Die liquiden Mittel der Gemeinde sind durch den pandemiebedingten Einbruch bei der Gewerbesteuer etwas abgeschmolzen, reichen aber immer noch aus, um den Rathausneubau zu stemmen, der mit knapp 16 Millionen Euro veranschlagt ist. Mit der bereits erfolgten Erhöhung der Hundesteuer, der Erhebung einer Zweitwohnungsteuer und der geplanten Erhöhung der Grundsteuer soll die Finanzlage der Gemeinde stabilisiert werden. Als erste Erfolge können der neue Bürgermeister und der neue Gemeinderat die Bürgerbeteiligung verbunden mit der Gründung eines Umwelt- und eines Mobilitätsausschusses verbuchen.

Der Windkraftanlage in den Wadlhauser Gräben verdankt die Gemeinde nicht nur erhebliche Erträge, sondern auch die Tatsache, dass das erste Elektromotorschiff auf dem Starnberger See nach dem innovativen Berg benannt wurde. Der Klimawandel sei im Ort angekommen, stellte Steigenberger mit Verweis auf den Hagel im Juni und das Hochwasser am Lüßbach im August fest. Ein effektives Niederschlagsmanagement sei deshalb eine der Herausforderungen für die Zukunft.

In Berg und seinen Ortsteilen lebt es sich nach wie vor relativ unbeschwert, sofern man nicht auf eine kostengünstige Wohnung angewiesen ist. Der Bedarf sei groß, das Angebot werde auch nach dem Bau des Wohnzentrums am Osterfeld knapp sein. Mit Blick auf den erheblichen Widerstand gegen dieses Bauprojekt betonte auch Landrat Stefan Frey in seinem Grußwort, dass er den Standort befürworte und dass man im Konflikt zwischen sozialen Interessen und Landschaftsschutz abwägen müsse.

Aus Gründen des Landschaftsschutzes erhebt sich auch Widerstand gegen ein geplantes Projekt für integratives Wohnen, das bei Gut Biberkor entstehen soll. In der Fragerunde sprachen sich Bürger aus Bachhauser Wies sowie aus Höhenrain mit Vehemenz gegen das Bauvorhaben im Außenbereich aus und erhielten viel Applaus.

Auffallend viele Wortmeldungen gab es von Bürgern aus Mörlbach. Auch auf ihrer Wunschliste standen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Neben der Erweiterung der Tempo-30-Zone im Ort gehört dazu vor allem eine nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung auf der nahen Autobahn. Die Verlegung eines sogenannten Flüsterbelags könne nur von Seiten der Gemeinde beantragt werden, gab ein lärmgeplagter Anwohner dem Bürgermeister mit auf den Weg. "Sie rennen da bei uns offene Türen ein", versprach Steigenberger einem Mörlbacher, der sich gegen das - vom Gemeinderat abgelehnte - Bauvorhaben für eine Wagyu-Rinderzucht aussprach. Im benachbarten Wadlhausen sei von denselben Eigentümern ein Mastbetrieb stillgelegt und zu Gewerbeflächen umgewandelt worden.

Gegen den geplanten Funkturm an der Autobahn sei die Gemeinde hingegen machtlos, sagte Bürgermeister Steigenberger. Erst die Autobahn, dann die Windräder, nun auch noch die Rinderzucht und ein Funkturm: "Jetzt kann uns dann nur noch der Himmel auf den Kopf fallen", resignierte ein Mörlbacher Bürger.

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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