Bürgerversammlung:Seefeld wird zur Baustelle

Seefeld: Edeka

Aus dem kleinen Supermarkt in Seefeld wird ein großer mit Drogerieabteilung. Einen Termin gibt es noch nicht.

(Foto: Nila Thiel)

Rathauschef Wolfram Gum bereitet die Einwohner seiner Gemeinde auf Belastungen vor - auch auf finanzielle

Von Ute Pröttel, Seefeld

Den Seefeldern stehen hohe Belastungen bevor. Damit meinte Bürgermeister Wolfram Gum in der Bürgerversammlung vom Mittwochabend nicht nur Dreck und Lärm durch Großbaustellen in der Ortsmitte, sondern auch die angespannte finanzielle Situation der Gemeinde. "Heute Abend ist das Bier noch frei", scherzte Gum. Ob sich die Gemeinde das in Zukunft noch leisten könne, stehe allerdings in den Sternen. Etwa 80 Bürger kamen in das Pfarrheim St. Peter und Paul.

Finanzen

Gerade einmal 2,3 Millionen Euro Einnahmen stehen der Gemeinde 2018 für Investitionen zur Verfügung. "Damit kann ich eigentlich gar nichts mehr machen", kommentierte Gum. Die mauen Einnahmen führt Gum vor allem auf den starken Rückgang der Gewerbesteuer zurück.Dem gegenüber stünden aktuelle Investitionen von 4,8 Millionen Euro. Der größte Posten kommt Gum zufolge den Feuerwehren zugute. Diese Investitionen verteidigt Gum entschieden. Die Ausstattung der Feuerwehren sei erste kommunale Pflicht, außerdem seien sie die letzten Bastionen, in denen noch Dorfgemeinschaft stattfinde. Mit 640 000 Euro schlagen die Kindertagesstätten zu Buche. Um Schulden zu vermeiden, werden Ausgaben gegenfinanziert durch die Rücklagen aus dem Jahr 2017 und Einnahmen aus Grundstücksverkäufen etwa am Oberfeld. 4,8 Millionen Euro spülten diese in die Kassen der Gemeinde. Am Dienstag hat der Gemeinderat beschlossen, die Steuern zu erhöhen.

Kanalsanierung

Als eine der wichtigsten Aufgaben nannte Gum die Sanierung und Erweiterung des Kanalsystems im Bereich Hedwigstraße, Aubachstraße, An den Meisterwiesen und Ulrich-Haid-Straße. Bei Starkregen sind die Tagwasserkanäle schnell überlastet und es kommt zu Hochwasser, das massive Schäden anrichtet. Ein Ausbau ist unumgänglich. Die Planungen dazu sind mittlerweile abgeschlossen, noch steht die wasserrechtliche Genehmigung aus. Gum hofft, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2019 los gehen. Im ersten Bauabschnitt rechnet er mit Kosten von 1,5 Millionen Euro.

Supermarkt

Edeka will nun doch in der Ortsmitte bleiben und nicht an den Ortsrand. Dies sei wichtig, um die Existenz der anderen kleinen Läden zu sichern, sagte Gum. Durch Um- und Anbau wird ein Vollsortimenter mit Drogerieabteilung und rund 70 Parkplätzen entstehen. Zuvor muss noch der Bebauungsplan geändert werden. Der Mietvertrag sei aber unter Dach und Fach.

Bezahlbarer Wohnraum

Der Siedlungsdruck aus München heraus wächst. Das spürt auch Seefeld. Beim Einheimischenprojekt "Am Höhenrücken" kam nur ein Viertel der Bewerber zum Zug. "Immerhin 30 junge Familien auf dem Weg zum Millionär", meinte Gum. Er hält das Vergabeverfahren allerdings für viel zu aufwendig und nicht mehr zeitgemäß: "Genossenschaftsmodelle sind die bessere Lösung." So baut an der Hedwigstraße die Maro-Genossenschaft von Herbst 2019 an etwa 22 Wohnungen für Jung und Alt. Das Grundstück wurde in Erbpacht vergeben. Die Gemeinde bleibt Eigentümerin. In unmittelbarer Nähe entsteht auch das neue Seniorenstift Pilsensee mit einer angeschlossenen Tagespflegeeinrichtung.

Post

Die Postfiliale Hechendorf ist mittlerweile im Lebensmittelmarkt Ginder untergebracht. Ob die Filiale in Seefeld erhalten bleibt, hängt davon ab, ob ein Mieter für den hinteren Teil des Gebäudes gefunden wird. Die Räume wurden frei, weil der Paketdienst dort ausgezogen ist. "Wenn sie eine kleine Firma kennen, die dort kurzfristig unterkommen will, melden sie sich bei uns", sagte Gum. Sollte dies nicht gelingen will die Post einen Container aufstellen. Später könnte die Filiale in den neuen Supermarkt umziehen.

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