Bürgerversammlung Pöcking:Ambitionierte Vorhaben

300 Zuhörer besuchen die Aussprache

Von Peter Haacke, Pöcking

Als Musterknabe unter den insgesamt 14 Kommunen im Landkreis Starnberg gilt die Gemeinde Pöcking: Das 5653 Einwohner zählende Dorf mit seinen sechs Ortsteilen ist schon seit Jahren schuldenfrei. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt Null, der Haushalt mit 45,6 Millionen Euro Gesamtvolumen ist ausgeglichen und das Sparkonto bleibt mit 56 Millionen Euro Rücklagen zum Jahresende weiterhin prall gefüllt. Gute Nachrichten also, die Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler am Donnerstag etwa 300 Interessierten - darunter auch Amtskollege Bernhard Sontheim aus Feldafing und der Pöckinger Gemeinderat - in der Bürgerversammlung überbrachte. Der Rathauschef machte aber auch deutlich, dass Pöcking 2019 einige Herausforderungen zu bewältigen hat.

"Ich habe viel zu berichten", sagte Schnitzler. Die Verwaltung hatte die Kerndaten der Gemeinde - Zahlen zum Haushalt, aktuelle und geplante Bauvorhaben, Nutzerzahlen von Hallenbad und Bücherei, Feuerwehr oder Kinderbetreuung - in einer Broschüre zusammengefasst. Damit blieb Schnitzler Zeit, gemäß vorgelegter Tagesordnung seinen Rechenschaftsbericht und die wichtigsten Zukunftsprojekte Pöckings zu präsentieren.

Kostspieligstes Vorhaben ist - neben einer drohenden Steuerrückzahlung über 17 Millionen Euro - das "Haus der Bürger und Vereine". Laut Schnitzler ist aufgrund widriger Umstände zwar weder das 10,5-Millionen-Budget noch der Zeitplan zu halten. Doch "insgesamt schaut es gar nicht so schlecht aus", sagte er. Die Eröffnung des Hauses, für das noch ein Name gesucht wird, ist für November 2019 geplant. Große Hoffnungen setzt die Gemeinde auf den Ausbau des Schmalzhofs, wo die Erschließung bereits begonnen hat. Hier entsteht auf 17 000 Quadratmeter Fläche - Besitzer sind jeweils zur Hälfte die Gemeinde und eine Eigentümergesellschaft - ein Gewerbe- und Handwerkerhof. Die Grundstücke sollen bevorzugt an heimische Betriebe vergeben werden. Für die gemeindliche Fläche hatten sich zwei Anbieter mit sieben Firmen und 14 Einzelbewerber gemeldet. Den Zuschlag erhielten eine Arzneimittelfirma sowie die Zimmerei Gansneder und eine Autowerkstatt, jeweils mit Handwerkerhof.

Allein der Tiefbau kostet rund 1,875 Millionen Euro. Auch in Maising rund ums Bundeswehr-Gelände tut sich was: Die Zufahrt zur General-Fellgiebel-Kaserne, die von 2020 an auch die Soldaten des aufgelösten Standorts in Feldafing aufnehmen wird, soll verlegt werden. Grund: Mit Eröffnung der Starnberger Westtangente am 3. Dezember wird sich das Verkehrsaufkommen auf der Staatsstraße 2563 von derzeit 4400 Fahrzeugen pro Tag bis 2025 nahezu verdreifachen. Die Zufahrt zur Kaserne liegt in einem unübersichtlichen Kurvenbereich, die Einmündung soll nun nach Norden verlegt werden. Die Kosten teilen sich Bund und Gemeinde. Eine Beteiligung am Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die St 2563 lehnt der Bund aber bisher ab. Die Maisinger Feuerwehr bekommt einen neuen Standort neben der Kaserne.

Der Traditionsgasthof Schauer in Possenhofen soll nach "40 Jahren Dornröschenschlaf" (Schnitzler) wiederbelebt werden. Für das ambitionierte Vorhaben - der Gasthof steht unter Denkmalschutz - gibt es erste Ideen. Der innerörtliche Verkehr nimmt in Pöcking zwar gefühlt zu, doch die Zahlen der jährlichen Verkehrszählung sind konstant. Bemerkenswert: 85 Prozent des Verkehrs sind hausgemacht, der Anteil der Radfahrer beträgt nur zwei Prozent. Schnitzler warb für eine intensivere Nutzung von Zweirädern, zumal auch die Infrastruktur für E-Mobile ausgebaut werden soll. Weitere Themen betrafen das Friedhofswesen, eine neue Fahrradanlage am S-Bahnhof und die Situation der insgesamt 129 Asylbewerber. Schnitzler kritisierte in diesem Zusammenhang die strengen Vorgaben des Landratsamts. Zum Abschluss dankte er den Ehrenamtlichen in Pöcking, die sich in vielfältiger Weise engagieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: