Bürgerversammlung:Inninger Träume zerplatzen

Das Straßenbauamt saniert zwar die Ortsdurchfahrt der Gemeinde für viereinhalb Millionen Euro. Aber wie eine Sonderbürgerversammlung zeigt, ist das nicht gleichbedeutend mit Sicherheit und weniger Verkehr

Von Astrid Becker, Inning

Tempo 30, Querungshilfen, Zebrastreifen und Fußgängerampeln - die Wunschliste vieler Inninger für mehr Sicherheit auf der etwa 1,4 Kilometer langen Ortsdurchfahrt nach der geplanten Sanierung ist lang. Doch erfüllt wird davon wohl nicht sehr viel. Das ist auf der außerordentlichen Bürgerversammlung am Dienstag zu den Plänen in der Mehrzweckhalle deutlich geworden. Etwa 450 Inninger waren der Einladung gefolgt, das ist beim Thema Straßenbauarbeiten rekordverdächtig im Landkreis. Die Ortsdurchfahrt und deren Sanierung, die etwa viereinhalb Millionen Euro kosten soll, dürfte eines der sensibelsten Themen in der kleinen Ammerseegemeinde sein, seit eine Mehrheit sich in gleich zwei Bürgerentscheiden, 2013 und 2016, gegen den Bau einer Umgehungsstraße ausgesprochen hatte.

Die Sicherheit auf der Durchfahrt, der Lärm, das mit etwa 12000 Fahrzeugen und 500 Schwertransportern am Tag hohe Verkehrsaufkommen im Ort, hatten in den vergangenen Jahren die Gemeinde in zwei Lager gespalten: Den einen missfiel die angedachte Trasse, die Inning vom See getrennt hätte. Die anderen, meist Anlieger der Ortsdurchfahrt, sehnten sich eine Entlastungsstraße herbei - und setzten, nach der Ablehnung der Trasse, zumindest auf Lärmberuhigung und geringeren Verkehr durch die geplante Sanierung der Ortsdurchfahrt.

Inning Verkehr

Nadelöhr Ortsdurchfahrt: Die Belastung durch den Durchgangsverkehr ist enorm, doch an den Zuständen wird sich kaum etwas ändern.

(Foto: Georgine Treybal)

Mit letzterem räumten allerdings gleich zu Beginn der Versammlung der neue zuständige Abteilungsleiter des Staatlichen Straßenbauamts Weilheim, Raphael Zuber, sowie der zuständige Planungsingenieur Benjamin Neudert auf: "Wir können auch mit einer sanierten Ortsdurchfahrt keinen Verkehr aussperren." Neudert, dessen Büro in Herrsching ist, hatte sich, wie er im Anschluss an die Versammlung sagte, viele Gedanken über die Staatsstraße gemacht, die durch die Gemeinde führt. An ganz anderen Stellen als nun wären da Verkehrsinseln, Querungshilfen und vieles mehr möglich gewesen. Doch dafür hätte es mehr Platz gebraucht: "Und die Grundstücksverhandlungen, die das Bauamt und die Gemeinde dafür geführt haben, sind mit einer Ausnahme gescheitert." Er spielt damit auf die Verkehrsinsel an, die es künftig auf Höhe der Salzstraße geben soll. Auch Querungshilfen sind geplant, aber für den Geschmack der Inninger offenbar zu wenig, wie die teilweise sehr emotional geführte Diskussion später zeigen sollte.

Hoch her ging es auch beim Thema Tempo 30, das immer wieder gefordert wird und von der Gemeinde auch mehrmals beantragt - und regelmäßig abgelehnt wurde. Selbst der Rechtsbeistand, den sich die Verwaltung schließlich nach einem Beschluss des Gemeinderats in dieser Frage suchte, konnte Inning laut Bürgermeister Walter Bleimaier nur wenig Hoffnung machen. Vielen der Anwesenden missfiel dies deutlich, einer forderte sogar - trotz zweier abgelehnter Bürgerentscheide - erneut doch "endlich" eine Umfahrung zu bauen.

Inning MZH,  BV

Knapp 450 interessierte Bürger besuchten die außerordentliche Bürgerversammlung der Gemeinde Inning zum Thema "Sanierung der Ortsdurchfahrt".

(Foto: Georgine Treybal)

Wann mit der Sanierung begonnen wird, steht noch immer nicht fest. Das Bauamt weiß erst im März, wie viel Geld ihm für alle anstehenden Arbeiten im Kreis zur Verfügung steht und wie dieses dann verteilt werden kann. Fest steht derzeit nur, dass die Straße in drei Bauabschnitten, ausgehend vom Kreisel im Süden, bis hin zur Auffahrt zur Lindauer Autobahn, saniert werden soll. Auch ein Entwurf zur Verkehrsführung für die Zeit der Arbeiten liegt vor, der soll aber noch überarbeitet werden. So böte sich eine Vollsperrung des nördlichen Teils der Straße während der Bauzeit an - für die Gewerbetreibenden dort wohl problematisch. Mit ihnen soll gesondert gesprochen werden. Und auch die Bürger würden regelmäßig über alles informiert, kündigte Bleimaier an: im monatlich erscheinenden Gemeindeblatt, auf der Homepage www.inning.de der Gemeinde, im Rathaus oder vor der Gemeinderatssitzung und neuerdings auch auf Facebook sowie über eine eigens dafür eingerichtete Telefonnummer: 08143/921-44 und Email ortsdurchfahrung@inning.de.

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