Bürgerversammlung:Gewappnet für das nächste Hochwasser

Bürgerversammlung: Insbesondere Possenhofen ist immer wieder von Hochwasser betroffen, wie dieses Bild aus dem Badegebiet "Paradies" aus dem Sommer 2010 zeigt.

Insbesondere Possenhofen ist immer wieder von Hochwasser betroffen, wie dieses Bild aus dem Badegebiet "Paradies" aus dem Sommer 2010 zeigt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Pöcking lässt als erste Gemeinde im Landkreis ein Konzept erstellen, um Bürger rechtzeitig vor Starkregen warnen zu können.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Als erste Gemeinde im Landkreis und eine der ersten in Bayern lässt Pöcking ein Starkregenrisikomanagement- Konzept erstellen. Die Untersuchung, wie betroffene Anwohner und Unternehmen mit Hilfe von Computersimulationen rechtzeitig gewarnt werden können, wird vom Freistaat gefördert. Auf der Bürgerversammlung im Beccult hat Bürgermeister Rainer Schnitzler (PWG) den etwa 60 anwesenden sowie 132 online zugeschalteten Bürgern erste Erkenntnisse vorgestellt.

Nach Angaben von Schnitzler war der Ortsteil Possenhofen besonders betroffen von den starken Hagel- und Regenfällen im Sommer. Hagel und das durch den Sturm herabfallende Laub hätten innerhalb weniger Minuten die Gullys verstopft, sagte er. Wie Florian Brodrecht vom beauftragen Planungsbüro erklärte, waren dadurch einige Keller überschwemmt worden. Eine erste Bestandsanalyse ergab, dass auch Gebäude am Starzenbach sowie Bereiche in Mulden und Senken im Gemeindegebiet von den Überflutungen betroffen waren. Die Details des integralen Konzepts sollen voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres vorliegen. Die Ergebnisse der Analyse will die Gemeinde dann auf ihre Homepage stellen. Sie können von betroffenen Bürgern heruntergeladen werden. Auf diese Weise könnten sie erste Maßnahmen zur Verhinderung ergreifen, beispielsweise Außenkellertreppen, Lichtschächte oder ebenerdige Eingangstüren absichern. Die Kommune könnte dem Planer zufolge zudem Rückhaltebecken und Notwasserwege erstellen.

Der Rathauschef rief die betroffenen Bürger auf, der Gemeinde Informationen und Fotos von ihren Schäden zur Verfügung zu stellen, damit die entsprechenden Details ebenfalls noch in die Untersuchung einfließen können.

Die Ergebnisse des ISEK-Programms, das Missstände im Ort und mögliche Problemlösungen untersucht, sollen nach Angaben von Bauamtsleiterin Mirjam Heuer ebenfalls im ersten Quartal 2022 vorliegen. Die Bürger waren dazu bereits im Oktober befragt worden. Demnach wünschen sie sich Verbesserungen bei der Verkehrssicherheit für die Kinder sowie bezahlbaren Wohnraum. Noch bis Ende Januar können die Bürger weitere Verbesserungsvorschläge einbringen. Sie sollen darüber hinaus auf Versammlungen im Januar sowie im Mai beteiligt werden.

Nach den vorliegenden Untersuchungen kann Pöcking ansonsten als eine "Insel der Seligen" gelten: Bildung, Einkaufen und medizinische Versorgung beurteilen die Bürger sehr positiv, die Einkommensstruktur ist hoch. Ein Drittel der Pöckinger verfügt über ein überdurchschnittliches Jahreseinkommen von mehr als 50 000 Euro. Mehr als 50 Prozent der Bürger wohnen in einem Einfamilienhaus, davon 47 Prozent im eigenen Heim. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Bevölkerung immer älter wird und die Gemeinde deshalb entsprechende Vorsorgestrategien entwickeln muss. Mirjam Heuer zog ein rundum positives Resümee: Pöcking ist ein sehr attraktiver Arbeits- und Lebensraum. "Ich glaube, da erzähle ich nichts Neues."

Laut Schnitzler sind auch die Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent zurückgegangen, Diebstahlsdelikte sogar um 50 Prozent. Lediglich Betrugsdelikte, etwa Schockanrufe oder der so genannte falsche Polizist, sind angestiegen. Ausführlich ging der Rathauschef in seinem Rechenschaftsbericht auf die Initiative der Gemeinde nach einem überörtlichen Radweg entlang der Seestraße ein. Zwar hatten sich die Nachbargemeinden auf eine Machbarkeitsstudie geeinigt, wonach dem Projekt sehr hohe Priorität eingeräumt wird. Eine Umsetzung jedoch werde dauern, sagte Schnitzler. Denn es sind viele Behörden beteiligt und entlang der Staatsstraße ist es zudem viel zu eng. Sollten vorhandene Wege genutzt werden, müssten mit zahlreichen Grundeigentümern Kaufverhandlungen geführt werden.

Weitere Themen waren geplante Investitionen wie etwa die Feuerwehrhäuser in Pöcking und Maising, eine neue Heimat für den Ortsverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), bezahlbare Wohnungen am Kinibauerweg, E-Ladesäulen und eine Glasfasererschließung für die Grundschule.

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