Bürgerversammlung:Gauting geht ans Eingemachte

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Gemeinde muss alte Schule noch im Dezember verkaufen, sagt Brigitte Kössinger bei der Bürgerversammlung

Von Blanche Mamer, Gauting

Zu ihrer dritten Bürgerversammlung in Gauting hatte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger am Montag die wichtigsten Vertreter der Verwaltung mitgebracht. Damit die Bürger wissen, wer was macht im Rathaus, stellten sich die einzelnen Geschäftsbereichsleiter vor. Sie standen später bei Bedarf für Fragen zur Verfügung und mussten sich Kritik gefallen lassen. So monierte Seniorenbeiratsmitglied Hans Herde, dass sein Vorschlag, an Bahnhof eine Rampe für Rollstuhlfahrer zu bauen, vom Tiefbauamt nicht beantwortet worden sei. Und die Anwohner der Frühlingsstraße wollten nicht glauben, dass es noch keine Planung für die Umleitung beim zweiten Bauabschnitt der Münchener Straße und des Münchener Bergs im kommenden Frühling gebe. Sie befürchten, dass ihre Wohnstraße erneut zur Ausweichstrecke wird.

Die klammen Finanzen waren Schwerpunkte im Rechenschaftsbericht der Bürgermeisterin. Vor allem die niedrige Gewerbesteuer ist Grund zur Sorge: Sie lag bei nur 4,8 Millionen Euro. Zum Vergleich, die Nachbargemeinde Krailling mit 8000 Einwohnern liegt knapp darüber, Gräfelfing nimmt 50 Millionen Euro an Gewerbesteuer ein. Gut steht es dagegen bei der Einkommenstreuer: Mit zirka 17,8 Millionen Euro hat sie sich um eine Million Euro erhöht. Insgesamt muss Gauting 9,5 Millionen Euro an den Kreis abgeben. Die Kreisumlage werde sicher noch weiter steigen. Dass die Schulden in ihrer Amtszeit nach oben gegangen sind, liege am Umbau der alten Realschule zur Grundschule. "Ich habe mir keine goldenen Kronleuchter gekauft, sondern musste den Schulumbau für 6,9 Millionen Euro finanzieren. Meine Vorgängerin und der damalige Gemeinderat hatten geplant, die neue Schule über den Verkauf des alten Schulgebäudes an der Bahnhofstraße zu finanzieren. Da die alte Schule noch nicht verkauft ist, müssen wir die Rücklagen angreifen", so Kössinger. Am 31. Dezember 2015 verfügte die Gemeinde noch über Erspartes in Höhe von 6,6 Millionen Euro, 2,8 Millionen Euro sollen ausgegeben werden. Zudem sitzt die Rechtsaufsicht des Landkreises der Gemeinde im Nacken: "Wir müssen die Schulden, so schnell es geht, bezahlen und die Schule noch in diesem Jahr verkaufen." Darum müsse sich der Gemeinderat in seiner Dezembersitzung für einen Investor entscheiden. Welche Investoren in der Auswahl sind, sagte sie allerdings nicht.

Auf die Frage eines Elternvertreters der Grundschule bestätigte sie später, dass der jetzige Schulhof etwas arrondiert, also verkleinert werden müsse. Der Spielehügel neben dem kleinen Haus fällt weg, das Gelände soll dem zu verkaufenden Grund zugeschlagen werden. "Wir wollen, dass der Investor vernünftig bauen kann. Das Pausenhofgrundstück bleibt ausreichend groß für die verbliebenen 350 Schüler", sagte Kössinger und versprach, auf dem Pausenhof Bewegungs- und Klettergeräte aufzustellen. Die Zufahrt zur Tiefgarage für das Geschäftshaus sei zwischen dem alten Schulgebäude und der Mittagbetreuung in der Ammerseestraße geplant. Damit die Schulkinder ungefährdet über die Straße kommen, werde der Übergang durch eine Ampelanlage geregelt.

Kössinger betonte auf Nachfrage eines Bürgers, für die Planung des Wohn- und Geschäftshauses an der Bahnhofstraße seien drei Kriterien vorgegeben: die städtebauliche Verträglichkeit, die Nutzung und der Preis. Sobald der Bauherr feststehe, werde der Bebauungsplan gemacht. Kössinger versicherte, es werde keine 08/15 Architektur geben. Zum Bahnhof sagte sie, es wäre ihr Wunsch, das alte Gebäude zu erhalten. Dazu sei aber eine neue Abstimmung nötig, da der Abrissbeschluss des alten Gemeinderates immer noch gültig sei.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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