Bürgerversammlung:Andechser Ärgernisse

Firmengelände von Strobl

Das Betriebsgelände der Firma Strobl in Frieding.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

In der Bürgerversammlung muss sich Gemeindechefin Anna Neppel viel Kritik anhören. Die Aufreger lauten Umbau der Kreuzung, Sanierung des alten Schulhauses und Gewerbegebiet Frieding-Nord.

Von Blanche Mamer, Andechs

Es ging hoch her bei der Bürgerversammlung in Andechs am Montag im Klostergasthof. In jedem der drei Gemeindeteile Erling, Frieding und Machtlfing gibt es mindestens ein großes Thema, das die Bürger aufregt, was Bürgermeisterin Anna Neppel nach ihrem Jahresbericht zu spüren bekommen hat.

Erling

In Erling rumort es vor allem wegen der Sanierung der Herrschinger Straße und des Umbaus der Kreuzung in der Ortsmitte, dem sogenannten Knotenpunkt. Hinzu kommt die Befürchtung, Beiträge zu den Ausbaukosten der Gehwege zahlen zu müssen. Etwa 1,2 Millionen Euro an Investitionsvorhaben für die Sanierung der Herrschinger Straße nannte Neppel allein für 2015/2016. Darin enthalten sind: der Straßenentwässerungskanal für 350 000 Euro, mit Platten belegte Gehsteige für etwa 285 000 Euro und die Beleuchtung für 28 000 Euro. Neppel betonte, die Straßenausbaubeitragssatzung, die 2003 überarbeitet wurde, bleibe vorerst erhalten, die Kosten für die Gehsteige würden nicht umgelegt, solange es keine Entscheidung aus dem Landtag gebe. Ein Anwohner kritisierte vehement die Auswahl der Unternehmer für den Straßenbau. "Da nimmt man doch eine solide Firma. Wir haben schon einen Wasserschaden, weil der Subunternehmer miserabel gearbeitet hat", schimpfte er. Der Anlieger Hubertus Schroll beklagte sich, dass sein Anwesen zwar am Knotenpunkt liege, dass es jedoch der Herrschinger Straße zugerechnet worden sei und er eine Mitteilung über die Höhe des zu zahlenden Beitrags erhalten habe. 2013 sei noch erklärt worden, dass die Gehsteige nicht gemacht und es somit keine Umlage geben werde, monierte ein anderer Anwohner. Er kritisierte zudem die Lage der Fußgängerinseln und klagte, dass ein Rollstuhlübergang am kritischsten Punkt vorgesehen wurde. Hier meldete sich die Schulweghelferin Manuela Behnke und beantragte, an der Einmündung der Andechser Straße auf die Kreuzung ein Stopp-Schild anzubringen, da die meisten Autofahrer zu schnell seien. Mit zwei wichtigen Bauvorhaben in Erling soll heuer begonnen werden: Für das Kinderhaus sind 20 000 Euro, für die Schulsporthalle neben der jetzigen Grundschule sind 10 000 Euro eingeplant. Laut Machbarkeitsstudio braucht die Gemeinde drei Hortgruppen, eine Krippen- und eine Kindergartengruppe und eine Einfachsporthalle. Darüber war sich der Gemeinderat einig. Die Ausschreibung für einen gemeinsamen Architekten ist in Vorbereitung. Allerdings stellte Johann Oberhofer, Vorsitzender des TSV Andechs-Erling, den Antrag, eine ausreichend große Halle zu bauen, damit die etwa 700 Mitglieder Platz zum Trainieren und für Wettkämpfe haben. Neppels lapidare Antwort: "Gern, wenn der TSV uns das Geld dafür gibt."

Ortsmitte der Gemeinde Andechs; Ortsmitte von Andechs

Die umgestaltete Kreuzung in der Andechser Ortsmitte.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Machtlfing

Kritik regnete es wegen der Höhe der Kosten für den Umbau und die Sanierung des alten Schulhauses in Machtlfing. Wie berichtet, hatte die Kostenexplosion von 650 000 Euro auf 1,1 Millionen Euro bereits im Gemeinderat Unruhe verursacht. "Der Architekt hat den Brandschutz nicht auf die Reihe gekriegt und musste nachbessern. Die Ausschreibung für die Gewerke war von Anfang an mangelhaft. Es gibt jetzt schon Baumängel, Feuchtigkeit ist drin. Die Bauzeit wurde ebenfalls nicht eingehalten. Der Architekt gehört verklagt", sagte der Machtlfinger Schreinermeister Martin Sontheim. Das Honorar müsste auf die ursprüngliche Bausumme berechnet werden, forderte er. In der Gemeinderatssitzung im November hieß es, dass für Honorare und Gutachten 188 000 Euro aufgewendet wurden. "Der Architekt wird belohnt dafür, dass er so viel teurer baut", fand Sontheim.

Zudem warf der Machtlfinger der Bürgermeisterin und dem Gemeinderat vor, das wirklich Wichtige aus den Augen verloren zu haben. "Hier wird über E-Mobilität und Blümchen am Weg gesprochen. Aber nicht über Einsparungen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Kein Euro werde für Wärmedämmung, Fenstertausch oder Solar- und Fotovoltaikanlagen eingeplant. Beispielsweise stelle die Gemeinde überall Container auf, doch niemand befasse sich mit der enormen Energieverschwendung. Zudem werde aus den Provisorien ein Dauerzustand.

Machtlfing Alte Schule

Die renovierte alte Schulein Machtlfing.

(Foto: Georgine Treybal)

Frieding

Und schließlich Frieding! Es gebe einige Vorhaben, aber kein Wort über Frieding-Nord, stellte ein Bürger fest. Anton Jost, einer der Wortführer der Petition an den Landtag gegen das geplante Gewerbegebiet in Frieding, kritisierte, dass die Bauwilligen gehört werden, nicht aber die Bürger. "Es gibt keinen Bebauungsplan und die bauen einfach weiter", klagte er. Es gehe hier um ein Sondergebiet Landwirtschaft, das werde jedoch nicht beachtet. Das Gelände sei nie aus dem Landschaftsschutz herausgenommen worden, wie beim Gerichtstermin mit dem Petitionsausschuss behauptet worden sei. Neppel sagte, demnächst werde sie öffentlich im Gemeinderat informieren.

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